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MoR 03 - Günstlinge der Götter

MoR 03 - Günstlinge der Götter

Titel: MoR 03 - Günstlinge der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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Ältesten vor, darunter Philodamus, der zu Sullas Zeit oberster Stammesführer von Lampsakos gewesen war.
    »Wie ich hörte«, sagte der Beamte Marcus Rubrius leise zu Verres, als sie zu Ianitors Haus geführt wurden, »hat der alte Philodamus eine so unvergleichlich schöne und tugendhafte Tochter, daß er sie versteckt hält. Ihr Name ist Stratonike.«
    Was die sexuellen Bedürfnisse betraf, war Verres kein Dolabella. Wie seine Statuen und Bilder mußten auch seine Frauen vollendete Kunstwerke sein, lebendig gewordene Galateas. Wenn er nicht in Rom war, verzichtete er daher gewöhnlich auf sexuelle Befriedigung, da er sich nicht mit zweitklassigen Frauen zufriedengeben wollte, nicht einmal mit so berühmten Kurtisanen wie Praecia. Und wenn er einmal heiratete, dann sollte es eine Frau aus gutem Hause und von beispielloser Schönheit sein — eine moderne Aurelia. Diese Reise in den Osten sollte sein Glück festigen und es ihm ermöglichen, mit einer stolzen Caecilia, Metella oder Claudia Pulchra über eine Heirat zu verhandeln. Eine Julia wäre die beste Partie gewesen, aber die Julias waren bereits alle vergeben.
    Seit Monaten hatte Verres kein Liebesabenteuer mehr gehabt, und er hatte auch nicht erwartet, in Lampsakos eines zu erleben. Aber Rubrius hatte es sich zur Aufgabe gemacht, Verres’ Schwächen herauszufinden — abgesehen von seiner Leidenschaft für leblose Kunstwerke —, und sobald die Delegation in der Stadt eingetroffen war, hatte er sich umgehört. Von geschwätzigen Leuten hatte er erfahren, daß Philodamus eine Tochter namens Stratonike hatte, die aufs Haar der Göttin Aphrodite glich.
    »Stelle weitere Nachforschungen an«, sagte Verres knapp. Und als er vor Ianitors Haus anlangte, wo der oberste Ethnarch bereits wartete, um ihn persönlich willkommen zu heißen, setzte Verres sein charmantestes Lächeln auf. Rubrius nickte und folgte dem Sklaven zu seiner weniger vornehmen Unterkunft; schließlich war er nur ein kleiner Beamter ohne den Status eines Gesandten.
    Am Nachmittag erschien Rubrius wieder im Hause Ianitors, um mit Verres unter vier Augen zu sprechen.
    »Hast du es bequem hier?« fragte Rubrius.
    »Mehr oder weniger. Natürlich ist es keine römische Villa. Wie schade, daß keiner der römischen Einwohner von Lampsakos zu den Wohlhabendsten zählt. Ich gebe mich nur ungern mit Griechen ab! Sie sind mir zu unkultiviert. Dieser Ianitor lebt nur von Fisch — es gibt nicht einmal ein Ei oder einen Vogel zum Essen. Aber der Wein war vorzüglich. Wie bist du in Sachen Stratonike vorangekommen?«
    »Nur mühsam, Gaius Verres. Das Mädchen ist anscheinend ein Muster an Tugendhaftigkeit, aber vielleicht bewachen ihr Vater und ihr Bruder sie gerade deshalb so wie Tigranes die Frauen in seinem Harem.«
    »Dann werde ich zum Essen zu Philodamus gehen müssen.«
    Rubrius schüttelte energisch den Kopf. »Ich fürchte, das wird nichts nützen, Gaius Verres. Diese Stadt ist durch und durch phokäisch. Gäste bekommen die Frauen der Familie nicht zu Gesicht.«
    Verres und Rubrius steckten die Köpfe zusammen und begannen zu tuscheln.
    »Mein Gehilfe Marcus Rubrius ist schlecht untergebracht«, sagte Verres zu Ianitor, nachdem Rubrius gegangen war. »Ich verlange ein besseres Quartier für ihn. Wie ich hörte, ist ein gewisser Philodamus nach dir der nächste bedeutende Mann. Bitte sorge dafür, daß Marcus Rubrius morgen als erstes in das Haus des Philodamus umziehen kann.«
    »Ich will den Wurm nicht haben!« fuhr Philodamus Ianitor an, als dieser ihm Verres’ Wunsch vortrug. »Wer ist dieser Marcus Rubrius denn schon? Ein schmuddeliger kleiner römischer Beamter! Früher hatte ich römische Konsuln und Prätoren zu Gast — ja sogar den großen Lucius Cornelius Sulla, als er das letzte Mal den Hellespont überquerte! Ich habe noch nie jemanden beherbergt, der so unbedeutend war wie Gaius Verres! Und wer ist er denn? Nur ein Gehilfe des Statthalters von Cilicia!«
    »Bitte, Philodamus, bitte! Um meinetwillen! Um unserer Stadt willen! Dieser Gaius Verres ist ein übler Bursche, das spüre ich in meinen Knochen. Außerdem hat er hundert berittene Soldaten bei sich. In ganz Lampsakos könnten wir nicht einmal halb so viel erfahrene Soldaten auftreiben.«
    Schließlich gab Philodamus nach, und Rubrius wechselte sein Quartier. Aber bald mußte Philodamus feststellen, daß es ein Fehler gewesen war, nachzugeben. Rubrius war kaum im Haus, da verlangte er auch schon die schöne Tochter zu sehen, und als

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