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MoR 03 - Günstlinge der Götter

MoR 03 - Günstlinge der Götter

Titel: MoR 03 - Günstlinge der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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    Valentia war durch Perpernas Abzug praktisch wehrlos geworden. Nur seine Mauern trennten die Bewohner noch von der Rache der Römer. Pompeius unterzog die Mauern einer gründlichen Inspektion, bis er mehr Schwachpunkte erkannte, als für eine erfolgreiche Belagerung nötig waren. Er grub nur ein paar Tunnel, legte Feuer an einem hölzernen Abschnitt der Befestigungsanlagen, spürte die Wasserzufuhr auf und schnitt sie ab, und Valentia ergab sich. Darauf ließ Pompeius sämtliche Lebensmittel aus der Stadt bringen und in einem stillgelegten Steinbruch unter einer Schicht Torf verstecken. Sodann schickte er die gesamte Bürgerschaft von Valentia auf den Sklavenmarkt in Neu-Karthago — per Schiff, denn die römische Flotte von Hispania Ulterior kreuzte dank weiser Voraussicht eines gewissen römischen Ferkels gerade in jenen Gewässern, und von den vierzig Triremen, die Sertorius jetzt besaß, war keine Spur zu sehen. Sechs Tage vor Ende des Quinctilis machte sich Pompeius auf den Weg zum Sucro, wo er wie erwartet auf Sertorius und Perperna stieß. Sie hatten auf der Ebene, die sich zwischen Pompeius und dem Fluß erstreckte, zwei getrennte Lager aufgeschlagen.
    Wie bei der Schlacht an der Turia bot auch hier das Gelände dem Feind keine taktischen Vorteile. Nicht einmal in der weiteren Umgebung gab es Hügel, größere Wälder, Gehölze oder Schluchten, wo Sertorius Reiter oder Guerillakämpfer hätte verstecken können. Die nächstgelegene Stadt war das kleine Saetabis, fünf Meilen südlich des Flusses. Und der Fluß war breiter als die Turia und für seinen Treibsand berüchtigt.
    Pompeius stand vor einem schweren Dilemma. Er hatte nichts von Metellus Pius gehört und wußte deshalb nicht, ob er mit Verstärkung rechnen konnte. Wenn er nun die Schlacht hinausschob, bis sich Metellus Pius mit ihm verband — immer vorausgesetzt, daß er überhaupt kam —, würde sich Sertorius vielleicht in ein Gebiet zurückziehen, das für ihn günstigere Voraussetzungen bot. Oder er würde vielleicht den Braten riechen und darauf kommen, daß Pompeius die Schlacht verzögerte, weil er Verstärkung erwartete. Andererseits war Pompeius, wenn er sich mit seinen zwanzigtausend Mann sofort zum Kampf stellte, zahlenmäßig weit unterlegen, denn Sertorius verfügte über fast vierzigtausend Soldaten. Reiter dagegen waren dank der Verluste des Herennius inzwischen auf beiden Seiten knapp.
    Am Ende war es die Furcht, daß Metellus Pius überhaupt nicht kommen könnte, die Pompeius zur Schlacht trieb — wenigstens redete er sich das ein, denn er wollte sich nicht eingestehen, daß sein altes ruhmsüchtiges Selbst wiedererwacht war und ihm einflüsterte, daß er seinen Triumph nicht mit Metellus Pius würde teilen müssen, wenn er sofort kämpfte. Der Kampf mit Herennius war nur ein Vorspiel dieser Schlacht mit Sertorius gewesen, und Pompeius brannte darauf, die Schmach zu tilgen, die ihm Sertorius angetan hatte. Ja, sein Selbstvertrauen war wiederhergestellt! Und so ließ Gnaeus Pompeius Magnus am vorletzten Tag des Quinctilis in der Morgendämmerung das gewaltige Lager hinter sich, das er hatte errichten lassen, und stellte sich mit seinen fünf Legionen und vierhundert Reitern in der Ebene zur Schlacht.

    Quintus Caecilius Metellus Pius hatte sein komfortables Quartier vor den Mauern Italicas auf dem Westufer des Guadalquivir an den Kalenden des April verlassen und war auf die Guadiana zumarschiert. Er nahm seine gesamte Streitmacht mit — sechs Legionen mit einer Gesamtstärke von fünfunddreißigtausend Mann und tausend leichte numidische Reiter. Da die aristokratische Flüssigkeit, die in seinen Adern floß, nicht durch bäuerliches Blut verdünnt war, fiel ihm nicht auf, daß das bestellte Land, das er durchquerte, nicht so grün aussah wie in anderen Jahren und die Feldfrüchte weniger üppig sprossen. Er führte in seiner Verpflegungskolonne Getreide im Überfluß mit und hatte auch genügend andere Nahrungsmittel dabei, um die Mahlzeiten seiner Männer abwechslungsreich zu gestalten und Mangelkrankheiten vorzubeugen.
    Als er die Guadiana etwa hundertfünfzig Meilen oberhalb ihrer Mündung überquerte, traten ihm keine Lusitanier entgegen. Das freute ihn, denn es bedeutete, daß die Lusitanier keine Ahnung hatten, wo er sich befand, und noch immer an der Küste auf ihn warteten. Obwohl so weit stromaufwärts keine größeren Siedlungen existierten, gab es doch ein paar Weiler, und der Boden des Tals war bestellt. Also

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