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MoR 03 - Günstlinge der Götter

MoR 03 - Günstlinge der Götter

Titel: MoR 03 - Günstlinge der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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nicht getan, weil Philippus einige Jahre älter ist als sein Onkel.« Sulla lachte belustigt.
    »Wie willst du das Problem lösen?« fragte Metellus Pius, der verhindern wollte, daß die Unterhaltung in eine Erörterung der komplizierten Verwandtschaftsverhältnisse innerhalb des römischen Adels ausartete.
    »Ich hätte schon eine Lösung, aber ob sie möglich ist, hängt von dir ab, Crassus.«
    »Von mir?« fragte Crassus erstaunt.
    Sulla schob den breitkrempigen Strohhut in den Nacken und sah seinen Legaten an. Seine Augen blickten freundlicher als sonst, und Crassus verspürte unwillkürlich ein warmes Gefühl in der Herzgegend. Sulla hatte eine Bitte an ihn!
    »Es ist ja gut und schön, wenn wir von ortsansässigen Bauern Getreide und andere Nahrungsmittel für unterwegs kaufen«, sagte Sulla. Wegen seiner fehlenden Zähne sprach er undeutlich. »Doch gegen Ende des Sommers brauchen wir von irgendwoher Getreide für den Winter. Nicht so viel, wie wir aus Sizilien oder Africa bekommen könnten, aber genügend für die Versorgung meines Heeres. Und ich bin überzeugt, daß mein Heer bis dahin noch gewachsen ist.«
    »Aber im Herbst bekommen wir doch alles, was wir brauchen«, sagte Metellus Pius vorsichtig. »Denn im Herbst sind wir in Rom.«
    »Das bezweifle ich.«
    »Warum? Rom fault von innen.«
    Sulla seufzte, und seine Lippen bebten. »Wenn ich Rom wieder aufhelfen soll, Metellus, muß ich der Stadt Gelegenheit geben, sich im Frieden für mich zu entscheiden. Aber so weit wird es im Herbst noch nicht sein. Ich darf also nicht drohen, auf der Via Latina nach Rom zu marschieren und die Stadt anzugreifen wie einst Cinna und Marius, als ich im Osten unterwegs war. Als ich zum ersten Mal nach Rom marschierte, hatte ich die Überraschung auf meiner Seite. Keiner dachte, daß ich angreifen würde, deshalb stellte sich mir niemand entgegen außer einigen Sklaven und Söldnern des Gaius Marius. Diesmal ist es anders. Alle erwarten, daß ich nach Rom marschiere. Aber wenn ich das jetzt sofort tue, werde ich nicht siegen. Gewiß, Rom würde fallen! Aber alle Aufrührer würden nur um so verbitterter gegen mich kämpfen, und um ihren Widerstand niederzuschlagen, bräuchte ich länger, als ich noch zu leben habe. Ich habe weder die Zeit noch die Kraft zu einem solchen Unternehmen, deshalb rücke ich langsam vor.«
    Metellus Pius nickte nachdenklich; Sullas Argumente leuchteten ihm ein. Der römische Adel zeichnete sich in seinen Augen nicht durch Weisheit aus, römische Adlige dachten nicht weit voraus und planten nur kurzfristig. Selbst der Senatsvorsitzende Scaurus war trotz seiner Erfahrung und des ungeheuren Ansehens, das er genoß, nicht weise gewesen, auch Metellus’ eigener Vater nicht. Mutig war er gewesen, entschlossen und prinzipientreu, aber nicht weise. Metellus war sehr erleichtert zu wissen, daß er mit einem weisen Mann wie Sulla nach Rom ritt. Denn obwohl er sich persönlich für Sulla entschieden hatte, hatte er nach wie vor Verbindungen zu beiden Lagern, und wenn ihm etwas Sorgen machte, dann das Wissen, daß die kommenden Auseinandersetzungen unausweichlich viele seiner Verwandten ruinieren würden. Er war deshalb froh über das langsame Vorrücken auf Rom. Vielleicht erkannten einige seiner Verwandten, die im Augenblick noch Carbo unterstützten, ihren Irrtum, bevor es zu spät war.
    Sulla wußte, worüber Metellus nachdachte, und ließ ihm Zeit, seine Überlegungen in Ruhe zu Ende zu bringen. Gedankenverloren starrte er auf die traurig herunterhängenden Ohren seines Maultiers. Er war wieder in Italien, und bald würde sich die Campania vor ihm ausbreiten, jener so überaus fruchtbare Landstrich mit seinen sanften grünen Hügeln und seinem süßen Wasser.
    Er wollte nicht an Rom denken, sich nicht vom Gedanken an diese Stadt auffressen lassen. Rom würde ihm gehören, davon war er überzeugt. Doch obwohl er viele Verbrechen begangen und keines davon bereut hatte — Vergewaltigung war ihm stets zuwider gewesen. Viel besser war es, Rom gab sich ihm freiwillig hin.
    »Wahrscheinlich wißt ihr, daß ich nach meiner Ankunft in Brundisium an alle Anführer der alten italischen Bundesgenossen geschrieben und ihnen versprochen habe, dafür zu sorgen, daß jeder Italiker gemäß den am Ende des Bundesgenossenkrieges vereinbarten Gesetzen und Verträgen als Bürger Roms eingetragen wird. Ich will sogar dafür sorgen, daß diese Neubürger auf alle fünfunddreißig Tribus verteilt werden. Glaube mir, Ferkel,

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