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MoR 03 - Günstlinge der Götter

MoR 03 - Günstlinge der Götter

Titel: MoR 03 - Günstlinge der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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Straße entlang.
    Inzwischen war die ganze Stadt in Aufruhr, und Ianitor selbst stand in der Eingangstür seines Hauses. Sein Mut sank, als er sah, daß die Römer einen Toten trugen, aber trotzdem ließ er sie ein und verriegelte wohlweislich die Tür hinter ihnen. Während Artemidorus sich um seinen Vater kümmerte, eilten seine Freunde zum Marktplatz der Stadt und forderten die Bewohner auf, sich ihnen anzuschließen. Die Griechen hatten genug von Gaius Verres, und selbst die leidenschaftliche Rede von Publius Tettius, dem einflußreichsten römischen Einwohner der Stadt, konnte sie nicht davon abbringen, Vergeltung zu üben. Tettius und sein Gast Gaius Terentius Varro wurden einfach beiseite geschoben, und die Menge drängte in Richtung von Ianitors Haus.
    Dort angelangt, forderten die erbosten Bürger Einlaß. Als Ianitor sich weigerte, schlugen sie mit einem behelfsmäßigen Rammbock gegen die Tür, und als das nichts nützte, beschlossen sie, das Haus niederzubrennen. An der vorderen Außenwand des Hauses wurden Holzscheite und Brennmaterial aufgestapelt und angezündet. Nur durch das Eingreifen von Publius Tettius, Gaius Terentius Varro und einigen anderen römischen Einwohnern von Lampsakos konnte Schlimmeres verhindert werden. Ihre leidenschaftlichen Appelle brachten die erhitzten Gemüter wieder zur Besinnung, und sie sahen ein, daß der Opfertod eines römischen Gesandten schlimmere Folgen hätte als die Schändung Stratonikes. Das Feuer, das sich bereits auf der Vorderseite des Hauses ausgebreitet hatte, wurde gelöscht, und die Männer von Lampsakos gingen nach Hause.
    Ein weniger arroganter Mann als Gaius Verres wäre bei der nächstbesten Gelegenheit dem Hexenkessel entflohen, aber Gaius Verres hatte nicht die Absicht, davonzulaufen. Statt dessen setzte er sich in aller Ruhe hin und schrieb an Gaius Claudius Nero, den Statthalter der Provinz Asia. Er war fest entschlossen, sich nicht von ein paar gemeinen Griechen vertreiben zu lassen.
    »Ich verlange, daß du unverzüglich nach Lampsakos kommst und die beiden socii Philodamus und Artemidorus wegen Mordes an dem obersten Liktor eines römischen Gesandten vor Gericht stellst«, schrieb er.
    Doch obwohl der Brief schnell in Pergamon eintraf, kamen ihm Publius Tettius und Gaius Terentius Varro mit ihrem ausführlichen Bericht an den Statthalter zuvor.
    »Ich werde bestimmt nicht nach Lampsakos kommen«, lautete Claudius Neros Antwort. »Mein oberster Legat Gaius Terentius Varro, der rangmäßig weit über dir steht, hat mir berichtet, was tatsächlich vorgefallen ist. Schade vielleicht, daß du nicht verbrannt bist. Du bist, was dein Name schon sagt, Verres — ein Schwein.«
    Wütend schrieb Verres als nächstes an Dolabella in Tarsus. Der in herrischem und boshaftem Ton abgefaßte Brief erreichte Tarsus in knapp sieben Tagen. Der Kurier, der ihn überbrachte, hatte so große Angst davor, was Verres ihm wohl antun würde, wenn er trödelte, daß er sogar einen Mord begangen hätte, nur um alle paar Stunden ein frisches Pferd zu bekommen.
    »Begib dich sofort und im Laufschritt nach Pergamon«, wies Verres seinen Vorgesetzten ohne einen förmlichen Gruß oder eine Respektsbezeugung an, »und bringe Claudius Nero unverzüglich nach Lampsakos, damit er die socii, die meinen obersten Liktor ermordet haben, vor Gericht stellt und verurteilt. Wenn du es nicht tust, werde ich in Rom über gewisse Ausschweifungen und Drogen berichten. Das ist mein Ernst, Dolabella. Und du kannst Claudius Nero ausrichten, daß, wenn er nicht nach Lampsakos kommt und diese griechischen fellatores verurteilt, ich auch ihn schmutziger Praktiken bezichtigen werde. Und ich werde es beweisen, Dolabella, ich werde es beweisen, und wenn ich dafür sterben muß.«

    Als die Nachricht von den Ereignissen in Lampsakos den Hof von König Nikomedes erreichte, hatten die Dinge sich festgefahren. Gaius Verres wohnte noch immer im Hause Ianitors und konnte sich in der Stadt frei bewegen. Ianitor hatte den Ältesten von Lampsakos allerdings versichern müssen, daß Verres die Stadt nicht verlassen werde. Und alle wußten, daß Claudius Nero aus Pergamon kommen und Vater und Sohn vor Gericht stellen sollte. »Ich wünschte, ich könnte etwas tun«, sagte der besorgte König zu Caesar.
    »Lampsakos gehört zur Provinz Asia, nicht zu Bithynien«, erwiderte Caesar. »Alles, was du tätest, müßte unter dem Deckmantel der Diplomatie geschehen, und ich bin nicht sicher, ob es diesen beiden

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