Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
MoR 03 - Günstlinge der Götter

MoR 03 - Günstlinge der Götter

Titel: MoR 03 - Günstlinge der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
Vom Netzwerk:
unglücklichen socii helfen würde.«
    »Gaius Verres ist ein habgieriger Mensch, Caesar. Anfang des Jahres plünderte er in der gesamten Provinz Asia die Heiligtümer, und anschließend stahl er den Harfenspieler von Aspendos und das goldene Gewand der Artemis von Perge.«
    »Wie soll sich Rom da bei seinen Provinzen beliebt machen«, sagte Caesar und verzog verächtlich den Mund.
    »Nichts ist vor dem Mann sicher — nicht einmal tugendhafte Töchter angesehener griechischer socii.«
    »Was macht Verres eigentlich in Lampsakos?«
    Nikomedes erschauerte. »Er will mich aufsuchen, Caesar! Er hat Empfehlungsschreiben für mich und für König Sadala von Thrakien dabei. Sein Statthalter, Dolabella, hat ihn mit dem Status eines Gesandten ausgestattet. In Wirklichkeit will er vermutlich unsere Statuen und Bilder stehlen.«
    »Solange ich hier bin, wird er das nicht wagen, Nikomedes«, beruhigte Caesar ihn.
    Das Gesicht des alten Königs hellte sich auf. »Genau das wollte ich auch sagen. Würdest du als mein Gesandter nach Lampsakos gehen, damit Gaius Claudius Nero weiß, daß Bithynien genau aufpaßt? Ich wage nicht, selbst zu gehen — es könnte als bewaffnete Drohung verstanden werden, selbst wenn ich ohne Militäreskorte käme. Meine Truppen stehen viel näher bei Lampsakos als die Truppen der Provinz Asia.«
    Noch ehe Nikomedes zu Ende gesprochen hatte, erkannte Caesar, welche Probleme das mit sich brachte. Wenn er als offizieller Beobachter des Königs von Bithynien nach Lampsakos ging, würde ganz Rom annehmen, er stünde mit Nikomedes auf vertrautem Fuß. Wie konnte er es nur vermeiden, dorthin zu gehen? Oberflächlich betrachtet, war die Bitte berechtigt.
    »Es darf nicht so aussehen, als handelte ich in deinem Auftrag, Nikomedes«, sagte Caesar ernst. »Das Schicksal der beiden socii liegt in den Händen des Statthalters der Provinz Asia. Es würde ihm nicht gefallen, wenn ein zwanzigjähriger römischer privatus als Vertreter des Königs von Bithynien aufträte.«
    »Aber ich muß wissen, was in Lampsakos vor sich geht, und zwar von einem, der objektiv genug ist, um nicht zu übertreiben, und der sich als Römer nicht automatisch auf die Seite der Griechen stellt«, erklärte Nikomedes.
    »Ich habe nicht gesagt, daß ich nicht gehen will. Ich werde gehen. Aber als einfacher römischer privatus, der zufällig in der Gegend war und dessen Neugier gesiegt hat. Auf diese Weise bleibt Bithynien aus dem Spiel, und ich kann dir trotzdem nach meiner Rückkehr ausführlich berichten. Wenn du es danach für notwendig hältst, kannst du beim Senat in Rom formell Beschwerde einlegen, und ich werde aussagen.«
    Am folgenden Tag brach Caesar mit Burgundus und vier Dienern auf. Er ritt über Land, so als komme er von irgendwoher und wolle irgendwohin. Obwohl er Lederharnisch und Waffenrock trug, seine bevorzugte Kleidung zu Pferd, hatte er Toga, Tunika und die Sandalen eines Senators eingepackt und den Sklaven mitgenommen, der ihm neue Bürgerkränze aus Eichenlaub flocht. Er wollte zwar nicht im Namen von Nikomedes auftreten, wohl aber in seinem eigenen Namen.
    Ende Dezember ritt er auf derselben Straße, die Verres benutzt hatte, nach Lampsakos. Niemand bemerkte seine Ankunft; die Bewohner der Stadt hatten sich unten am Kai versammelt, wo gerade die ansehnliche Flotte Claudius Neros und Dolabellas festmachte. Beide Statthalter waren schlechter Laune: Dollabella, weil er sich ständig in Verres’ Würgegriff befand, und Claudius Nero, weil Dolabellas Indiskretionen jetzt auch ihn zu kompromittieren drohten. Ihre Gesichter wurden noch grimmiger, als sie erfuhren, daß es für sie keine geeignete Unterkunft gab, da Ianitor immer noch Verres beherbergte und das einzige noch geräumige Haus in Lampsakos dem Angeklagten Philodamus gehörte. Publius Tettius löste das Problem, indem er einfach einen Kollegen auf die Straße setzte und den freigewordenen Platz in seinem Haus Claudius Nero und Dolabella anbot.
    Als Claudius Nero Verres empfing, der bei der Ankunft des Statthalters bereits in dessen Unterkunft wartete, erfuhr er, daß er die Gerichtsverhandlung leiten und Verres als Ankläger, Zeugen, Geschworenen und Gesandten anerkennen sollte, dessen offizieller Status als Proprätor von den Ereignissen in Lampsakos unberührt blieb.
    »Lächerlich!« sagte er zu Verres, so daß es Dolabella, Publius Tettius und der Legat Gaius Terentius Varro hören konnten.
    »Was meinst du?« fragte Verres.
    »Die römische Rechtsprechung

Weitere Kostenlose Bücher