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MoR 02 - Eine Krone aus Gras

Titel: MoR 02 - Eine Krone aus Gras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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und unnatürlich. Immer wieder las sie die entscheidende Passage, dann ließ sie den Brief sinken.
    »Es ist nicht Aurelia«, sagte sie bestimmt. »Ich werde nie glauben, daß es Aurelia ist!«
    »Wer sollte es sonst sein? Rote Haare, Julia! Das ist das Brandzeichen des Lucius Cornelius Sulla, nicht des Gaius Julius Caesar!«
    »Publius Rutilius hat noch andere Nichten«, sagte Julia hartnäk- kig.
    »Die engen Kontakt mit Lucius Cornelius haben und allein in Roms übelstem Viertel leben?«
    »Woher sollen wir das wissen? Möglich ist es.«
    »In Pisidien glauben die Leute an fliegende Schweine.«
    »Was hat Roms Altstadt übrigens damit zu tun?«
    »Dort kann man leicht unbemerkt eine Affäre haben«, sagte Marius vergnügt. »Wenigstens solange, bis man einen kleinen rothaarigen Kuckuck ins Familiennest gesetzt bekommt!«
    »Jetzt hör doch auf, dich auch noch daran zu freuen!« rief Julia ärgerlich. »Ich glaube es nicht und werde es nie glauben.« Dann fiel ihr noch etwas ein. »Außerdem kann es nicht mein Bruder Gaius sein. Er kann noch nicht nach Rom zurückgekehrt sein, und wenn er doch schon in Rom wäre, hättest du davon erfahren. Er arbeitet doch in deinem Auftrag in Africa.« Sie sah Marius herausfordernd an. »Na? Was sagst du nun, mein Gatte?«
    »Wahrscheinlich hat er mir nach Rom geschrieben«, sagte Marius ohne viel Überzeugung.
    »Nachdem ich ihm geschrieben habe, wir seien drei Jahre unterwegs? Und ihm gesagt habe, wo wir uns ungefähr aufhalten würden? Komm, Gaius Marius, gib zu, es ist ganz unwahrscheinlich, daß es sich um Aurelia handelt!«
    »Ich gebe gern zu, was du willst«, sagte Marius lachend. »Aber trotzdem, Julia, es ist Aurelia!«
    »Ich fahre nach Hause.« Julia stand auf.
    »Ich dachte, du wolltest nach Ägypten?«
    »Ich fahre nach Hause«, wiederholte Julia. »Es ist mir egal, wohin du fährst, Gaius Marius, obwohl mir am liebsten wäre, du würdest dich ins Land der Hyperboreer verziehen. Ich jedenfalls fahre nach Hause.«

II. Kapitel
    Ich gehe nach Smyrna und hole mein Vermögen her«, erklärte Quintus Servilius Caepio seinem Schwager Marcus Livius Drusus auf dem Nachhauseweg vom Forum Romanum.
    Drusus blieb stehen, und eine seiner spitzen schwarzen Augenbrauen schnellte in die Höhe. »So! Hältst du das für klug?« fragte er und hätte sich schon im nächsten Moment für seine Taktlosigkeit die Zunge abbeißen können.
    »Was meinst du mit klug?« fragte Caepio streitsüchtig.
    Drusus nahm Caepios rechten Arm. »Genau was ich gesagt habe, Quintus. Ich will damit nicht andeuten, daß es sich bei deinem Vermögen in Smyrna um das Gold von Tolosa handelt — und auch nicht, daß dein Vater das Gold von Tolosa gestohlen hat. Tatsache ist aber: Fast ganz Rom glaubt, daß dein Vater schuldig ist und daß es sich bei dem auf deinen Namen in Smyrna hinterlegten Vermögen um das Gold von Tolosa handelt. Wenn du das Vermögen früher zurückgeholt hättest, hättest du deswegen wahrscheinlich nur ein paar böse Blicke kassiert und festgestellt, daß der Sache ein Geruch anhaftet, der sich nachteilig auf deine politische Karriere ausgewirkt hätte. Aber heute sieht die Sache ganz anders aus. Es gibt eine lexServilia Glaucia de repetundis, wie du weißt. Die Zeiten, in denen ein Statthalter seine Provinz schamlos ausbeuten und auspressen konnte und seine Beute dann ungehindert in Sicherheit bringen konnte, sind vorbei. Glaucias Gesetz sieht ausdrücklich vor, daß unrechtmäßig erworbenes Vermögen dem letzten Empfänger und dem Veruntreuer wieder abgenommen werden kann.«
    »Darf ich dich daran erinnern, daß Glaucias Gesetz nicht rückwirkend gilt?« bemerkte Caepio spitz.
    »Das kann sich schnell ändern. Es braucht nur einen aufgebrachten Volkstribunen und eine rasche Einberufung der Volksversammlung, dann ist dieses Schlupfloch in der lex Servilia Glaucia zu, und das Gesetz gilt rückwirkend«, entgegnete Drusus nachdrücklich. »Wirklich, Schwager Quintus, denke bitte nochmal darüber nach! Ich würde es nicht gern sehen, wenn meine Schwester und ihre Kinder auf einmal weder pater familias noch Geld hätten, und genausowenig würde es mir gefallen, wenn du den Rest deiner Tage im Exil in Smyrna verbringen müßtest.«
    »Ich möchte mal wissen, warum sie ausgerechnet auf meinem Vater so herumgehackt haben«, sagte Caepio wütend. »Schau dir dagegen Metellus Numidicus an! Er ist ruhmbedeckt nach Hause zurückgekehrt, während mein armer Vater in der Verbannung

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