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MoR 02 - Eine Krone aus Gras

Titel: MoR 02 - Eine Krone aus Gras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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freundlichen und entspannten Sulla vor, was sie nach den Berichten ihrer Informanten in Rom keinesfalls für möglich gehalten hätten.
    »Keine Sorge, es wird alles geregelt«, grinste Sulla.
    »Wie ist das möglich?« fragte Metellus Pius erstaunt. »Wie ich höre, drohen dir Klagen — wegen Mord und Verrat!«
    »Ich habe meinem guten Freund Gnaeus Pompeius Strabo geschrieben und ihm mein Herz ausgeschüttet. Er schreibt, er werde alles regeln.«
    »Das wird er sicher.« Ein Lächeln erhellte allmählich Mamercus’ Züge.
    »Ach, Lucius Cornelius, wie bin ich froh!« rief Metellus. »Es ist nicht gerecht, wie sie dich behandeln. Selbst zu Saturninus waren sie netter. So, wie sie sich momentan aufführen, könnte man meinen, Sulpicius sei ein genialer Führer, kein skrupelloser Verführer!« Er hielt inne, selbst verblüfft über seine Wortgewandtheit. »Das war gut, nicht?«
    »Spar dir das für deine Reden auf dem Forum, wenn du für das Konsulat kandidierst«, sagte Sulla. »An mich ist so etwas verschwendet, ich bin in der Schule über die Anfänge nicht hinausgekommen.«
    Mamercus sah Sulla verblüfft an. Er mußte sich unbedingt einmal in Ruhe von Metellus erzählen lassen, was dieser über Sullas Leben wußte. Zwar kursierten auf dem Forum jede Menge Gerüchte über Römer, die ungewöhnlich begabt waren oder sonstwie auffielen, aber darauf gab Mamercus nicht viel; seiner Ansicht nach trieb da die Phantasie untätig herumlungernder Forumsbesucher üppige Blüten.
    »Sobald du Italien verlassen hast, verschwinden deine Gesetze. Was willst du tun, wenn du wieder hier bist?« fragte Mamercus.
    »Das überlege ich mir dann schon, jetzt kümmert es mich noch nicht.«
    »Aber was kannst du tun, Lucius Cornelius? Meiner Meinung nach ist die Lage dann hoffnungslos.«
    »Es gibt immer einen Weg, Mamercus, und glaube mir, ich werde mich auf diesem Feldzug nicht mit Wein und Weibern beschäftigen!« Sulla lachte unbekümmert. »Ich gehöre zu Fortunas Lieblingen, du wirst schon sehen. Fortuna sorgt immer für mich.«
    Sie setzten sich und sprachen über die letzten Kämpfe des Krieges in Italien und die Zähigkeit, mit der die Samniten weitermachten; die Samniten kontrollierten immer noch ein großes Gebiet zwischen Aesernia und Corfinium, außerdem die Städte Aesernia und Nola.
    »Sie hassen Rom seit Jahrhunderten, und ihr Haß macht sie stark.« Sulla seufzte. »Ich hatte gehofft, Aesernia und Nola würden noch vor meiner Abreise nach Griechenland kapitulieren. Jetzt sieht es so aus, als könnten sie noch auf mich warten, wenn ich zurückkomme.«
    »Wir werden alles tun, um das zu verhindern«, sagte Metellus.
    Ein Sklave klopfte und sagte leise, das Essen sei fertig.
    Sulla stand auf und ging in das Speisezimmer voraus. Während sie aßen und die Sklaven eifrig hin und her liefen, lenkte Sulla das Gespräch auf angenehme, unbedeutende Themen, und sie genossen ein Vorrecht alter Freunde: Jeder hatte eine Liege für sich allein.
    »Lädst du nie Frauen ein, Lucius Cornelius?« fragte Mamercus, als die Sklaven entlassen waren.
    Sulla zuckte die Achseln und grinste. »Im Feld, weit weg von der eigenen Frau, meinst du das?«
    »Ja.«
    »Frauen machen zuviel Ärger, Mamercus, darum lautet meine Antwort nein.« Sulla lachte. »Wenn diese Frage mit deinen Beschützerpflichten Delmatica gegenüber zu tun hatte, so hast du eine ehrliche Antwort bekommen.«
    »Ich habe nur aus gewöhnlicher Neugier gefragt,« sagte Mamercus ruhig.
    Sulla setzte seinen Becher ab und sah zu dem Sofa hinüber, auf dem Mamercus ruhte; er betrachtete seinen Gast so sorgfältig wie nie zuvor. Kein Paris oder Adonius oder Memmius, das sicher nicht. Dunkles, sehr kurz geschnittenes Haar, also keine Locken, was seinen Barbier wahrscheinlich zur Verzweiflung getrieben hatte, eine ziemlich flache, gebrochene Nase in einem nicht gerade ebenmäßig geschnittenen Gesicht, tiefliegende Augen und eine klare, braune, glänzende Haut, sein größtes Plus. Ein gesunder Mann, dieser Mamercus Aemilius Lepidus Livianus. Und stark, denn er hatte Silo im Nahkampf getötet — wofür er den Bürgerkranz aus Eichenlaub erhalten hatte. Er war also mutig. Nicht so intelligent, als daß er Rom je gefährlich werden könnte, aber auch kein Dummkopf. Laut Metellus Pius war er selbstbewußt, ein zuverlässiger Mann in jeder Situation und ein vertrauenswürdiger Untergebener. Scaurus hatte ihn sehr gern gehabt und ihn als Testamentsvollstrecker eingesetzt.
    Mamercus merkte

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