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MoR 03 - Günstlinge der Götter

MoR 03 - Günstlinge der Götter

Titel: MoR 03 - Günstlinge der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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Metellus Pius das Ferkel als Belohnung seiner langen Treue zweiter Konsul. Der ältere Dolabella erhielt die Provinz Mazedonien, der jüngere Dolabella Cilicia. Der jüngere Dolabella bekam bei der Verlosung der Quästuren mit Gaius Publicus Malleolus einen tüchtigen Mann, bestand aber außerdem auf der Ernennung von Gaius Verres zu seinem ersten Legaten. Lucullus blieb im Osten und diente weiter unter Thermus, dem Statthalter von Asia, während Gaius Scribonius Curio nach Rom zurückkehrte und Prätor wurde.
    Für Sulla war nun die Zeit gekommen, sein gewaltigstes Unternehmen in Angriff zu nehmen: Seine Veteranen mußten mit Land abgefunden werden. Hundertzwanzigtausend Mann aus dreiundzwanzig Legionen wollte er in den nächsten beiden Jahren aus der Armee entlassen. Er hatte schon während seines ersten Konsulates nach dem Bundesgenossenkrieg Ländereien der aufständischen Städte Pompeji, Faesulae, Hardia, Telesia, Grumentum und Bovianum an Kriegsveteranen verteilt, aber das war einfach gewesen im Vergleich zu dem, was ihm jetzt bevorstand.
    Sein mit peinlicher Sorgfalt ausgearbeitetes Programm sah vor, die Männer nach Dienstdauer, Rang und persönlichem Verdienst abgestuft zu entlohnen. Zenturionen des ersten Manipels der Triarier, also die rangältesten Zenturionen der gegen Mithridates eingesetzten Legionen, die alle schon zahlreiche Auszeichnungen bekommen hatten, erhielten je fünfhundert Morgen besten Landes, während Fußsoldaten aus den Legionen Carbos, die zu Sulla übergelaufen waren, mit zehn Morgen minderwertigen Landes die geringste Abfindung erhielten.
    Sulla verteilte zuerst die etrurischen Ländereien, die er den erneut bestraften Städten Volaterrae und Faesulae abgenommen hatte. Da der Widerstand gegen Sulla in Etruria schon fast Tradition war, konzentrierte er seine altgedienten Soldaten zunächst nicht in geschlossenen Siedlungen, sondern verteilte sie über das Land, in der Hoffnung, künftige Aufstände dadurch besser eindämmen zu können. Doch das stellte sich als verhängnisvoller Fehler heraus. Volaterrae ging sofort zum Aufstand über, tötete zahlreiche Veteranen Sullas, schloß die Tore und richtete sich auf eine Belagerung ein. Da die Stadt auf einer hohen Erhebung inmitten einer tiefen Schlucht lag, konnte sie dem Feind lange standhalten. Zur Eröffnung der Belagerung kam Sulla selbst. Er blieb drei Monate und kehrte dann nach Rom zurück, als er sah, wie langwierig und zermürbend es war, Volaterrae in die Knie zu zwingen.
    Immerhin war ihm die Sache eine Lehre, und so ging er später dazu über, Kolonien anzulegen, zusammenhängende Siedlungen ehemaliger Soldaten, die sich in stürmischen Zeiten gemeinsam besser verteidigen konnten. In Übersee gründete Sulla nur auf Korsika zwei Kolonien. Sie sollten die Insel zivilisieren und das korsische Banditentum vernichten. Auch diese Hoffnung trog.

    Die neuen Gerichtshöfe arbeiteten erfolgreich und gaben die perfekte Bühne für einen neuen Aufsteiger unter den Rechtsanwälten ab, den jungen Marcus Tullius Cicero. Quintus Hortensius, der bei Verhandlungen vor der Volksversammlung brilliert hatte, brauchte dagegen einige Zeit, um sein schauspielerisches Talent auf die intimere Atmosphäre der gleichfalls unter freiem Himmel tagenden Gerichte umzustellen. Gegen Ende des Jahres erschien Cicero als Vertreter eines Beklagten beim jüngeren Dolabella, dem Stadtprätor, um in einer Voruntersuchung die Frage zu klären, ob für den anstehenden zivilrechtlichen Prozeß eine sponsio, eine bestimmte Geldsumme als Streitwert, zu hinterlegen sei oder nicht. Obwohl Cicero allein gegen die beiden prominenten Anwälte von Hortensius und Philippus antreten mußte, setzte er sich durch. Sein Sieg bedeutete den Anfang einer juristischen Karriere, die ihresgleichen suchte.
    Im Juni des folgenden Jahres bat der sechsundzwanzigjährige patrizische Adlige Marcus Valerius Messala Niger seinen guten Freund Marcus Tullius Cicero, der ebenfalls sechsundzwanzig Jahre alt war, einen Mann zu vertreten, der mit ihm befreundet und sein Klient war.
    »Ich meine den jüngeren Sextus Roscius aus Ameria«, sagte Messala Niger. »Er ist angeklagt, seinen Vater ermordet zu haben.«
    »Du bist doch selbst ein guter Anwalt, mein lieber Niger«, wandte Cicero überrascht ein. »Warum verteidigst nicht du ihn? Ein Mordprozeß ist einfach und bringt Geld. Und es kann keine politischen Schwierigkeiten geben.«
    »Das glaubst du«, sagte Messala Niger bitter. »In diesem

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