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MoR 03 - Günstlinge der Götter

MoR 03 - Günstlinge der Götter

Titel: MoR 03 - Günstlinge der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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war fest entschlossen, zu verhindern, daß ein weiterer Marsch auf Rom stattfand. Er selbst sollte der letzte gewesen sein, der dies getan hatte. Wenn Pompeius eines Tages zur Bedrohung wurde, mußte der Senat eine Möglichkeit haben, die beachtlichen Talente dieses Mannes auf legale Weise zu nutzen. Ein entsprechendes Gesetz war für Sulla eine Frage des gesunden Menschenverstandes.

    »Es bleibt mir noch, zu definieren, was Verrat ist«, sagte der Diktator einige Tage später. »Vor Einrichtung meiner ständigen Gerichtshöfe gab es mehrere Arten Verrat, vom Hochverrat über verschiedene Zwischenformen bis zu kleineren Hoheitsverletzungen. Allerdings fehlte eine genaue Definition. In Zukunft wird Verrat immer vor dem speziell dafür zuständigen Gericht verhandelt. Die Anklage bleibt aber, wie ihr gleich noch sehen werdet, im großen und ganzen auf Statthalter einer Provinz oder Feldherrn eines ausländischen Krieges beschränkt. Begeht dagegen ein römischer Zivilist in Rom oder Italien Verrat, so lasse ich ihn durch die Volksversammlung aburteilen: Er muß sich vor den Zenturiatskomitien wegen Hochverrats verantworten und sieht folglich der bisherigen Strafe entgegen — Tod am Kreuz, das an einem unfruchtbaren Baum aufgehängt wird.«
    Sulla ließ seine Worte eine Weile wirken, dann fuhr er fort: »Verrat ist jeder Verstoß gegen eine der folgenden Vorschriften: Ein Provinzstatthalter darf seine Provinz nicht verlassen. Er darf mit seiner Armee die Grenzen seiner Provinz nicht überschreiten. Er darf nicht aus eigenem Antrieb einen Krieg beginnen. Er darf ohne formelle Ermächtigung durch den Senat nicht in das Gebiet eines Klientelkönigs einmarschieren. Er darf sich mit einem Klientelkönig oder einer ausländischen Institution nicht verbünden, um den Status quo eines fremden Landes zu verändern. Er darf ohne Zustimmung des Senates keine zusätzlichen Truppen rekrutieren. Er darf ohne die formelle Zustimmung des Senates keine Entscheidungen fällen oder Edikte erlassen, die den Status seiner Provinz verändern. Und wenn sein vom Senat designierter Nachfolger eingetroffen ist, darf er höchstens noch dreißig Tage in der Provinz bleiben.«
    Sulla lächelte. »Das ist alles. Abschließend noch ein Recht eines Imperiumsinhabers: Er behält sein Imperium so lange, bis er die heilige Grenze von Rom überschreitet. Das war immer so, und ich bekräftige es hiermit erneut.«
    »Ich verstehe nicht, warum all diese Regeln und Vorschriften nötig sind!« sagte Lepidus verärgert.
    »Ach Lepidus«, sagte Sulla ungeduldig, »sieh doch mich an! Einen Mann, der fast alles getan hat, was jetzt verboten ist. Ich hatte allerdings gute Gründe dafür! Man hat mir unrechtmäßig Imperium und Befehlsgewalt genommen. Aber meine Gesetze werden das in Zukunft verhindern, deshalb kann sich die Situation, in der ich war, nicht wiederholen. Männer, die gegen einen der genannten Punkte verstoßen, machen sich des Verrates schuldig. Wir dürfen nicht zulassen, daß jemand auch nur mit dem Gedanken spielt, nach Rom zu marschieren oder seine Armee von der Provinz nach Rom zu führen. Diese Zeiten sind vorbei. Dafür stehe ich ein.«

Am sechsundzwanzigsten Tag des Oktober wurden zum erstenmal die später jährlich stattfindenden ludi Victoriae eröffnet, die Siegesspiele. Veranstaltet wurden sie von Sullas Neffe Sextus Nonius Sufenas, dem jüngeren Sohn von Sullas Schwester. Höhepunkt im Circus Maximus war der erste November, der Jahrestag der Schlacht an der Porta Collina. Es waren gute, wenngleich nicht hervorragende Spiele; immerhin wurde nach über hundert Jahren erstmals wieder das sogenannte trojanische Spiel aufgeführt, bei dem junge Adelige auf dem Pferd eine Reihe komplizierter Übungen vorführten. Die Zuschauer waren begeistert. In Griechenland dagegen war man über die Spiele verstimmt. Daß Sufenas auch von dort Athleten, Tänzerinnen, Musikanten und Possenreißer nach Rom geholt hatte, war für die zur gleichen Zeit in Olympia stattfindenden Spiele eine Katastrophe.
    Die Spiele hatten auch ihren Skandal! Der jüngere Sohn des Antonius Orator, Gaius Antonius Hybrida, lenkte beim Rennen eigenhändig einen Wagen! So wie die Teilnahme am trojanischen Spiel für einen Adligen eine Frage des Prestiges war, war es umgekehrt ein peinlicher Schnitzer, selbst einen Wagen zu lenken.
    An den Kalenden des Dezember gab Sulla die Namen der Magistraten für das kommende Jahr bekannt. Er selbst würde Konsul sein, Quintus Caecilius

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