MoR 03 - Günstlinge der Götter
Chance hatte, zu gewinnen.
»Dann wenden wir uns also wieder der Sondervollmacht und Gnaeus Pompeius Magnus zu«, sagte Philippus. »Ihr habt mit eigenen Ohren gehört, wie einer nach dem anderen abgelehnt hat. Nun kann es ja sein, daß sich unter den Senatoren und Promagistraten, die sich momentan außerhalb Roms aufhalten, ein geeigneter Mann befindet. Aber wir können es uns nicht leisten zu warten! Wir müssen jetzt handeln, oder wir verlieren Spanien! Der einzige geeignete Mann, der uns zur Verfügung steht, ist Gnaeus Pompeius Magnus. Zwar ist er ein Ritter und kein Senator, aber seit seinem sechzehnten Lebensjahr steht er unter Waffen, und seit seinem zwanzigsten Lebensjahr führt er seine eigenen Legionen in die Schlacht. Unser verstorbener und viel betrauerter Lucius Cornelius Sulla hat ihn allen anderen Männern vorgezogen. Mit Recht! Der junge Pompeius Magnus hat Erfahrung, Talent, ein großes Heer von Veteranen, und ihm liegt das Wohl Roms am Herzen.
Die Verfassung gestattet es uns, diesen jungen Mann mit der Befehlsgewalt eines Prokonsuls auszustatten, ihn zum Statthalter von Hispania Citerior zu ernennen, ihm das Kommando über so viele Legionen zu übertragen, wie wir für angemessen halten, und seinen Status als Ritter außer acht zu lassen. Aber ich möchte darum bitten, die Sondervollmacht nicht so abzufassen, als wollten wir unterstellen, er habe bereits als Konsul gedient. Non pro consule, sed pro consulibus — nicht als ein gewesener Konsul, sondern im Interesse der diesjährigen Konsuln. Auf diese Weise wird er ständig an seine außerordentliche Vollmacht erinnert.«
Nachdem Philippus sich gesetzt hatte, erhob sich der erste Konsul Decimus Junius Brutus. »Mitglieder dieses Hauses, ich verlange eine Abstimmung. Diejenigen, die dafür sind, dem Ritter Gnaeus Pompeius Magnus eine Sondervollmacht zu erteilen, ihn mit der Befehlsgewalt eines Prokonsuls auszustatten und ihm sechs Legionen zu geben, sollen sich zu meiner Rechten aufstellen. Diejenigen, die dagegen sind, zu meiner Linken.«
Keiner stellte sich zu seiner Linken auf, nicht einmal der junge Senator Gaius Julius Caesar.
6. Teil
September 77 v. Chr. bis Winter 72/71 v. Chr.
Pompeius hatte in Mutina niemanden, mit dem er über den Brief des Philippus oder über den Beschluß, den der Senat an den Iden des August gefaßt hatte, hätte sprechen können. Er versuchte immer noch, Varro davon zu überzeugen, daß dieser als vielversprechender junger Schriftsteller, der sich für alle natürlichen und menschlichen Phänomene interessierte, von der Expedition nach Spanien ungemein profitieren könne. Aber Varro reagierte auf seine zahlreichen Briefe leider wenig begeistert. Seine Kinder waren jetzt in einem Alter, in dem er sie besonders herzig fand, und er hatte nicht das Bedürfnis, eine Reise anzutreten, die ihn womöglich lange Zeit aus Rom fernhalten würde.
Der frischgebackene Prokonsul, der nie Konsul gewesen war, hatte sich auf sein neues Amt gut vorbereitet und wußte genau, wie er vorgehen wollte. Zunächst teilte er dem Senat in einem Brief mit, er werde drei seiner Veteranenlegionen mitnehmen und drei der vier Legionen, die zuerst von Catulus und dann von Mamercus befehligt worden waren. Außerdem schrieb er, Metellus Pius scheine in Hispania Ulterior keinen offensiven Krieg zu führen, und der Schwerpunkt der Kampfhandlungen habe sich seit seiner Ankunft von Hispania Ulterior nach Hispania Citerior verlagert. Deshalb solle der Senat veranlassen, daß Metellus Pius ihm eine seiner sieben Legionen abtrete. Auch sei sein Schwager Gaius Memmius, der im Augenblick als Militärtribun bei Metellus Pius diene, nächstes Jahr alt genug, um Quästor zu werden. Könnte man ihm nicht erlauben, in Abwesenheit zu kandidieren, und ihn als Quästor dem Stab des Pompeius in Hispania Citerior zuteilen?
Der Senat folgte Philippus inzwischen blindlings, und seine Zustimmung traf ein, noch bevor Pompeius Mutina verlassen hatte. Pompeius fühlte sich in der Überzeugung bestärkt, daß er vom Senat bekommen konnte, was er wollte. Seine Frau Mucia Tertia hatte er mit seinem fast zweijährigen Sohn und seiner neugeborenen Tochter in der ihm ergebenen Region Picenum zurückgelassen und ihr streng verboten, in seiner Abwesenheit Rom zu besuchen. Er rechnete mit einem langen Feldzug und hielt es für unklug, seine schöne Frau den Versuchungen der Hauptstadt auszusetzen.
Obwohl er von seiner alten Reiterei bereits tausend Mann mobilisiert hatte,
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