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MoR 03 - Günstlinge der Götter

MoR 03 - Günstlinge der Götter

Titel: MoR 03 - Günstlinge der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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anzugliedern.«
    »Und was sagten sie dazu, Perperna?«
    »Sie lachten uns aus, Lucius Cornelius. Ihre Anwälte versuchten, die Ungültigkeit des Testaments zu beweisen. Schließlich wiesen sie auf den König und die Königin hin, um uns zu zeigen, daß sie rechtmäßige Thronerben gefunden hatten.«
    »Aber sie sind keine rechtmäßigen Erben!«
    »Nur nach römischem Recht. Nach ägyptischem Recht — das offenbar größtenteils aus Gesetzen besteht, die ganz spontan erlassen wurden — sind der König und die Königin legitim.«
    »Was hast du also getan, Perperna?«
    »Was sollte ich denn tun, Lucius Cornelius? In Alexandria wimmelte es von Soldaten. Wir konnten unseren römischen Göttern nur danken, daß wir lebend und unversehrt aus Ägypten herauskamen.«
    »Schon gut«, sagte Sulla, der seine Wut gar nicht erst an unwürdige Personen verschwendete. »Trotzdem, Tatsache bleibt, daß das Testament gültig ist. Ägypten gehört jetzt Rom.« Er trommelte mit den Fingern auf das Schreibpult. »Leider kann Rom im Augenblick nicht viel tun. Ich mußte bereits vierzehn Legionen nach Spanien schicken, um mit Quintus Sertorius fertigzuwerden, und ich habe keine Lust, die Staatskasse durch einen Feldzug am anderen Ende der Welt noch mehr zu belasten. Nicht jetzt, wo Tigranes rücksichtslos und ungehindert über einen Großteil Syriens hinwegzieht und die parteiischen Erben in einen Bürgerkrieg verwickelt sind. Hast du das Testament noch?«
    »O ja, Lucius Cornelius.«
    »Dann werde ich morgen den Senat über die Vorfälle unterrichten und das Testament den Vestalinnen zurückgeben, bis Rom es sich leisten kann, Ägypten gewaltsam zu annektieren. Das ist vermutlich die einzige Möglichkeit, um an unsere Erbschaft zu kommen.«
    »Ägypten ist sagenhaft reich.«
    »Das ist mir nicht neu, Perperna. Die Ptolemäer sitzen auf dem größten Schatz der Welt und herrschen über eines der reichsten Länder.« Sullas Gesichtsausdruck deutete an, daß er fertig war, aber dann fügte er noch hinzu: »Die zweitausend Talente in Gold aus Tyros hast du wohl auch nicht bekommen, oder?«
    »O doch, mühelos, Lucius Cornelius«, sagte Perperna verstört. »Als wir das Testament vorlegten, wurde uns das Geld sofort ausgehändigt. Auf dem Rückweg, wie du befohlen hast.«
    Sulla brach in schallendes Gelächter aus. »Gut gemacht, Perperna! Da kann ich dir das Debakel in Alexandria ja beinahe verzeihen!« Erfreut rieb er sich die Hände. »Eine willkommene Aufbesserung der Staatskasse. Der Senat wird das sicher genauso sehen. Zumindest mußte das arme Rom nicht eine Delegation bezahlen, ohne dafür ausreichend finanziell entschädigt zu werden.«

    Sämtliche Könige im Osten machten Schwierigkeiten — ein Nachteil, mit dem Rom sich abfinden mußte, weil Sulla aufgrund interner Streitigkeiten in der Stadt nicht lange genug im Osten bleiben konnte, um Mithridates und Tigranes für immer unschädlich zu machen. Kaum war Sulla nach Hause gesegelt, da versuchte Mithridates erneut, Kappadokien zu annektieren, und Lucius Licinius Murena, der damalige Statthalter der Provinzen Asia und Cilicia, begann sofort einen Krieg mit ihm — ohne Sullas Wissen oder Erlaubnis und entgegen dem Vertrag von Dardanos. Eine Zeitlang schlug Murena sich recht wacker, bis es aufgrund seines Übermuts in Pontos zu einer Reihe verheerender Zusammenstöße mit Mithridates kam. Sulla mußte den älteren Aulus Gabinius losschicken, um Murena in seine Provinzen zurückzubeordern. Aber noch ehe er Murena wegen seines leichtsinnigen Verhaltens bestrafen konnte, kam es zur Konfrontation mit Pompeius. Murena durfte im Triumphzug heimkehren, und Pompeius nahm seinen Platz ein.
    In der Zwischenzeit hatte Tigranes die vergangenen sechs Jahre dazu benutzt, sein Königreich Armenien nach Süden und Westen auszudehnen und in Gebiete des Partherkönigs und in das rasch zerfallende Königreich Syrien vorzudringen. Er erkannte seine Chance, als er erfuhr, daß der alte Partherkönig Mithridates zu krank sei, um die geplante Invasion Syriens durchzuführen — und zu krank, um zu verhindern, daß die barbarischen Massageten seine Ländereien im Norden und Osten Parthiens einnahmen und sein Sohn Gotarzes Babylonia an sich riß.
    Wie Tigranes selbst einst prophezeit hatte, hatte der Tod des Partherkönigs einen Erbfolgekrieg ausgelöst, der noch dadurch erschwert wurde, daß der Alte offiziell drei Gemahlinnen gehabt hatte — zwei waren seine Halbschwestern väterlicherseits, und die

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