MoR 03 - Günstlinge der Götter
Machthabern gar nicht gewinnen kann. Und wenn sie dann Vernunft annimmt, öffnet sie uns freiwillig die Tore.«
»Und wenn nicht?« fragte Pompeius. Er wußte nicht, daß Sulla dieses Thema bereits mit Metellus Pius und Crassus erörtert hatte.
»Kommt Zeit, kommt Rat«, sagte Sulla nur.
Sie waren an Capua vorbeimarschiert, als würde Norbanus nicht existieren, und näherten sich der zweiten Armee der Konsuln, die unter dem Befehl von Scipio Asiagenus und dessen ranghöchstem Legaten Quintus Sertorius stand. Die blühenden kleinen Städte der Campania empfingen Sulla mit offenen Armen, denn sie kannten ihn gut; Sulla hatte fast während des gesamten Bundesgenossenkrieges hier als Feldherr gekämpft.
Scipio Asiagenus lagerte zwischen Teanum Sidicinum und Cales an einem kleinen Nebenfluß des Volturnus, der von sprudelnden Mineralquellen gespeist wurde und dessen warmes Wasser selbst im Sommer köstlich schmeckte.
»Dieser Platz ist für das Winterlager hervorragend geeignet«, meinte Sulla und ließ seine Armee am gegenüberliegenden Ufer des Flüßchens anhalten. Die Reiter wurden unter Cethegus’ Befehl nach Beneventum zurückgeschickt, Sulla selbst gab einer neuen Gruppe Gesandter genaue Anweisungen, wie sie mit Scipio Asiagenus eine Waffenruhe vereinbaren sollten.
»Scipio ist kein ehemaliger Klient des Gaius Marius, er wird also viel zugänglicher sein als Norbanus«, sagte er zu Metellus Pius und Pompeius. Da der Juckreiz in seinem Gesicht noch nicht wiedergekehrt war, hatte er wenig Wein getrunken und war deshalb gutgelaunt und zu klaren Gedanken fähig.
Metellus machte ein bedenkliches Gesicht. »Ich würde dir gern zustimmen, wenn es sich nur um Scipio handelte. Doch an seiner Seite ist Quintus Sertorius, und du weißt, was das heißt, Lucius Cornelius.«
»Das heißt, daß es Ärger geben wird«, sagte Sulla unbekümmert.
»Du solltest überlegen, wie du Sertorius unschädlich machen kannst.«
»Nicht notwendig, Ferkel. Das tut Scipio für mich.« Sulla zeigte mit einem Stock auf eine Stelle, wo der Abstand zwischen seinem Lager und dem Scipios am anderen Ufer infolge einer scharfen Biegung des Flüßchens sehr gering war. »Können deine Veteranen graben, Gnaeus Pompeius?«
Pompeius sah ihn verblüfft an. »Natürlich!«
»Gut.« Gleichgültig fuhr Sulla fort: »Während die anderen Soldaten unser Lager für den Winter befestigen, könnten deine Männer zwischen der Mauer der Lagers und dem Fluß eine Grube ausheben und ein großes Bad anlegen.«
»Eine phantastische Idee.« Pompeius lächelte. »Ich werde meine Männer gleich damit beauftragen.« Er machte eine Pause, nahm Sulla den Stock aus der Hand und zeigte auf das gegenüberliegende Ufer. »Ich werde mit deiner Zustimmung das Ufer abgraben und einfach den Fluß verbreitern, statt ein separates Bad anzulegen. Und unsere Männer werden es uns danken, wenn ich das Bad wenigstens teilweise überdache — dann ist es im Winter nicht so kalt.«
»Gute Idee!« sagte Sulla freundlich. »Das solltest du tun.« Aufmerksam sah er dem geschäftig davoneilenden Pompeius nach.
Metellus Pius runzelte die Stirn. »Worum geht es?« fragte er, unwillig darüber, daß Sulla mit dem jungen Schnösel so vertraulich redete.
»Er hat mich verstanden«, antwortete Sulla geheimnisvoll.
»Aber ich nicht«, sagte Metellus mürrisch. »Ich bitte um Aufklärung.«
»Es geht um Verbrüderung, liebes Ferkel! Glaubst du, Scipios Männer werden der Versuchung widerstehen, die Pompeius’ Bad im Winter und auch schon im Sommer auf sie ausüben wird? Schließlich sind unsere Männer auch römische Soldaten. Und es gibt nichts, was Freundschaft mehr fördern könnte, als sich gemeinsam im Bad zu vergnügen. Sobald das Bad fertig ist, werden nicht nur unsere, sondern auch Scipios Soldaten darin baden. Sie werden sich miteinander unterhalten, über dieselben Witze lachen, über dieselben Dinge klagen — schließlich führen sie dasselbe Leben. Ich wette, wir brauchen gar nicht zu kämpfen.«
»Und das hat Pompeius aus den wenigen Worten herausgehört, die du gesagt hast?«
»Jawohl.«
»Dann überrascht es mich, daß er dir helfen will. Er will doch kämpfen.«
»Stimmt. Aber er kennt meinen Plan, Pius, und er weiß, daß ich vor nächstem Frühjahr nicht kämpfen werde. Und er will mich nicht verärgern. Er braucht mich so sehr, wie ich ihn brauche.« Sulla lachte leise, ohne das Gesicht zu verziehen.
»Ich habe den Eindruck, er könnte noch vor dem Frühjahr zu
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