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MoR 02 - Eine Krone aus Gras

Titel: MoR 02 - Eine Krone aus Gras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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etwa an den Skandal mit Lucius Licinius Lucullus vor fünf Jahren«, sagte Nikomedes. »Anfang Frühjahr kam er hierher und verlangte zwei Legionen Hilfstruppen, um gegen die Sklaven in Sizilien Krieg zu führen, wie er sagte.« Die Stimme des Königs wurde gereizt. »Ich erklärte ihm, ich könne ihm wegen der Tätigkeit der römischen Steuerpächter, die mein Volk in die Sklaverei verschleppen, keine Truppen zur Verfügung stellen. >Befreie mein versklavtes Volk, so wie es der Erlaß des Senats vorsieht, der den Sklaven aller römischen Gebiete mit Verbündetenstatus die Freiheit zusichert!< sagte ich zu ihm. >Dann habe ich wieder ein Heer, und mein Land wird wieder blühen.< Weißt du, was er mir antwortete? Daß der Erlaß des Senats nur für Sklaven aus italischen Gebieten mit Verbündetenstatus gelte!«
    »Da hatte er ganz recht«, sagte Marius und streckte die Beine aus. »Hätte der Erlaß auch Sklaven von Völkern betroffen, die den Status eines Freundes und Verbündeten des römischen Volkes besitzen, wärst du vom Senat offiziell davon in Kenntnis gesetzt worden.« Unter den gewaltigen Augenbrauen richtete sich ein scharfer Blick auf den König. »Soviel ich weiß, konntest du die Truppen für Lucius Licinius Lucullus dann ja doch auftreiben.«
    »Nicht so viele, wie er wollte, aber ja, ich habe Männer für ihn gefunden. Oder vielmehr, er fand die Männer selbst. Als ich ihm sagte, es stünden keine Männer zur Verfügung, ritt er aus Nikomedeia hinaus aufs Land und kam nach ein paar Tagen wieder, um mir zu sagen, er habe genügend Männer gesehen. Ich versuchte ihm zu erklären, die Männer, die er gesehen habe, seien Bauern und keine Soldaten, aber er meinte nur, Bauern seien ausgezeichnete Soldaten und daher für seine Pläne bestens geeignet. Also nahm er siebentausend Männer mit und brachte mich dadurch in größte Schwierigkeiten, weil ich die Leute doch brauchte, um mein Königreich zahlungsfähig zu erhalten!«
    »Ein Jahr später hast du sie zurückbekommen, und obendrein mit Geld in ihren Börsen.«
    »Ein Jahr, in dem nicht genug Felder bestellt werden konnten«, erwiderte der König hartnäckig. »Ein Jahr mit zu niedrigen Ernten, Gaius Marius, wirft uns angesichts der Tribute, die Rom von uns fordert, um zehn Jahre zurück.«
    »Ich möchte gerne wissen, warum es in Bithynien überhaupt Steuereintreiber gibt«, sagte Marius, der merkte, daß der König immer größere Schwierigkeiten hatte, seinen Standpunkt zu begründen. »Bithynien gehört doch gar nicht zur römischen Provinz Asia.«
    Nikomedes wand sich. »Das Problem ist, Gaius Marius, daß einige meiner Untertanen von den römischen Steuerpächtern in der Provinz Asia Geld geborgt haben. Die Zeiten sind schwierig.«
    »Und warum sind die Zeiten schwierig, König? Spätestens seit Ausbruch des sizilianischen Sklavenkrieges müßte es euch hier doch eigentlich immer besser gehen. Ihr baut viel Getreide an, und ihr könntet noch mehr anbauen. Die Agenten Roms haben jahrelang zu überhöhten Preisen Getreide gekauft, und zwar besonders in dieser Gegend. Weder du noch die Provinz Asia konnten auch nur die Hälfte dessen zur Verfügung stellen, was unsere Agenten hätten kaufen sollen. Der Großteil kam schließlich, wie ich gehört habe, aus den Ländern unter der Herrschaft des Königs Mithridates von Pontos.«
    Aha, das war es! Marius’ unnachgiebiges Nachbohren hatte schließlich die Kruste von Bithyniens eiternder Wunde gehoben, und nun schoß das ganze Gift mit einem Mal hervor.
    »Mithridates!« schimpfte der König und sprang fast von seinem Stuhl auf. »Ja, Gaius Marius, das ist die Giftnatter in meinem Hinterhof! Mithridates ist der eigentliche Grund von Bithyniens schwindendem Wohlstand! Es kostete mich einhundert Talente Gold, die ich kaum aufbringen konnte, mir Unterstützung in Rom zu kaufen, als er beantragte, Freund und Verbündeter des römischen Volkes zu werden! Und jedes Jahr kostet es mich noch viel mehr als das, mein Land gegen seine hinterlistigen Übergriffe zu schützen! Wegen Mithridates brauche ich ein stehendes Heer, und das kann sich doch kein Land leisten! Sieh dir an, was er erst vor drei Jahren in Galatien begangen hat! Einen Massenmord bei einem Gelage! Vierhundert Anführer bei einer Versammlung in Ankyra gemeuchelt, und nun regiert er alle Länder um Bithynien — Phrygien, Galatien, den Küstenbereich von Paphlagonien. Ich sage dir ganz offen, Gaius Marius, wenn Mithridates jetzt nicht aufgehalten wird,

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