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MoR 03 - Günstlinge der Götter

MoR 03 - Günstlinge der Götter

Titel: MoR 03 - Günstlinge der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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Flegel. Er hatte die Kameraden gegen sich aufgebracht und konnte sich nicht einmal damit trösten, daß er gesiegt hatte. Gesiegt hatte Caesar — mit spielerischer Leichtigkeit und ehrenhaft: nicht weil er sich an einem Schwächeren vergriffen hatte, sondern weil er seine Gemeinheit bestraft hatte. Bibulus beneidete Männer, die größer und kräftiger waren als er, denn er wußte, die Welt gehörte den Großen und Starken. Ein Blick auf Caesar hatte genügt, und Neid hatte ihn übermannt: dieses Gesicht, dieser Körper! Und zur Krönung aller körperlichen Vorzüge konnte der Kerl sich auch noch auf erlesene Weise ausdrücken. Das war nicht gerecht!
    Bibulus wußte nicht, wen er mehr hassen sollte, sich selbst oder Gaius Julius Caesar, den Mann, der alles hatte. Auf der Straße ertönte brüllendes Gelächter, und Bibulus wurde neugierig. Er schlich sich zur Tür und sah heimlich hinaus. Seine Kameraden standen um den Mann, der alles hatte, und hielten sich die Bäuche vor Lachen — und der Mann saß auf einem Maultier! Bibulus hörte nicht, was er sagte, aber er wußte, daß seine Worte geistreich, unterhaltsam, charmant, interessant, faszinierend und einfach unwiderstehlich waren.
    »Gut«, sagte er leise zu sich, als er sich in seine Schlafkammer stahl. »Ich mag ein Floh sein, aber diesen Floh wird er nie mehr los!«

    Der Winter kam, und die Belagerung von Mytilene zog sich hin. Während die Belagerer untätig darauf warteten, daß die Bewohner der Stadt verhungerten, fand Lucius Licinius Lucullus endlich Zeit, seinem geliebten Sulla zu schreiben.
    Ich habe große Hoffnungen, daß wir hier bis Frühjahr fertig sind. Dies dank überraschender Umstände, von denen ich Dir weiter unten berichten werde. Zunächst bitte ich Dich um einen Gefallen. Wenn ich meinen Auftrag im Frühjahr erfüllt habe, laß mich heimkehren! Ich bin schon so lange hier, Lucius Cornelius, und möchte Rom und vor allem Dich Wiedersehen. Mein Bruder Varro Lucullus ist jetzt alt und erfahren genug, um kurulischer Ädil zu werden, und ich würde dieses Amt gerne mit ihm teilen — das einzige Amt, in dem Brüder sich gemeinsam bewähren können. Denke an die .Spiele, die wir veranstalten könnten! Ganz zu schweigen von den anderen Lustbarkeiten. Ich bin jetzt achtunddreißig, mein Bruder ist sechsunddreißig, also müßten wir bald Prätoren werden, und wir sind noch nicht einmal Ädilen gewesen. Das aber sind wir unserem Namen schuldig. Bitte verschaffe uns dieses Amt und sorge dafür, daß ich anschließend so schnell wie möglich Prätor werde. Wenn Du allerdings meinst, dies sei unklug oder unverdient, füge ich mich natürlich.
    Thermus kommt in der Provinz Asia offensichtlich gut zurecht. Um mich zu beschäftigen und von sich fernzuhalten, hat er mir die Belagerung Mytilenes übertragen. Kein übler Kerl, wirklich. Die Leute hier mögen ihn alle, weil er sich geduldig alle Märchen anhört, weshalb sie den Tribut nicht zahlen können, und ich mag ihn, weil er anschließend doch immer aufder Zahlung besteht.
    Die beiden Legionen, die mir hier zur Verfügung stehen, sind ein übler Haufen. Murena hatte sie in Kappadokien und Pontos, und davor haben die Männer unter Fimbria gedient. Sie haben einen Eigensinn, der mir nicht gefällt und den ich ihnen schon noch austreiben werde. Natürlich sind sie erbost über Deinen Erlaß, der ihnen auf immer die Rückkehr nach Italien verbietet, weil sie Fimbria den Mord an Flaccus verziehen haben. Sie schicken mir regelmäßig eine Abordnung mit der Bitte um Aufhebung. Aber bei mir erreichen sie damit gar nichts, und sie kennen mich gut genug, um zu wissen, daß ich sie beim kleinsten Anlaß dezimieren lasse. Es sind römische Soldaten, und sie haben zu tun, was ihnen befohlen wird. Ich werde sehr unangenehm, wenn gemeine Soldaten und Tribunen glauben, sie könnten das große Wort führen — doch davon gleich mehr.
    Aufgrund der augenblicklichen Lage glaube ich, Mytilene wird bis zum Frühjahr so geschwächt sein, daß ich die Stadt angreifen kann. Um den Erfolg zu sichern, werde ich mehrere Belagerungstürme einsetzen. Wenn es mir gelingt, die Stadt vor Sommer zu unterwerfen, wird die ganze übrige Provinz sich unterwerfen.
    Der Hauptgrund meiner Zuversicht ist, daß ich von — Du errätst es nicht — Nikomedes die herrlichste Flotte bekommen habe! Thermus hat Deinen angeheirateten Neffen Gaius Julius Caesar Ende Quintilis nach Bithynien geschickt, um dort eine Flotte zu beschaffen. Er hat mir

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