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MoR 03 - Günstlinge der Götter

MoR 03 - Günstlinge der Götter

Titel: MoR 03 - Günstlinge der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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nachdem er in der Stadt einmarschiert war.
    »Vernünftig und angemessen«, entgegnete Brutus matt. »Ich fürchte, Gnaeus Pompeius, ich bin von Natur aus kein streitbarer Mann.«
    »Stimmt.«
    »Aber ich werde mit Würde sterben.«
    Die schönen blauen Augen wirkten noch größer als sonst. »Sterben?« fragte Pompeius verdutzt. »Dazu besteht kein Grund, Marcus Junius Brutus! Du kannst gehen.«
    Nun machte Brutus große Augen. »Ich bin frei? Ist das dein Ernst, Gnaeus Pompeius?«
    »Sicher!« erwiderte Pompeius vergnügt. »Aber das heißt nicht, daß du jetzt erneut Rebellen um dich scharen sollst. Geh nach Hause.«
    »Dann werde ich mich mit deiner Erlaubnis, Gnaeus Pompeius, auf meine Ländereien in Umbria begeben. Ich muß meine Leute dort beruhigen.«
    »Ich habe nichts dagegen, Nachbar! Umbria ist auch mein Revier.«
    Aber nachdem Brutus aus Mutina fortgeritten war, rief Pompeius einen seiner Legaten zu sich, einen Mann namens Geminius, ein Picenter von bescheidener Herkunft und niederem Rang.
    »Ich bin erstaunt, daß du ihn hast gehen lassen«, sagte Geminius.
    »Oh, ich mußte ihn gehen lassen! Ich genieße beim Senat noch kein so hohes Ansehen, daß ich ohne hinreichenden Grund einen Junius Brutus hinrichten lassen könnte. Auch wenn ich den Status eines Proprätors habe. Deshalb mußt du einen hinreichenden Grund finden.«
    »Sag mir nur, was ich tun soll, Magnus.«
    »Brutus will nach Umbria zu seinen Besitzungen. Das heißt vermutlich, daß er auf der Via Aemilia ein Stück nach Osten und dann weiter querfeldein reitet. Es soll so aussehen, als hättest du ihn bei dem erneuten Versuch ertappt, eine Rebellion anzuzetteln«, sagte Pompeius. »Du nimmst sofort mit einer Abteilung von Reitern die Verfolgung auf — fünf Schwadronen müßten genügen. Sobald es den Anschein hat, als wolle er Verrat begehen, nimm ihn gefangen und laß ihn hinrichten. Damit stehe ich als Held da und er als doppelter Verräter. Und keiner in Rom kann an seinem Tod Anstoß nehmen. Verstanden, Geminius?«
    »Vollkommen.«
    Den eigentlichen Grund für Brutus’ zweite Chance verriet Pompeius allerdings nicht. Der kleine Schlächter strebte nach dem Kommando in Spanien gegen Sertorius, und seine Chancen, es zu bekommen, waren größer, wenn er eine Ausrede parat hatte, warum er seine Legionen nicht auflöste. Wenn er den Anschein erweckte, daß im italischen Gallien entlang der Via Aemilia ein Aufstand drohte, hätte er eine Erklärung, weshalb er sich noch immer mit einer Armee dort aufhielt, obgleich der Krieg vorbei war. Er wäre von Rom weit genug weg, um für den Senat keine Bedrohung darzustellen, und trotzdem wäre er immer noch unter Waffen. Bereit, um nach Spanien zu marschieren.
    Geminius tat, was ihm befohlen wurde. Als Brutus in der östlich von Mutina gelegenen Stadt Regium Lepidum eintraf, wurde er freudig begrüßt. Wie der Name schon andeutete, lebten in der Stadt Klienten der Familie Aemilius Lepidus, und natürlich boten sie an, für Brutus zu kämpfen, wenn er es wollte. Noch bevor Brutus ablehnen konnte, kamen Geminius und seine fünf Schwadronen durch die Stadttore geritten. Auf dem Marktplatz von Regium Lepidum erklärte Geminius Brutus öffentlich zum Feind Roms und schlug ihm den Kopf ab.
    Brutus’ Kopf wurde zu Pompeius nach Mutina geschickt. Geminius hatte eine knappe Mitteilung beigefügt, worin es hieß, er habe Brutus dabei überrascht, wie er versucht habe, einen neuen Aufstand anzuzetteln; außerdem sei die Lage im italischen Gallien seiner Ansicht nach instabil.
    Kurz darauf übermittelte Pompeius dem Senat seinen Bericht:
    Gegenwärtig halte ich es für meine Pflicht, das italische Gallien mit meinen beiden Legionen zu besetzen. Die Legionen des Brutus habe ich wegen Illoyalität aufgelöst, ohne die Soldaten zu bestrafen. Ich habe ihnen lediglich Waffen und Rüstung abgenommen. Ich betrachte das Verhalten von Regium Lepidum als Symptom für die allgemeine Unruhe nördlich der Grenze, und ich hoffe, dies erklärt meine Entscheidung, zu bleiben.
    Ich habe den Kopf des Verräters Brutus nicht mitgeschickt, weil er zum Zeitpunkt seines Todes Statthalter mit der Befehlsgewalt eines Proprätors war, und ich glaube nicht, daß der Senat ihn auf der Rostra zur Schau stellen möchte. Statt dessen habe ich seine Asche der Witwe geschickt, damit sie sie angemessen bestattet. Ich hoffe, ich habe nichts falsch gemacht. Es war nie meine Absicht gewesen, Brutus hinzurichten. Er hat sich sein Schicksal selbst

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