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MoR 03 - Günstlinge der Götter

MoR 03 - Günstlinge der Götter

Titel: MoR 03 - Günstlinge der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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davon geschrieben, aber wir hätten beide nicht erwartet, daß wir die Flotte vor März oder April nächsten Jahres zu sehen bekommen würden. Thermus hat über die Zuversicht des jungen Caesar, daß er die Flotte auch wirklich bekommen werde, gelacht und ihn dadurch offenbar gekränkt. Caesar wollte von Thermus daraufhin genaue Anweisungen über die Stärke der Flotte und den Termin der Bereitstellung. Vierzig Schiffe, die Hälfte davon gedeckte Quinqueremen oder Triremen, sollten an den Kalenden des November in Lesbos sein. ,So lautete Thermus’ Befehl an den arroganten jungen Burschen.
    Kannst Du Dir vorstellen, daß Caesar exakt an den Kalenden des November mit einer weitaus besseren Flotte, als jeder Römer von einem Nikomedes erwartet hätte, in meinem Lager aufgetaucht ist? Einschließlich zwei Sechzehnern, für die ich nicht mehr zahlen muß als Verpflegung und Sold für die Besatzungen! Als ich die Rechnung sah, war ich überrascht — Bithynien macht zwar Gewinn, aber nicht unverschämt. Dadurch wird es für mich allerdings zu einer Frage der Ehre, daß ich die Flotte nach dem Fall Mytilenes sofort zurückschicke. Und umgehend vollständig bezahle. Ich hoffe natürlich, daß ich die Rechnung aus der Kriegsbeute bezahlen kann, aber wenn diese nicht so reich ausfallen sollte, wie ich erwarte, könntest Du das Schatzamt dann vielleicht zu einer Sonderzahlung für mich überreden?
    Ich muß hinzufügen, daß der junge Caesar arrogant und unverschämt war, als er mir die Flotte überbrachte. Ich mußte ihn in seine Schranken weisen. Natürlich gibt es nur eine Erklärung, wie es ihm gelungen ist, der alten Schwuchtel Nikomedes eine so wunderbare Flotte in so kurzer Zeit abzuschwatzen — er hat mit ihm das Liebeslager geteilt. Das habe ich ihm auch gesagt, um ihn in seine Schranken zu weisen. Allerdings glaube ich nicht, daß irgend etwas auf der Welt Caesar in die Schranken weisen kann! Er hat mich angefahren wie eine aufgerichtete Kobra und behauptet, er brauche nicht auf die Mittel von Weibern zurückzugreifen, um etwas zu erreichen; an dem Tag, an dem er das nötig habe, werde er sich ein Schwert in den Bauch stoßen. Ich wußte nicht mehr, wie ich ihn zur Vernunft bringen sollte, ein Problem, das ich, wie Du weißt, sonst nicht habe. Doch ich glaubte, daß vielleicht die anderen Militärtribunen einen mäßigenden Einfluß auf ihn haben würden. Du wirst Dich an sie erinnern, Du mußt sie am Tag vor ihrer Abreise noch in Rom gesehen haben: Gabinius, zwei Lentulier, Octavius, Messala Rufus, Bibulus und Philippus’ Sohn.
    Soviel ich mitbekommen habe, hat der kleine Bibulus tatsächlich versucht, Caesar zu bremsen. Er ist wegen seiner Bemühungen auf einem hohen Schrank gelandet. .Seither sind die Tribunen gespalten: Caesar hat Gabinius, Octavius und Philippus’ Sohn für sich gewonnen, die beiden Lentulier und Bibulus hassen ihn, Rufus steht dazwischen. Natürlich gibt es wegen der Langeweile, die sich während einer Belagerung unter jungen Männern breitmacht, stets Ärger, und es ist schwierig, die Männer zur Arbeit anzutreiben. .Sogar für mich. Caesar beschwört den Ärger allerdings regelrecht herauf. Und ich hasse es, wenn ich mich mit Kleinigkeiten herumschlagen muß. Caesar ist eine Nervensäge. Er sieht zu gut aus und ist zu selbstsicher, und er weiß leider genau, wie intelligent er ist.
    Der Gerechtigkeit halber muß man allerdings hinzufügen, daß er sehr fleißig ist. Er arbeitet ständig. Ich weiß nicht, wie er es anstellt, aber jeder einfache Fußsoldat im Lager scheint ihn zu kennen — und zu mögen, was die Sache noch schlimmer macht. Er arbeitet völlig selbständig. Meine Legaten meiden ihn inzwischen, weil er Befehle zur Durchführung bestimmter Aufgaben nur dann entgegennimmt, wenn er mit der Durchführung einverstanden ist. Und er weiß immer, wie man etwas besser macht! Er gehört zu den Leuten, die schon immer alles durchgeplant haben, bevor der erste Streich geführt oder der erste Befehl erteilt ist. Deshalb stehen meine Legaten zum Schluß nur allzuoft mit roten Köpfen da.
    Bisher ist es mir erst ein einziges Mal gelungen, sein Selbstvertrauen zu erschüttern, und zwar durch meine Anspielung darauf, wie er die Flotte von Nikodemus bekommen hat. Das hat ihn unglaublich wütend gemacht. Aber tut er, was ich will — greift er mich tätlich an und liefert mir so den Vorwand, ihn vors Kriegsgericht zu bringen? Nein! Dazu ist er zu gerissen und beherrscht. Ich mag ihn nicht, das

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