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MoR 03 - Günstlinge der Götter

MoR 03 - Günstlinge der Götter

Titel: MoR 03 - Günstlinge der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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Bereicherung gewesen wären. Mit einer guten Mitgift hätten sie die passenden Ehemänner gefunden, die wiederum für ihren Sohn von politischem Nutzen hätten sein können. Ja, der Tod von Brutus war ein Schock gewesen. Aber große Trauer empfand sie nicht.
    Ihr Verwalter öffnete ihr die Tür.
    »Was ist, Ditus?«
    »Jemand möchte dich sprechen, Herrin.«
    »Nach all den Jahren müßtest du eigentlich wissen, wie du dich auszudrücken hast, du griechischer Dummkopf«, fuhr sie ihn an; es machte ihr Spaß, zu sehen, wie er vor Angst zitterte. »Wer will mich sprechen?«
    »Er sagte, er sei Decimus Junius Silanus, Herrin.«
    »So, so, er sagte, er sei Decimus Junius Silanus. Entweder er ist es, oder er ist es nicht. Wer ist es also, Epaphroditus?«
    »Es ist Decimus Junius Silanus, Herrin.«
    »Hast du ihn ins Arbeitszimmer geführt?«
    »Ja, Herrin.«
    Noch in ihren schwarzen Mantel gehüllt, begab sie sich zum Arbeitszimmer. Auf dem Weg dorthin versuchte sie, sich das Gesicht von Decimus Junius Silanus vorzustellen. Er stammte aus derselben berühmten Familie wie ihr verstorbener Mann, nur gehörte er dem Zweig an, der den Beinamen Silanus trug, nicht weil der ursprüngliche Träger dieses Spitznamens häßlich war wie das höhnisch grinsende Silanus-Gesicht, das in jeden Brunnen Roms Wasser spie, sondern weil er offenbar zu gut aussah. Die Männer dieses Zweigs waren noch immer gutaussehend, und obendrein genossen sie ein ebenso hohes Ansehen wie die Männer vom Geschlecht des Memmius.
    Er sei gekommen, erklärte Decimus Junius Silanus und streckte der Witwe seine Hand entgegen, um ihr sein Beileid auszudrücken und seine Unterstützung anzubieten. »Ich denke, daß es sehr schwer für dich ist«, sagte er etwas lahm und errötete dabei.
    Er war unverkennbar ein Junius Silanus — blondes Haar, blaue Augen und erstaunlich gutaussehend. Servilia mochte blonde, gutaussehende Männer. Sie reichte ihm die Hand und ließ sie eine Weile in der seinen ruhen; dann drehte sie sich um und warf ihren Mantel über die Lehne des Stuhls ihres verstorbenen Mannes. Unter dem Mantel trug sie ebenfalls Schwarz. Die Farbe stand ihr gut, denn sie bildete einen Kontrast zu ihrer hellen Haut. Ihre Augen und ihre Haare dagegen waren so pechschwarz wie ihre Trauerkleider. Sie hatte auch Geschmack; ihre Kleidung war elegant und dezent zugleich. Sie war in Wirklichkeit ebenso vollkommen, wie Decimus Junius Silanus sie sich vorgestellt hatte.
    »Kennen wir uns, Decimus Junius?« fragte sie und bedeutete ihm, auf dem Sofa Platz zu nehmen, während sie sich auf einem Stuhl niederließ.
    »Ja, Servilia, aber es ist schon ein paar Jahre her. Wir trafen uns auf einer Gesellschaft im Hause von Quintus Lutatius Catulus, bevor Sulla Diktator wurde. Wir sprachen nicht lange miteinander, aber ich erinnere mich, daß du erst vor kurzem einen Sohn zur Welt gebracht hattest.«
    Ihr Gesicht hellte sich auf. »Oh, natürlich! Bitte verzeih mir meine Unhöflichkeit.« Sie faßte sich an die Stirn und sah dabei traurig aus. »Es ist nur so viel geschehen seit damals.«
    »Keine Ursache«, sagte er verständnisvoll und setzte sich, ohne den Blick von ihr zu wenden.
    Sie räusperte sich verlegen. »Darf ich dir etwas Wein anbieten?«
    »Nein, danke.«
    »Wie ich sehe, hast du deine Frau nicht mitgebracht, Decimus Junius. Geht es ihr gut?«
    »Ich habe keine Frau.«
    »Oh!«
    Hinter der geheimnisvoll-verführerischen Fassade überschlugen sich die Gedanken. Sie gefiel ihm! Ohne Zweifel, sie gefiel ihm! Offenbar schon seit langem. Aber er war ein Ehrenmann. Da er wußte, daß sie verheiratet war, hatte er nicht gewagt, die Bekanntschaft mit ihr oder ihrem Mann zu vertiefen. Aber nun, da sie Witwe war, wollte er der erste sein und die Konkurrenz ausstechen. Er war von vornehmer Herkunft, ja — aber war er auch wohlhabend? Er war der älteste Sohn, weil sein erster Name Decimus war. Und er war um die Dreißig. Aber war er wohlhabend? Das mußte sie erst noch herausfinden.
    »Bist du im Senat, Decimus Junius?«
    »Momentan, ja. Ich bin quaestor urbanus.«
    Gut, gut! Zumindest verfügte er über das Einkommen eines Senators. »Wo sind deine Ländereien, Decimus Junius?«
    »Oh, überall. Aber hauptsächlich in der Campania. Zwanzigtausend Morgen am Vulturnus zwischen Telesia und Capua. Außerdem habe ich noch Ländereien am Tiber, ein großes Haus am Golf von Tarentum, ein Landhaus in Cumae und eines in Larinum.« Er wollte Eindruck auf sie machen.
    Servilia

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