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MoR 03 - Günstlinge der Götter

MoR 03 - Günstlinge der Götter

Titel: MoR 03 - Günstlinge der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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zu. Es war noch nicht Mittag, aber der Morgen schien sich ewig hinzuziehen, und Caesar überfiel auf einmal eine Niedergeschlagenheit, die er nicht kannte und die etwas Finsteres und Bedrohliches hatte.
    Da es sich um ein festes Lager handelte, das nicht vor dem nächsten Frühjahr abgebrochen werden sollte, waren die Unterkünfte solider und komfortabler als Lederzelte. Die Fußsoldaten waren jeweils zu acht in langen Reihen stabiler Holzhütten untergebracht, die nichtkämpfenden Mitglieder des Heeres zu achtzig in großen Holzbaracken. Der Feldherr hatte ein eigenes Haus aus sonnengetrockneten Ziegeln, der Größe nach einem herrschaftlichen Wohnhaus vergleichbar; die Legaten waren in einem ähnlichen Haus untergebracht, die mittleren Offiziere in einem rechtek- kigen vierstöckigen Bau aus Lehmziegeln und die Tribunen in einem ähnlichen, etwas kleineren Haus.
    Caesar ließ Diener und Pferde anhalten und trat zögernd näher. Aus der geöffneten Tür drangen Stimmen.
    Drinnen war es dunkel, aber seine Augen stellten sich auf die Dunkelheit schnell ein, so daß er sah, wo er sich befand, bevor er selbst gesehen wurde. In der Mitte des Raumes stand ein großer Holztisch, um den sieben Männer saßen; die Füße, die in Stiefeln steckten, hatten sie auf den Tisch gelegt. Daß er keinen kannte, war die Strafe dafür, daß er Jupiterpriester gewesen war. Doch nun sah ein stämmiger Kerl mit freundlichem Gesicht am Ende des Tischs auf und entdeckte ihn.
    »Sei gegrüßt!« sagte er fröhlich. »Tritt ein, wer du auch bist.«
    Caesar trat betont selbstsicher in den Raum, obwohl ihm die Empörung über Lucullus’ Beschuldigung noch immer ins Gesicht geschrieben stand. Er war leichenblaß, kein blondgelockter Apoll. Sieben Augenpaare richteten sich auf ihn. Langsam hoben die Männer die Füße vom Tisch. Keiner sagte ein Wort, alle starrten ihn nur an.
    Dann stand der Bursche mit dem freundlichen Gesicht auf und ging mit ausgestreckter Hand um den Tisch herum. »Aulus Gabinius«, sagte er und lachte. »Schau nicht so hochnäsig, wer du auch bist! Von der Sorte haben wir schon genug.«
    Caesar nahm die Hand und drückte sie fest. »Gaius Julius Caesar«, sagte er, ohne das Lächeln erwidern zu können. »Ich glaube, ich bin hier einquartiert. Als neuer Militärtribun.«
    »Wir wußten doch, daß sie einen achten finden würden«, sagte Gabinius und sah zu seinen Kameraden hinüber. »Wir sind auch Militärtribunen — der Abschaum der Menschheit und ein Dorn im Auge unseres Feldherrn. Gelegentlich tun wir auch etwas! Aber wir werden nicht bezahlt, also kann unser Feldherr schlecht darauf bestehen. Wir haben eben zu Abend gegessen, und es ist noch etwas übrig. Aber ich mach dich zuerst mit deinen Leidensgenossen bekannt.«
    Die anderen waren inzwischen ebenfalls aufgestanden. »Gaius Octavius.« Der untersetzte, muskulöse Gaius Octavius sah mit seinem braunen Haar und den haselnußbraunen Augen auf griechische Art schön aus, abgesehen von den Ohren, die wie Henkel senkrecht vom Kopf abstanden. Sein Händedruck war fest. »Publius Cornelius Lentulus — kurz Lentulus.« Einer der Hochnäsigen offenbar, und dazu ein typischer Cornelier mit dunkler Haut und nichtssagendem Gesicht. Er sah aus, als versuche er eine innere Unsicherheit durch forsches Auftreten zu überspielen. »Und noch ein Lentulus — Lucius Cornelius Lentulus Niger. Wir nennen ihn Niger.« Noch einer von den Hochnäsigen, und ebenfalls ein typischer Cornelier, aber noch arroganter als der andere Lentulus.
    »Lucius Marcius Philippus der Jüngere. Wir nennen ihn Lippus, Triefauge.« Der Spitzname schien Caesar nicht gerechtfertigt, denn Lippus hatte keineswegs einen verschlafenen Blick, sondern vielmehr wunderbar große, dunkle und verträumte Augen und ein Gesicht, das viel besser aussah als das seines Vaters — Lippus schlug seiner claudischen Großmutter nach. Er wirkte heiter und gelassen, und sein Händedruck war sanft, aber nicht schlaff. »Marcus Valerius Messala Rufus. Genannt Rufus der Rote.« Keiner von den Hochnäsigen, auch wenn der patrizische Name das nahelegte. Rufus der Rote war tatsächlich rot: Er hatte rote Haare und rötliche Augen. Doch schien er nicht zu denen zu gehören, die leicht rotsehen.
    »Und wie gewöhnlich als letzter, weil wir ihn immer übersehen, Marcus Calpurnius Bibulus.«
    Bibulus war der Arroganteste von allen, vielleicht deshalb, weil er der weitaus Kleinste war und zudem eine schmächtige Statur hatte. Seine Züge

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