MoR 03 - Günstlinge der Götter
Euphrat in ärmlichen Verhältnissen leben; ihren Platz im Palast von Antiochia nahm der Satrap Magadates ein, der im Namen Tigranes’, des Königs der Könige, Syrien regieren sollte.
König der Könige, dachte Sulla zynisch; alle Herrscher im Osten hielten sich für den König der Könige. Wie es schien, sogar die beiden unehelichen Söhne des Ptolemaios Soter Kichererbse, die jetzt mit ihren Frauen, den Töchtern des Mithridates, in Ägypten und Zypern herrschten. Aber das Testament des toten Ptolemaios Alexander war echt; keiner wußte das besser als Sulla, der bei der Niederschrift des Dokuments zugegen gewesen war. Früher oder später würde Ägypten zu Rom gehören. Vorerst regierte Ptolemaios Auletes noch in Alexandria; aber diese Marionette des Mithridates und Tigranes sollte fortan keine ruhige Minute mehr haben! Der Senat von Rom würde regelmäßig Boten nach Alexandria schik- ken und Ptolemaios Auletes auffordern, zugunsten Roms, der wahren Besitzerin Ägyptens, zurückzutreten.
König Mithridates von Pontos, der in der eisigen Kälte des Kaukasus zweihunderttausend Mann verloren hatte, mußte erneut daran gehindert werden, Kappadokien zu annektieren. Während Mithridates sich schriftlich bei Sulla darüber beschwert hatte, daß Murena vierhundert Dörfer entlang des Kisil-Irmak geplündert und niedergebrannt hatte, hatte er selbst das kappadokische Ufer des Kisil-Irmak eingenommen. Um diese List legitim erscheinen zu lassen, hatte er König Ariobarzanes von Kappadokien eine seiner Töchter zur Braut gegeben. Als Sulla erfuhr, daß das Mädchen erst vier Jahre alt war, schickte er einen Boten zu König Mithridates und befahl ihm im Namen Roms, ganz auf Kappadokien zu verzichten, Braut hin oder her. Der Bote kehrte mit einem Brief des Königs von Pontos zurück, worin Mithridates versprach, sich dem Befehl zu beugen. Zudem ließ er Sulla wissen, daß er eine Delegation nach Rom entsenden werde, um den Vertrag von Dardanos zu ratifizieren.
»Er sollte lieber darauf achten, daß seine Gesandten nicht herumtrödeln«, murmelte Sulla vor sich hin, während er seine Frau suchte. Sie war ganz in der Nähe, und in ihrer Gegenwart schloß er seine Betrachtungen ab. »Wenn sie herumtrödeln, werde ich nicht mehr hier sein, um mit ihnen zu feilschen — und dann viel Glück beim Feilschen mit dem Senat!«
»Was hast du gesagt, Liebster?« fragte Valeria verwirrt.
»Nichts. Gib mir einen Kuß.«
Valeria Messalas Küsse waren so süß wie sie selbst. Insofern war diese vierte Ehe für Sulla ein angenehmes Erlebnis, wenn auch kein anregendes. Zum Teil lag das sicher an seinem Alter und an seinen Gebrechen, vor allem aber daran, daß es den adligen Römerinnen an Verführungskünsten und Sinnlichkeit mangelte. Sie konnten sich im Bett einfach nicht genügend entspannen und waren nicht so ausgelassen, wie der Diktator es sich wünschte. Nun, da seine Potenz nachließ, brauchte er mehr Stimulanz. Warum konnten Frauen einen Mann zwar wahnsinnig lieben, ihm aber dennoch seine sexuellen Wünsche nicht voll und ganz erfüllen?
»Ich denke, Frauen sind wie Gefäße, Lucius Cornelius«, sagte Varro, der das Pech hatte, auf diese Frage antworten zu müssen.
»Sie sind dazu bestimmt, Dinge aufzunehmen, vom Penis des Mannes bis hin zu einem Kind, und deshalb müssen sie passiv sein. Dasselbe gilt für Tiere. Das Männchen ist der aktive Teil und muß seinen übermäßigen Trieb befriedigen, indem es mehrere Weibchen deckt.«
Eigentlich war Varro gekommen, um Sulla davon zu unterrichten, daß Pompeius Rom einen kurzen Besuch abstatten wolle, und um sich zu erkundigen, ob Sulla den jungen Mann empfangen werde. Aber noch hatte er nicht den richtigen Moment erwischt, um seine Frage vorzubringen.
Sulla hob die Augenbrauen. »Meinst du, mein lieber Varro, daß ein anständig verheirateter Mann mit der Hälfte der Frauen Roms schlafen muß?«
»Nein, natürlich nicht!« stieß Varro hervor. »Da alle Frauen passiv sind, könnte er keine Befriedigung finden.«
»Heißt das, daß ein Mann sich seine Geschlechtspartner unter Männern suchen sollte, wenn er seine Fleischeslust befriedigen will?« fragte Sulla mit ernster Miene.
»Oh! Ah! Äh!« quiekte Varro und wand sich wie ein eingeklemmter Tausendfüßler. »Nein, Lucius Cornelius, natürlich nicht! Bestimmt nicht!«
»Was soll ein anständig verheirateter Mann dann tun?«
»Ich beschäftige mich zwar mit natürlichen Phänomenen, aber um solche Fragen zu beantworten,
Weitere Kostenlose Bücher