Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

MoR 02 - Eine Krone aus Gras

Titel: MoR 02 - Eine Krone aus Gras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
Vom Netzwerk:
sprechen, und Silo verlor jedes Interesse an Livia Drusa.
    »... vor allem um Patavium und Aquileia«, hörte er Caepio sagen. »Das Eisen aus Noricum — ich werde versuchen, die Eisenkonzessionen für Noricum zu bekommen — kann Schmelzöfen in der Umgebung von Patavium und Aquileia versorgen. Das wichtigste ist, daß die eisenhaltigen Gebiete im Osten Gallia Cisalpinas in der Nähe großer Mischwälder liegen, die für die Gewinnung von Holzkohle geradezu ideal sind. Meine Agenten berichten mir, daß ganze Buchen- und Ulmenbestände nur darauf warten, abgeholzt zu werden.«
    »Die Standorte der Gießereien hängen aber doch vorwiegend von Eisenvorkommen in der Nähe ab«, mischte sich Silo interessiert ein. »Deshalb haben sich doch Pisae und Populonia zu Gießereistädten entwickelt. Weil das Eisen per Schiff direkt aus Ilva angeliefert werden kann.«
    »Das ist ein Trugschluß«, entgegnete Caepio, der sich zur Abwechslung einmal erstaunlich verständlich ausdrückte. »Pisae und Populonia verdanken ihren Ruhm als Gießereistädte der Tatsache, daß es in der Gegend Baumbestände gibt, die sich zur Weiterverarbeitung zu Holzkohle eignen. Dasselbe gilt auch für den Osten des italischen Galliens. Holzkohle muß erst hergestellt werden, und Eisenwerke verschlingen zehnmal mehr Holzkohle als Metall. Deshalb muß ich in meinen Städten im östlichen Gallia Cisalpina neben Stahlsiedern auch Köhler ansiedeln. Ich werde Land kaufen, auf dem Häuser und Werkstätten für Handwerker gebaut werden können, und dann Schmiede und Köhler in meinen kleinen Städten ansiedeln. Es läßt sich doch viel leichter arbeiten, wenn mehrere Handwerker desselben Gewerbes in einem Ort zusammenwohnen und nicht Handwerker unterschiedlicher Berufszweige.«
    »Aber wird es nicht zu einer mörderischen Konkurrenz zwischen den kleinen Handwerksbetrieben um die wenigen Kunden kommen?« Silo suchte seine wachsende Erregung zu verbergen.
    »Ich wüßte nicht warum«, entgegnete Caepio, der sich kundig gemacht hatte und erstaunlich gut Bescheid wußte. »Nehmen wir an, der Befehlshaber der Handwerker einer Armee braucht 10 000 Kettenpanzer, 10 000 Helme, 10 000 Schwerter und Dolche und 10 000 Speere. Kauft er dann nicht lieber an einem Ort ein, an dem er von einer Gießerei zur anderen gehen kann, ohne daß er lange suchen muß? Und hat es umgekehrt nicht auch der Besitzer einer schönen kleinen Gießerei mit, sagen wir, zehn Freien und zehn Sklaven leichter, seine Produkte zu verkaufen, wenn er sie nicht in der ganzen Stadt ausschreien muß, weil seine Kunden wissen, wo sie ihn finden können?«
    »Du hast recht, Quintus Servilius«, sagte Drusus nachdenklich. »Heute braucht ein Heer in der Tat tausenderlei Sachen aus Stahl und immer alles ganz schnell. Früher, als die Soldaten noch aus den Reihen der Besitzenden kamen, war das anders. Da bekam ein junger Bursche an seinem siebzehnten Geburtstag von seinem Vater einen Kettenpanzer, einen Helm, ein Schwert, einen Dolch, einen Schild und Speere. Von der Mutter bekam er die Halbstiefel, die caligae, die Schutzhülle für seinen Schild, einen Proviantsack, einen Helmschmuck aus Roßhaar und einen Mantel für kalte Tage, das sagum. Seine Schwestern strickten ihm warme Socken und webten sechs oder sieben Tuniken für ihn. Diese Kriegsausrüstung behielt er sein Leben lang, und er vermachte sie sogar meist, wenn er über das Rekrutierungsalter hinaus war, seinem Sohn oder Enkel. Aber seit Gaius Marius Proletarier in die Armee aufgenommen hat, sind neun von zehn Rekruten nicht einmal in der Lage, sich ein Halstuch zu kaufen, damit ihre Haut nicht vom Kettenpanzer aufgescheuert wird. Ganz zu schweigen davon, daß Mütter, Väter oder Schwestern die Soldaten ausstaffieren wie eine Braut zur Hochzeit. Auf einmal bestehen unsere Heere aus Soldaten, die keinerlei Ausrüstung besitzen und ärmer sind als früher der letzte Mann im Troß. Der Bedarf übersteigt den Nachschub bei weitem, aber von irgendwo muß die Ausrüstung kommen, denn wir können unsere Legionen schlecht ohne Waffen in den Kampf schik- ken.«
    »Jetzt wird mir etwas klar«, sagte Silo. »Ich habe mich schon gefragt, warum so viele entlassene Veteranen mich um ein Darlehen bitten, um eine Schmiedewerkstatt zu eröffnen. Du hast völlig recht, Quintus Servilius. Die von dir geplanten Zentren der Stahlherstellung werden mindestens eine Generation lang ausschließlich mit der Produktion von Kriegsgerät mehr als genug zu tun haben. Als

Weitere Kostenlose Bücher