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MoR 03 - Günstlinge der Götter

MoR 03 - Günstlinge der Götter

Titel: MoR 03 - Günstlinge der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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Zeit. Und an wen wendet sie sich, wenn sie unglücklich ist? An mich natürlich! Ich werde sie heiraten, da kannst du sicher sein!«
    »Gibt es denn nichts unter der Sonne, was deiner unglaublichen Selbstgefälligkeit einen Stich versetzen kann?« fragte sie.
    »Wenn es so etwas gibt, ist es mir noch nicht begegnet«, meinte er gelassen.
    »Keine Sorge, es lauert schon irgendwo.«
    Wieder stieß er dieses laute, wiehernde Lachen aus. »Du hoffst es!«
    »Ich hoffe es nicht, ich weiß es.«
    »Meine Schwester Porcia ist auch schon vergeben«, sagte Cato. Da er das Thema nicht wechseln wollte, gab er einfach neue Informationen preis.
    »Sicher an einen Ahenobarbus. Ist es der junge Lucius?«
    »Genau. Der junge Lucius. Ich mag ihn. Er hat die richtige Einstellung.«
    »Er ist fast so ein Emporkömmling wie du.«
    »Ich muß jetzt gehen«, sagte Cato und erhob sich.
    »Ein Glück!« meinte Servilia erleichtert; diesmal sagte sie es ihrem Besucher direkt ins Gesicht.
    An diesem Abend legte sich Servilia mit einer Mischung aus Schwermut und Entschlossenheit in ihr leeres Bett. Sie billigten also ihre Absicht wieder zu heiraten nicht! Sie dachten wohl, mit ihr sei nicht mehr zu rechnen, was?
    »Da irren sie sich«, sagte sie laut. Dann schlief sie ein.
    Am nächsten Morgen suchte sie Onkel Mamercus auf, mit dem sie sich immer gut verstanden hatte.
    »Du bist der Testamentsvollstrecker meines Mannes«, sagte sie. »Ich möchte gern wissen, was aus meiner Mitgift wird.«
    »Sie gehört immer noch dir, Servilia, aber nun, da du Witwe bist, wirst du sie nicht mehr brauchen. Marcus Junius Brutus hat dir genug Geld hinterlassen, damit du ein angenehmes Leben führen kannst, und sein Sohn ist jetzt ein wohlhabender Junge.«
    »Ich habe nicht vor, allein zu bleiben, Onkel. Ich möchte noch einmal heiraten, wenn du mir einen passenden Ehemann besorgst.«
    Mamercus zwinkerte mit den Augen. »Ein schneller Entschluß.«
    »Es hat keinen Sinn, es aufzuschieben.«
    »Du kannst erst in neun Monaten wieder heiraten, Servilia.«
    »Genug Zeit für dich, um jemanden für mich zu finden. Er muß mindestens aus einer ebenso vornehmen Familie stammen und ebenso wohlhabend sein wie Marcus Junius, aber möglichst etwas jünger.«
    »Wie alt bist du jetzt?«
    »Siebenundzwanzig.«
    »Dann möchtest du also einen Mann um die Dreißig?«
    »Das wäre ideal, Onkel Mamercus.«
    »Aber natürlich keinen Mitgiftjäger.«
    Servilia zog die Augenbrauen hoch. »Keinen Mitgiftjäger!«
    Mamercus lächelte. »Gut, Servilia, ich werde mich umhören. Das dürfte nicht schwer sein. Du kommst aus gutem Hause, deine Mitgift beträgt zweihundert Talente, und du kannst Kinder gebären. Und weder du noch dein Sohn werden für einen neuen Ehemann eine finanzielle Belastung sein. Ja, ich denke, wir werden etwas Passendes für dich finden.«
    »Übrigens, Onkel«, sagte sie, als er sich zum Gehen wandte, »wußtest du, daß der junge Cato ein Auge auf deine Tochter geworfen hat?«
    »Was?«
    »Der junge Cato hat ein Auge auf Aemilia Lepida geworfen.«
    »Aber sie ist doch bereits verlobt — mit Metellus Scipio!«
    »Das habe ich Cato gesagt, aber für ihn scheint diese Verlobung kein Hindernis zu sein. Ich glaube allerdings nicht, daß Aemilia Lepida vorhat, Metellus Scipio gegen Cato einzutauschen. Aber ich sah es als meine Pflicht an, Onkel, dir zu sagen, was Cato überall herumerzählt.«
    »Sie sind gute Freunde, das stimmt«, meinte Mamercus verwirrt, »aber er ist doch im selben Alter wie Aemilia Lepida! Normalerweise sind Mädchen an gleichaltrigen Jungen nicht interessiert.«
    »Ich sage doch, ich weiß nicht, ob sie interessiert ist. Ich weiß nur, daß Cato Interesse hat. Erstick es im Keim, Onkel — erstick es im Keim!«
    Das wird dich in deine Schranken weisen, Marcus Porcius Cato, sagte Servilia vor sich hin, als sie auf die ruhige Straße auf dem Palatin hinaustrat, wo Mamercus und Cornelia Sulla wohnten. Wie kannst du es wagen, dich für Onkel Mamercus’ Tochter zu interessieren! Für eine Patrizierin!
    Zufrieden mit sich ging sie nach Hause. In mancherlei Hinsicht tat es ihr nicht leid, daß das Schicksal sie zur Witwe gemacht hatte. Obwohl ihr Marcus Junius Brutus bei ihrer Heirat nicht zu alt erschienen war, hatten ihn die acht Jahre Ehe in ihren Augen altern lassen, und sie hatte allmählich die Hoffnung aufgegeben, noch weitere Kinder zu bekommen. Ein Sohn war zwar genug, aber es ließ sich nicht leugnen, daß ein paar Mädchen eine

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