MoR 03 - Günstlinge der Götter
heiraten.«
»Dann laß uns hoffen, König Nikomedes, daß der römische Elefant siegt, wenn es das nächste Mal zu einem Zusammenstoß kommt. Wenn ich nicht selbst an diesem Krieg teilnehme, werde ich jedenfalls dafür sorgen, daß das Schicksal von Prinzessin Nysa geklärt wird.«
»Hoffentlich bin ich bis dahin tot«, sagte der König. Er schien es ernst zu meinen.
»Du wirst doch nicht sterben, bevor deine Tochter zu dir zurückkehrt!«
»Wenn sie je zurückkehrt, dann als pontische Marionette«, sagte Nikomedes bitter.
»Dann solltest du Bithynien besser testamentarisch Rom vermachen.«
»Wie Attalos III., der Rom Asia vermacht hat? Oder wie Ptolemaios Apion, der Rom Cyrenaica vermacht hat? Niemals!«
»Dann fällt Bithynien an Pontos. Und Pontos wird an Rom fallen, was bedeutet, daß Bithynien letzten Endes aufjeden Fall an Rom fällt.«
»Nicht, wenn ich es verhindern kann.«
»Das kannst du nicht«, sagte Caesar ernst.
Am nächsten Tag begleitete der König Caesar zum Hafen und zeigte ihm, daß dort kein einziges Kriegsschiff ankerte.
Doch Caesar ließ sich nicht beirren. »Deine Kriegsflotte ankert gar nicht hier. Ich schlage vor, wir reiten nach Chalkedon weiter.«
»Morgen«, sagte der König, der von seinem schwierigen Gast immer entzückter war.
»Wir reiten sofort«, sagte Caesar bestimmt. »Wie weit ist es bis dort? Vierzig Meilen? Das schaffen wir nicht an einem Tag.«
»Dann fahren wir mit dem Schiff.« Der König verabscheute Reisen.
»Nein, wir nehmen den Landweg. Ich sehe mich gern ein wenig um. Gaius Marius, mein angeheirateter Onkel, sagte einmal, ich solle immer über Land reisen, wenn es möglich sei. Dann sei ich bei späteren Feldzügen im betreffenden Land mit den örtlichen Gegebenheiten vertraut. Sehr nützlich.«
»Also sind Marius und Sulla angeheiratete Onkel von dir.«
»Ich habe ausgezeichnete verwandtschaftliche Verbindungen.«
»Ich glaube, du hast alles, Caesar! Mächtige Verwandte, einen edlen Namen, einen vornehmen Geist, einen anmutigen Körper und ein schönes Gesicht. Ich bin froh, daß ich nicht du bin.«
»Wieso?«
»Du wirst immer Feinde haben. Eifersucht und Neid werden dich immer verfolgen wie die Furien den armen Orestes. Einige werden dich um deine Schönheit beneiden, andere um deinen Körper, wieder andere um deine Abstammung und wieder andere um deinen Verstand. Die meisten werden dich um alles beneiden. Und je höher du aufsteigst, desto schlimmer wird der Neid. Du wirst überall Feinde haben und nirgends Freunde. Du wirst keinem Menschen vertrauen können.«
Caesar hörte nachdenklich zu. »Ich glaube, du hast recht. Was rätst du mir also?«
»Zur Zeit der Könige gab es einen Römer, der Brutus hieß. Dieser Brutus war sehr klug, aber er stellte sich dumm, was ihm seinen Beinamen einbrachte. Als König Tarquinius Superbus dann überall Menschen umbringen ließ, die ihm gefährlich werden konnten, kam er nicht auf den Gedanken, auch Brutus zu töten. Und der stürzte ihn und wurde erster Konsul der neuen Republik.«
»Und er richtete seine eigenen Söhne hin«, ergänzte Caesar, »als sie versuchten, König Tarquinius Superbus aus dem Exil zurückzuholen und in Rom wieder die Monarchie einzuführen. Und? Ich bewundere Brutus nicht. Ich werde nicht wie er Dummheit vortäuschen.«
»Dann mußt du dich mit deinem Schicksal abfinden.«
»Glaube mir, das werde ich!«
»Es ist zu spät, um heute noch nach Chalkedon aufzubrechen«, sagte der König listig. »Laß uns früh zu Abend essen und diese wunderbar anregende Unterhaltung fortsetzen und dann bei Tagesanbruch losreiten.«
»Wir werden bei Tagesanbruch reiten«, sagte Caesar fröhlich, »aber nicht von hier aus. Ich breche in einer Stunde nach Chalkedon auf. Wenn du mitwillst, mußt du dich beeilen.«
Und Nikomedes beeilte sich aus zwei Gründen: Erstens wußte er, daß er auf den eigenwilligen Caesar ein scharfes Auge haben mußte, zweitens war er bis über beide Ohren in diesen jungen Mann verliebt, der so hartnäckig versicherte, er könne mit Männern nichts anfangen.
Eine Stunde später brachen sie auf. Caesar saß auf seinem Maultier.
»Du reitest ein Maultier?« fragte Nikomedes verblüfft.
»Wie du siehst«, erwiderte Caesar hochmütig.
»Warum?«
»Eine Laune.«
»Du reitest ein Maultier und dein Freigelassener ein edles Pferd?«
»Wie du siehst.«
Seufzend ließ der König sich in einen zweirädrigen Wagen helfen, dann setzte der Zug sich in Bewegung. Caesar und
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