Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
MoR 03 - Günstlinge der Götter

MoR 03 - Günstlinge der Götter

Titel: MoR 03 - Günstlinge der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
Vom Netzwerk:
königlichen Mätresse und ältesten ehelichen Tochter des Königs von Nabatäa. Es ist schon lange Sitte, daß die unbedeutenden Herrscher Arabiens und Palästinas dem Pharao von Ägypten ihre ältesten Töchter als Mätressen schicken, da dies ein erhabeneres und ehrbareres Schicksal ist als die Heirat mit einem anderen unbedeutenden Herrscher. Und für die Väter bedeutet es mehr Sicherheit, da sie beim Handel entlang des Roten Meeres und durch die verschiedenen Wüsten auf die Hilfe Ägyptens angewiesen sind.«
    »Soll das heißen, Alexandria und Ägypten würden einen ptolemäischen Bastard zum König machen, nur weil seine Mutter von königlichem Geblüt war?«
    »Wenn wir Ptolemaios Alexander nicht bekommen, ist das unvermeidlich so, Lucius Cornelius.«
    »Eine Marionette von Mithridates und Tigranes«, meinte Sulla nachdenklich.
    »Da die Frauen der beiden Bastarde Mithridates’ Töchter sind, ist auch das unvermeidlich. Tigranes steht schon zu nahe an der ägyptischen Grenze, deshalb können wir nicht auf einer Scheidung der Bastarde beharren. Er würde im Namen von Mithridates in unser Land einmarschieren und es erobern. Für einen Krieg dieser Größenordnung sind wir nicht gerüstet.«
    Sulla wirkte plötzlich kühl und sachlich. »Überlaßt das mir, ich kümmere mich darum. Wir dürfen nicht zulassen, daß Armenia und Pontos die Kontrolle über Ägypten erlangen!«
    Seine Entscheidung stand schon lange fest, deshalb begab er sich unverzüglich zu Ptolemaios Alexanders Villa auf dem Mons Pincius, um mit dem Ägypter zu sprechen.
    »Dein Tag ist gekommen«, sagte der Diktator zu seiner Geisel.
    »Ist Kichererbse tot?« fragte der mittlerweile fünfund- dreißigjährige Ptolemaios Alexander gespannt.
    »Tot und begraben. Königin Berenike herrscht jetzt allein.«
    »Dann muß ich sogleich nach Ägypten«, rief Ptolemaios Alexander aufgeregt. »Sofort! Ich darf keine Zeit verlieren!«
    »Du gehst, wenn ich es sage, keinen Moment früher«, sagte Sulla schroff. »Setz dich und hör mir zu.«
    Ptolemaios Alexander setzte sich, sein weites Gewand um sich ausgebreitet wie einen Ballon, aus dem die Luft entwichen war. Seine Augen waren mit Antimon schwarz umrahmt, der Lidstrich war bis zu den Schläfen hochgezogen, und unter den ebenfalls schwarz gefärbten Augenbrauen waren die Oberlider weiß bemalt. Dadurch wirkten seine Augen ausgesprochen unheimlich, was vermutlich beabsichtigt war.
    »Du kannst einen König nicht wie einen Untergebenen behandeln«, sagte Ptolemaios Alexander steif.
    »Es gibt auf der ganzen Welt keinen König, der nicht mein Untergebener ist«, erwiderte Sulla verächtlich. »Ich herrsche über Rom! Das macht mich zum mächtigsten Mann zwischen Ozean und Indus. Deshalb werdet Ihr mir zuhören, Majestät — und zwar, ohne mich zu unterbrechen! Ihr könnt nach Alexandria gehen und den Thron besteigen. Aber nur unter bestimmten Bedingungen. Ist das klar?«
    »Was für Bedingungen?«
    »Du mußt dein Testament machen und es hier in Rom bei den Vestalinnen hinterlegen. Es braucht nur ein einfaches Testament zu sein. Falls du ohne legitime Nachkommen stirbst, vermachst du das Königreich Ägypten Rom.«
    Ptolemaios Alexander schnappte nach Luft. »Das kann ich nicht tun!«
    »Du mußt tun, was ich dir sage, wenn du in Alexandria regieren willst. Das ist mein Preis. Wenn du ohne legitime Nachkommen stirbst, fällt Ägypten an Rom.«
    Ptolemaios Alexanders schwarz umrandete Augen blickten verstört, und die Art, wie er sich auf die rot geschminkten, vollen Lippen biß, erinnerte Sulla an Philippus. »In Ordnung, ich akzeptiere deine Bedingung.« Er zuckte die Schultern. »Ich bin ohnehin kein Anhänger der alten ägyptischen Religion. Was kümmert es mich also, was nach meinem Tod ist?«
    »Vortrefflich argumentiert«, meinte Sulla erfreut. »Ich habe meinen Sekretär mitgebracht, damit du das Dokument auf der Stelle aufsetzen kannst. Natürlich muß es mit dem königlichen Siegel und deiner persönlichen Kartusche versehen sein. Ich möchte nicht, daß es nach deinem Tod zu Streitereien kommt.« Sulla befahl einem ptolemäischen Diener, seinen Sekretär zu holen, und während er und Ptolemaios Alexander warteten, meinte er beiläufig: »Da wäre übrigens noch eine Bedingung.«
    »Welche?« fragte Ptolemaios Alexander argwöhnisch.
    »Soviel ich weiß, hat deine Großmutter Kleopatra III. auf einer Bank in Tyros zweitausend Talente in Gold hinterlegt. Mithridates hat nur das Geld bekommen, das

Weitere Kostenlose Bücher