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MoR 03 - Günstlinge der Götter

MoR 03 - Günstlinge der Götter

Titel: MoR 03 - Günstlinge der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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Völker Barbaren, dabei seid ihr die Barbaren.«
    Caesar schwang ein Bein über die Armlehne seines Stuhls und ließ es hin und her pendeln. »Ich kann Homer und Hesiod zitieren«, sagte er.
    »Das kann auch ein Vogel, wenn man es ihm beibringt.«
    »Ich bin kein Vogel, König Nikomedes.«
    »Ich wünschte, du wärst einer! Ich würde dich in einen goldenen Käfig sperren und dich immer nur ansehen.«
    »Noch ein Haustier? Ich könnte beißen.«
    »Tu es!« Der König entblößte seinen dürren Nacken.
    »Nein danke.«
    »So kommen wir nicht weiter!« sagte der König gereizt.
    »Genau das wollte ich sagen.«
    »Wer bist du?«
    »Ich heiße Gaius Julius Caesar, und ich bin Militärtribun des Marcus Minucius Thermus, des Statthalters der Provinz Asia.«
    »Bist du in offizieller Eigenschaft hier?«
    »Natürlich.«
    »Warum hat Thermus mich nicht unterrichtet?«
    »Weil ich schneller reise als Ausrufer und Kuriere. Warum dein Haushofmeister mich nicht gemeldet hat, weiß ich allerdings nicht.« Caesars Bein pendelte immer noch.
    In diesem Augenblick trat der Haushofmeister herein. Als er den Besucher beim König sitzen sah, erschrak er.
    »Du hast wohl gedacht, du könntest dich zuerst bedienen, was?« fragte der König. »Nun, da kannst du alle Hoffnung aufgeben, Sarpedon! Er mag Männer nicht.« Er wandte sich wieder an Caesar und musterte ihn neugierig. »Julius. Also Patrizier?«
    »Richtig.«
    »Bist du ein Verwandter des Konsuls, den Gaius Marius töten ließ? Von Lucius Julius Caesar?« »Er und mein Vater waren Vettern.«
    »Dann bist du der Jupiterpriester!«
    »Ich war Jupiterpriester. Du hast eine Zeitlang in Rom gelebt.«
    »Zu lange.« Der König merkte plötzlich, daß der Haushofmeister noch immer im Raum stand, und runzelte die Stirn. »Hast du dich um eine Unterkunft für unseren erlauchten Gast gekümmert, Sarpedon?«
    »Ja, Herr.«
    »Dann warte draußen.«
    Der Haushofmeister verschwand unter wiederholten Verbeugungen rückwärts aus dem Raum.
    »Warum bist du gekommen?« fragte der König.
    Caesar setzte sich gerade hin. »Ich bin hier, weil Rom eine Flotte braucht.«
    Die Augen des Königs blieben ausdruckslos. »Hm! Eine Flotte? Wie viele Schiffe denn und was für welche?«
    »Und bis wann, hast du noch vergessen.«
    »Also?«
    »Ich brauche vierzig Schiffe, davon die Hälfte gedeckte Triremen oder größer, bereit zum Auslaufen in einem Hafen deiner Wahl bis Mitte Oktober.«
    »In zweieinhalb Monaten?« kreischte Nikomedes empört. »Warum hackst du mir nicht gleich beide Beine ab?« Er sprang auf.
    »Wenn ich nicht bekomme, was ich will, werde ich das tun.«
    Der König setzte sich wieder und sah Caesar böse an. »Vergiß nicht, daß dies mein Königreich und keine römische Provinz ist, Gaius Julius.« Sein blutrot geschminkter Mund verzerrte sich zu einer lächerlichen Grimasse. »Ich gebe dir, was ich kann und wann ich es kann. Und du bittest gefälligst darum! Du verlangst es nicht.«
    »Mein lieber König Nikomedes«, sagte Caesar freundlich. »Du bist eine Maus, eingezwängt zwischen zwei Elefanten: Rom und Pontos.« Seine Augen hatten aufgehört zu lächeln, und Nikomedes fühlte sich plötzlich an Sulla erinnert und fröstelte. »Dein Vater ist so alt geworden, daß du selbst den Thron erst als alter Mann besteigen konntest. Inzwischen hast du sicher gemerkt, wie heikel deine Lage ist. Du hast ebenso lange Zeit im Exil verbracht wie in diesem Palast, und jetzt bist du nur deshalb hier, weil Rom in der Person des Gaius Scribonius Curios dich an diese Stelle gesetzt hat. Wenn man in Rom, das von Pontos sehr viel weiter entfernt ist als du, genau weiß, daß König Mithridates noch lange nicht besiegt ist, dann weißt du das auch. Bithynien gilt seit Prusias II. als Freund und Verbündeter des römischen Volkes, und auch du hast dich unauflöslich an Rom gebunden. Das Herrschen gefällt dir sicher besser als das Exil; das heißt aber, daß du mit Rom kooperieren und seine Forderungen respektieren mußt. Sonst zieht Mithridates gegen Rom und Rom gegen Mithridates, und du arme kleine Maus wirst zwischen beiden zerquetscht.«
    Der König saß mit offenem Mund und entsetzt aufgerissenen Augen auf seinem Stuhl. Nach einer langen, atemlosen Pause sog er plötzlich keuchend Luft in seine Lungen, und das Wasser trat ihm in die Augen. »Das ist nicht gerecht!« rief er und brach in Tränen aus.
    Verächtlich stand Caesar auf, griff in das Armloch seines Brustpanzers und zog ein Taschentuch

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