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MoR 03 - Günstlinge der Götter

MoR 03 - Günstlinge der Götter

Titel: MoR 03 - Günstlinge der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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bevor ich Rom angreife, werde ich alle anderen Möglichkeiten ausschöpfen.«
    »Was haben die Italiker mit Rom zu tun?« fragte Metellus Pius. Er war immer dagegen gewesen, den Italikern das volle römische Bürgerrecht zu verleihen, und pries insgeheim Philippus dafür, daß dieser es als Zensor zusammen mit seinem Amtskollegen Perperna unterlassen hatte, die Italiker in die Bürgerlisten einzutragen.
    »Pompeius und ich werden auf unserem Marsch durch Länder, die einst gegen Rom gekämpft haben, nur freundlich empfangen — und vielleicht mit der Hoffnung, daß ich ihr Bürgerrecht in Rom durchsetze. Die Unterstützung der Italiker hilft mir dabei, Rom dazu zu bringen, daß es sich friedlich fügt.«
    »Das bezweifle ich«, sagte Metellus Pius steif. »Doch du mußt wissen, was du tust. Aber zurück zu Philippus, der ein Problem ist.«
    »Was hat Philippus mit mir zu tun?« mischte Crassus sich ein, um endlich auch wieder etwas zu sagen.
    »Ich muß ihn loswerden, aber so unauffällig wie möglich, denn er ist ja geradezu zu einer römischen Institution geworden«, sagte Sulla.
    Metellus lächelte. »Er ist das Sinnbild des aalglatten Politikers.«
    »Sehr treffend«, stimmte Sulla ihm zu und nickte, ohne zu lächeln. »Also, mein lieber Marcus Crassus, ich stelle dir jetzt eine Frage, auf die ich eine ehrliche Antwort erwarte. Bist du dazu trotz deines schlechten Rufes in der Lage?«
    Crassus verzog keine Miene. »Ich werde mich bemühen, Lucius Cornelius.«
    »Liegen dir deine spanischen Truppen sehr am Herzen, Crassus?«
    »Angesichts der Tatsache, daß du mich ständig dazu zwingst, Proviant für sie zu besorgen, lautet meine Antwort nein.«
    »Gut! Könntest du dich von ihnen trennen?«
    »Wenn du glaubst, daß wir auf sie verzichten können, ja.«
    »Wunderbar! Dann schlage ich gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe. Ich gebe deine Spanier Philippus — er wird Sardinien für mich erobern und mir die dortige Ernte schicken.« Sulla griff nach der Feldflasche, die am Horn seines Sattels hing und mit saurem Wein gefüllt war, hob sie hoch und ließ den Wein geschickt in seinen zahnlosen Mund spritzen. Nicht ein Tropfen fiel auf sein Gesicht.
    »Philippus wird sich weigern, nach Sardinien zu gehen«, sagte Metellus Pius kurz.
    »Nein, er wird begeistert sein«, entgegnete Sulla und verschloß die Flasche wieder. »Dort kann er unbeschränkt herrschen, und die sardinischen Banditen werden ihn wie einen Bruder begrüßen.«
    Doch Crassus hatte Bedenken. Er räusperte sich umständlich, sagte jedoch nichts.
    »Überlegst du, was du ohne Truppen anfangen sollst?« fragte Sulla.
    »Ja, so ungefähr«, antwortete Crassus vorsichtig.
    »Du könntest mir einen großen Dienst erweisen.«
    »Welchen?«
    »Deine Mutter und deine Frau stammen beide aus berühmten Sabiner Familien. Warum gehst du nicht nach Reate und rekrutierst dort für mich Soldaten? Du könntest in Reate anfangen und bei den Marsern aufhören.« Sulla streckte die Hand aus und ergriff Crassus’ Arm. »Glaube mir, Marcus Crassus, im nächsten Frühjahr gibt es viel für dich zu tun, und du bekommst gute Truppen — Italiker oder sogar Römer.«
    »Das klingt gut«, sagte Crassus. »Einverstanden.«
    »Wenn doch alles so einfach wäre!« rief Sulla und griff wieder nach seiner Flasche.
    Crassus und Metellus Pius sahen sich über Sullas gebeugten Kopf hinweg an. Sulla behauptete zwar, er trinke, um seine Qualen zu lindern, doch es war wohl eher so, daß er sich beständig die Kehle anfeuchten mußte. Was ursprünglich nur ein Mittel gewesen war, ihm körperliche Erleichterung zu verschaffen, bedeutete ihm inzwischen offensichtlich viel mehr. Ob er das auch selbst wußte?
    Hätten sie den Mut gehabt, Sulla danach zu fragen, hätte er die Frage ohne Umschweife bejaht. Es war ihm egal, daß jedermann wußte, daß er trank und daß sein Wein keineswegs so schwach war, wie er aussah. Da ihm Brot, Honig, Früchte und Kuchen verboten waren, gab es wenig Speisen, die er wirklich mochte. Er zweifelte allerdings keinen Augenblick daran, daß die Ärzte von Aedepsus recht daran getan hatten, ihm all diese schmackhaften Dinge zu verbieten. Als er zu ihnen gekommen war, hatte er geglaubt, sterben zu müssen. Zuerst hatte er ein unersättliches Verlangen nach süßer, stärkehaltiger Nahrung verspürt und so sehr zugenommen, daß sogar sein Maulesel störrisch wurde. Dann hatten seine Füße sich taub angefühlt. Sie begannen zu kribbeln, später auch zu brennen und

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