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MoR 03 - Günstlinge der Götter

MoR 03 - Günstlinge der Götter

Titel: MoR 03 - Günstlinge der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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wollte er in Gallia Transalpina weitere Reiter rekrutieren, was zugleich ein guter Grund war, auf dem Landweg nach Spanien zu ziehen. Denn er war ein schlechter Seemann und fürchtete das Meer, und er wollte ihm sein Heer nicht anvertrauen, auch wenn die Winterwinde für eine Überfahrt nach Hispania Citerior günstig wehten.
    Er hatte alle verfügbaren Karten studiert und alle Händler und Reisenden befragen lassen, die je den Landweg nach Spanien benutzt hatten. Auf der Via Domitia mußte er mit Schwierigkeiten rechnen, das wußte er nun. Als Marcus Perperna Veiento mit den Überresten von Lepidus’ Heer von Sardinien nach Liguria übergesetzt und nach Spanien geflohen war, hatte er überall eifrig gegen Rom gehetzt. Und er hatte es geschafft, alle großen Stämme in Gallia Transalpina aufzuwiegeln — die Helvier, die Vokontier, die Salluvier und die arekomischen Volken.
    Am meisten fürchtete Pompeius den Zeitverlust, den der Marsch durch das Gebiet dieser feindlichen und ausgesprochen kriegerischen Völker bedeuten konnte. Er zweifelte nicht daran, daß er sie letztlich alle besiegen werde, aber er wollte Hispania Citerior unbedingt erreichen, bevor der Winter hereinbrach. Wenn er anstelle von Metellus Pius als Sieger im Krieg gegen Sertorius gelten sollte, durfte er für den Marsch nach Spanien auf keinen Fall ein ganzes Jahr brauchen. Genau das aber konnte wegen der aufsässigen Stämme in Gallia Transalpina leicht passieren. Alle bekannten Alpenpässe waren in der Hand verschiedener Stämme: Die Salluvier, ein Volk von Kopfjägern, beherrschten die luftigen Höhen der Meeralpen, die Vokontier hielten das Tal der Durance und den Paß am Mont Genevre besetzt, die Helvier bewachten den mittleren Abschnitt des Rhône-Tals, und die Volken blockierten die nach Spanien führende Via Domitia am Fuße der Cevennen.
    Pompeius hätte natürlich auch durch die Unterwerfung dieser aufständischen Barbaren zu Ruhm und Ehre kommen können, aber das reichte ihm nicht. Er wollte den Ruhm, den er in den Jagdgründen des Sertorius ernten konnte; deshalb mußte er eine langwierige und verlustreiche Überquerung der Alpen vermeiden.
    Noch bevor er Mitte September aus Mutina abmarschierte, hatte Pompeius einen Entschluß gefaßt: Er würde die bekannten Wege meiden und eine neue Route erschließen. Der größte nördliche Nebenfluß des Po war die Dora Baltea. Donnernd schoß er von jenem höchsten Alpenmassiv herab, das zwischen der westlichen Poebene und den Gewässern der östlichen Gallia Narbonensis aufragte — dem Genfer See, dem Oberlauf der Rhône und dem mächtigen Rhein, der das Land der Gallier von dem der Germanen trennte. Das herrliche Tal, das die Dora Baltea aus den Bergen gewaschen hatte, hieß von alters her Tal der Salasser, weil es von einem gallischen Stamm dieses Namens bewohnt wurde. Als man eine Generation zuvor Gold im Sand des Flusses gefunden hatte und römische Goldsucher in das Tal vorgedrungen waren, hatten die Salasser den Eindringlingen so heftigen Widerstand entgegengesetzt, daß sich jetzt kein Römer weiter stromaufwärts wagte als bis Eporedia.
    Am oberen Ende des Tals der Salasser gab es angeblich zwei Pässe. Der eine, ein Ziegenpfad im wahrsten Sinne des Wortes, führte über hohe Berge nach Octodurus, einer Siedlung des keltischen Stammes der Veragrer, und dann am Oberlauf der Rhône entlang, bis diese am Ostufer des Genfer Sees mündete. Der Paß lag 10000 Fuß hoch und war nur im Sommer und Frühherbst passierbar, für ein ganzes Heer war er allerdings zu gefährlich. Der andere Paß lag auf einer Höhe von etwa 7000 Fuß; die Paßstraße war zwar breit genug für Wagen, aber gleichfalls nicht gepflastert. Sie führte in das nördliche Quellgebiet der Isère und folgte deren Lauf durch das Land der Allobroger. Die Kimbern waren über diesen Paß geflohen, nachdem sie bei Vercellae von Marius und Catulus Caesar geschlagen worden waren. Sie waren jedoch nur langsam vorwärtsgekommen, und viele von ihnen waren von den Allobrogern und dem weiter westlich ansässigen Stamm der Ambarrer erschlagen worden.
    Nach einem ersten Gespräch mit einer Gruppe zivilisierter Salasser gab Pompeius jeden Gedanken an den höheren Paß auf; der niedrigere dagegen interessierte ihn immer mehr. Der Weg mochte noch so rauh und gefährlich sein, solange er breit genug für Wagen war, konnte er ihn mit seinen Legionen und, wie er hoffte, auch mit seiner Reiterei benutzen. Die Jahreszeit war dem Kalender etwa einen

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