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MoR 02 - Eine Krone aus Gras

Titel: MoR 02 - Eine Krone aus Gras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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seinen Worten geglaubt und darauf vertraut hatte, daß Sulla mit seinem Heer auf dem Marsfeld bleiben würde, mußte spätestens jetzt einsehen, daß Sulla um jeden Preis in Rom einmarschieren wollte.
    »Quintus Pompeius, du ziehst mit der vierten Legion zur Porta Collina.« Im stillen fragte Sulla sich, wie lange sein Kollege durchhalten würde. »Du wirst die Stadt nicht betreten«, sagte er sanft, »mach dir also keine Sorgen. Du sollst nur dafür sorgen, daß keine Truppen auf der Via Valeria nach Rom hineinmarschieren können. Schlag mit deinen Männern ein Lager auf und warte auf Nachricht von mir. Wenn du Truppen auf der Via Valeria näherrük- ken siehst, schick einen Boten zur Porta Esquilina. Dort werde ich sein.«
    Dann wandte er sich an Lucullus. »Lucius Licinius, du marschierst mit der ersten und dritten Legion los, so schnell es geht. Ihr habt einen weiten Weg. Überquere den Tiber bei der milvischen Brücke und marschiere über den Campus Vaticanus nach Transtiberim. Mach dort halt. Besetze das ganze Viertel und stelle an allen Brücken Posten auf — an den Brücken, die auf die Tiberinsel führen, an der Pons Aemilius und an der alten Holzbrücke.«
    »Soll ich nicht auch die milvische Brücke besetzen?«
    Sulla grinste böse und triumphierend. »Auf der Via Flaminia werden keine Legionen anrücken, Lucius Licinius. Ich habe einen Brief von Pompeius Strabo erhalten — er verabscheut das gesetzwidrige Vorgehen von Publius Sulpicius und würde es begrüßen, wenn Gaius Marius das Kommando gegen Mithridates nicht bekommt.«
    Sulla wartete, bis Pompeius Rufus und Lucullus genügend Vorsprung hatten, dann machte er sich mit seinen beiden Legionen — der zweiten Legion und einer Legion, die keine Nummer hatte, weil sie nicht die Legion eines Konsuls war — auf den Weg in Richtung Porta Esquilina. Von der Kreuzung der Via Latina mit der Via Appia und einer Ringstraße aus war die Servianische Mauer noch zu weit entfernt, um Schaulustige darauf zu entdek- ken, aber als Sulla auf der Straße, die durch Roms Nekropolis mit ihren engen Reihen von Grabmälern führte, nach Osten marschierte, rückte die Stadtmauer näher, und die Soldaten konnten sehen, daß sich auf ihr die Menschen drängten, um ungläubig staunend das Schauspiel zu betrachten, das sich ihnen bot.
    Vor der Porta Esquilina zögerte Sulla nicht mehr. Er schickte die Legion ohne Nummer im Laufschritt nach Rom hinein. Die Soldaten sollten nicht auf den Straßen vorrücken, sondern die Servianische Mauer ersteigen und den hohen Doppelwall besetzen, den Agger. Der Wall reichte von der Porta Collina bis zur Porta Esquilina, so daß Sullas Männer dann mit Pompeius Rufus’ Männern Verbindung hatten. Sobald die Legion den Agger besetzt hatte, postierte Sulla die ersten beiden Kohorten der zweiten Legion auf dem großen Marktplatz, auf der anderen Seite der Porta Esquilina, die anderen Kohorten dagegen direkt vor dem Stadttor. Rom war umzingelt. Was jetzt passieren würde, hing von Publius Sulpicius und Gaius Marius ab.
    Der Esquilin war kein geeigneter Ort für militärische Manöver. Die Straßen zum Forum Esquilinum waren eng und immer verstopft. Jede breitere Stelle war mit Buden, Ständen, Karren und Wagen verstellt, und auf dem großen Marktplatz wimmelte es von Händlern, Passanten, Waschfrauen, Sklaven auf dem Weg zum Brunnen, essenden und trinkenden Menschen, Ochsenkarren, Eseln mit Tragkörben und fliegenden Händlern. Hier gab es billige Schulen und Hunderte von Ställen. Viele Gassen und Pfade führten zum Forum Esquilinum, und zwei große Straßen endeten hier — der Clivus Suburanus, der von der Subura hierherführte, und der Vicus Sabuci, der vom Palus Cerolinae kam, dem südöstlich des Sumpfes gelegenen Viertel kleiner Betriebe und Werkstätten. Und doch fand auf diesem ungeeigneten Boden die Schlacht um Rom statt, ungefähr eine Stunde, nachdem Sulla die Stadt betreten hatte.
    Das Forum Esquilinum war natürlich rücksichtslos geräumt worden. Wo sonst Markt war, standen jetzt stumm und in Reih und Glied die Soldaten. Sulla saß in seiner Rüstung auf einem Maultier neben der roten Feldherrnfahne und den Feldzeichen der zweiten Legion, der Legion des Konsuls. Eine Stunde war vergangen, als ein eigenartiges Summen das Schreien und Lärmen auf den Straßen um den Platz verstummen ließ. Das Summen kam näher und schwoll an, bis schließlich die Ursache auszumachen war: Es war das Kampfgeschrei vieler hundert Männer.
    Aus allen

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