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MoR 03 - Günstlinge der Götter

MoR 03 - Günstlinge der Götter

Titel: MoR 03 - Günstlinge der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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dritte war keine geringere als Automa, eine Tochter des Tigranes. Wahrend die Söhne der verschiedenen Mütter um das noch verbliebene Erbe stritten, spaltete sich eine weitere wichtige Satrapie ab — das sagenhaft reiche Elymais, durchzogen von den östlichen Nebenflüssen des Tigris, Choaspes und Pasitigris. Damit waren die schlickfreien Häfen im Osten des Euphrat-Tigris-Deltas ebenso verloren wie die Stadt Susa, ein Sitz der Partherkönige. Aber die Söhne des alten Königs Mithridates kümmerten sich nicht darum und setzten ihren Streit fort.
    Auch Tigranes führte weiter Krieg. Im Todesjahr des Gaius Marius fiel er nacheinander in die Königreiche Sophene, Gordyene, Adiabene und Osrhoene ein. Nach deren Eroberung gehörten Tigranes jetzt sämtliche Gebiete am Ostufer des Euphrat, von Tomisa bis hinunter nach Europus; die großen Städte Amida, Edessa und Nisibis fielen ihm ebenso zu wie die Zollgebühren, die entlang des großen Flusses erhoben wurden. Aber anstatt das Einziehen der Zollgebühren den Armeniern zu überlassen, zog Tigranes die Skenitischen Araber auf seine Seite, welche die unfruchtbaren Gegenden zwischen Euphrat und Tigris südlich von Osrhoene kontrollierten und von jeder Karawane, die ihr Gebiet passierte, Wegzoll forderten. Obwohl die Skeniter Nomaden waren, siedelte Sulla sie in Edessa und Carrhae an und machte sie in Samosata und Zeugma am Euphrat zu Zolleintreibern. Ihr König - Abgar mit Namen — war jetzt Tigranes’ Klient, und die griechischsprechende Bevölkerung der vom armenischen König unterworfenen Städte mußte in jene Teile Armeniens emigrieren, wo die griechische Sprache bislang unbekannt war. Tigranes wollte unbedingt der kultivierte Herrscher eines hellenisierten Königreichs sein — und wie konnte er sein Reich besser hellenisieren als durch die Schaffung griechischer Siedlungen?
    Als Kind war Tigranes vom König der Parther in Seleukeia am Tigris, weit weg von Armenia, als Geisel festgehalten worden. Als sein Vater starb, war er der einzige männliche Nachkomme gewesen, aber der Partherkönig hatte für die Freilassung des jungen Tigranes einen hohen Preis verlangt — siebzig Täler in Media Atropatene, dem reichsten Teil Armeniens. Jetzt marschierte Tigranes in Media Atropatene ein und eroberte die siebzig Täler zurück, wo es Gold, Lapislazuli, Türkise und saftige Weiden im Überfluß gab.
    Tigranes mußte jedoch feststellen, daß er für die wachsende Zahl seiner Reiter, die von Kopf bis Fuß in einer gepanzerten Rüstung steckten, nicht genügend nisäische Pferde hatte. Die Pferde, die ebenfalls durch einen Schuppenpanzer geschützt waren, mußten kräftig sein, um die Last tragen zu können. Im darauffolgenden Jahr marschierte Tigranes deshalb in Media Magna, der Heimat der nisäischen Pferde, ein und gliederte es an Armenien an. Ekbatana, der Sommersitz der Partherkönige — und davor der Sommersitz der Könige von Media und Persien, darunter auch Alexanders des Großen — wurde niedergebrannt, und der prächtige Palast wurde geplündert.
    Drei Jahre waren vergangen. Während Sulla langsam auf der italischen Halbinsel vorrückte, hatte Tigranes seine Aufmerksamkeit dem Westen zugewandt und war über den Euphrat in die Commagene einmarschiert. Ohne auf Widerstand zu stoßen, nahm er sämtliche Gebiete im Norden Syriens zwischen dem Amanus- und dem Libanon-Gebirge ein, darunter das mächtige Antiochia und die Ebene des Nähr el Assi. Sogar ein Teil Cilicia Pedias fiel ihm zu.
    Syrien war hellenisiertes Territorium; die Bevölkerung sprach Griechisch und stand unter dem Einfluß griechischen Brauchtums. Kaum hatte Tigranes sich in Syrien Autorität verschafft, da schickte er ganze Bevölkerungsgruppen mit ihren Familien in seine neu erbaute Hauptstadt Tigranocerta. Handwerker wurden bevorzugt; kein einziger durfte in Syrien bleiben. Der König war sich bewußt, daß die Griechen vor der medischen Bevölkerung beschützt werden mußten. Deshalb wurden die Meder unter Androhung der Todesstrafe angewiesen, die neuen Mitbürger freundlich und zuvorkommend zu behandeln.
    Während Sulla sich per Gesetz zum Diktator von Rom ernennen ließ, nahm Tigranes formell den langersehnten Titel König der Könige an. Königin Kleopatra Selene von Syrien, jüngste Schwester und einstige Gemahlin des Ptolemaios Soter Kichererbse, die an der Seite mehrerer seleukidischer Herrscher Syrien regiert hatte, wurde aus Aritiochia vertrieben und mußte in einem kleinen Dorf am Ufer des

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