MoR 03 - Günstlinge der Götter
er bald nicht mehr sicher. Hirtuleius folgte ihm und schlug ihn erneut.
Und in diesem Jahr ist es nicht besser, eingeschriebene Väter. Hispania Citerior hat noch keinen neuen Statthalter, und Hispania Ulterior wird noch von Pius verwaltet, der bislang weder westlich des Guadalquivir noch nördlich des Orospeda-Gebirges vorgerückt ist. Quintus Sertorius konnte ungehindert über den Paß bei Consabura nach Hispania Citerior gelangen und bei Osca eine Stadt errichten — denn er besaß tatsächlich die Kühnheit, seine Okkupation römischer Gebiete nach römischen Richtlinien zu organisieren! Er hat eine offizielle Hauptstadt und einen Senat — ja sogar eine Schule, in der die Kinder barbarischer Stammesführer Latein und Griechisch lernen sollen, damit sie später in der Lage sind, ihre Aufgaben als Führer des sertorianischen Spanien zu übernehmen! Seine Magistrate tragen römische Titel, sein Senat besteht aus dreihundert Mitgliedern. Und jetzt haben sich ihm auch noch Marcus Perperna Veiento und die Soldaten des Lepidus angeschlossen, die aus Sardinien fliehen konnten.«
Das alles war den Senatoren nicht neu. Aber bisher hatte es niemand in einer so knappen, sachlichen Rede zusammengefaßt. Die Senatoren seufzten und hockten zusammengekauert und hilflos auf ihren Stühlen.
»Eingeschriebene Väter, wir müssen einen Statthalter ins diesseitige Spanien schicken! Wir haben es versucht, aber Lepidus machte es Quintus Lutatius unmöglich zu gehen, und unser Princeps Senatus wurde durch eine Meuterei daran gehindert. Mir ist klar, daß der nächste Statthalter ein ganz besonderer Mann sein muß. Seine wichtigste Aufgabe muß es sein, Krieg zu führen, die Verwaltung der Provinz ist Nebensache. Von den vierzehn Legionen, die Pius und Calvinus vor zweieinhalb Jahren mitgenommen haben, sind vielleicht noch sieben übrig, und die sind mit Pius in Hispania Ulterior. Hispania Citerior ist besetzt — von Quintus Sertorius. Und niemand widersetzt sich ihm.
Ganz gleich, wen wir ins diesseitige Spanien schicken, er muß eine Armee haben, denn Pius können wir keine Soldaten wegnehmen. Und der Kern der Armee befindet sich in Capua, vier Legionen, die größtenteils aus Veteranen Sullas bestehen. Sie haben sich standhaft geweigert, mit einem anderen Befehlshaber als Gnaeus Pompeius Magnus nach Spanien zu gehen. Und der ist kein Senator, sondern Ritter.«
Philippus machte eine längere Pause, um den Anwesenden die Möglichkeit zu geben, das eben Gehörte zu verdauen. Als er fortfuhr, klang seine Stimme lebhafter und bestimmter.
»Wir haben demnach nur einen Kandidaten — Gnaeus Pompeius Magnus. Aber das Gesetz des Lucius Cornelius Sulla schreibt vor, daß das Kommando zuerst einem Mitglied des Senats angetragen werden muß, das bereit ist, das Kommando zu übernehmen, und das über ausreichende militärische Erfahrung verfügt. Ich werde jetzt feststellen, ob es im Senat einen solchen Mann gibt.«
Philippus wandte sich an den ersten Konsul. »Decimus Junius Brutus, willst du das Kommando?«
»Nein, Lucius Marcius. Ich bin zu alt und zu unerfahren.« »Mamercus?«
»Nein, Lucius Marcius. Meine Soldaten sind verärgert.«
»Stadtprätor?«
»Nein. Selbst wenn mein Amt es zulassen würde, Rom länger als zehn Tage fernzubleiben«, sagte Gnaeus Aufidius Orestes.
»Praetor peregrinus?«
»Nein, Lucius Marcius«, lautete die Antwort von Marcus Aurelius Cotta.
Danach lehnten noch weitere sechs Prätoren ab.
Anschließend wandte sich Philippus den vorderen Reihen zu und fragte die Konsularen.
»Marcus Tullius Decula?«
»Nein.«
»Quintus Lutatius Catulus?«
»Nein.«
Und so ging es weiter. Ein Nein folgte dem anderen.
Schließlich wagte es Philippus sogar, sich selbst zu fragen. »Nein. Ich bin zu alt, zu fett und militärisch zu unerfahren«, erklärte er.
Dann wandte er sich von einer Seite des Hauses zur anderen. »Fühlt sich irgendeiner der Anwesenden in der Lage, dieses wichtige Kommando zu übernehmen? Gaius Scribonius Curio, was ist mit dir?«
Nichts hätte Curio lieber getan, als ja zu sagen, aber Curio war gekauft worden, und die Ehre schrieb ihm seine Antwort vor. »Nein.«
Unter den Anwesenden war ein noch recht junger Senator, der sich zusammenreißen mußte, um nicht aufzuspringen und sich zu melden. Es gelang ihm nur, weil er wußte, daß Philippus seine Ernennung niemals gutheißen würde. Gaius Julius Caesar wollte die Aufmerksamkeit erst dann auf sich ziehen, wenn er zumindest eine kleine
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