MoR 03 - Günstlinge der Götter
würde die Nachricht von seiner Ankunft mit Sicherheit den Strom hinunter zu den versammelten Stammeskriegern wandern. Bis sie jedoch hier waren, hatte er die Guadiana schon weit hinter sich gelassen. Sie konnten ihn dann zwar verfolgen, aber sie würden ihn niemals einholen!
Der römische Heerzug marschierte zügig durch das sanfte Hügelland und bewegte sich auf Turmuli am Tagus zu. Gelegentlich kam es zu Gefechten mit lokalen Kriegern, aber sie wurden verjagt wie lästige Fliegen auf dem Rumpf eines Pferdes. Da Metellus nach Segovia wollte, überquerte er den Tagus und marschierte querfeldein in nordwestlicher Richtung weiter.
Die Straße, auf der er sich bewegte, war wenig mehr als eine primitive Wagenspur, aber wie bei solchen Pfaden üblich, überquerte sie das westliche Hochplateau auf dem Weg des geringsten Widerstands; die Höhenunterschiede betrugen nie mehr als tausend Fuß, und sie stieg nie höher als zweitausendfünfhundert Fuß. Metellus Pius war das Gebiet unbekannt, und so sah er sich interessiert um und befahl seinen Geographen, alles genau zu kartographieren und zu beschreiben. Menschen gab es wenig, und wenn die Römer doch welche trafen, wurden sie sofort getötet.
Und weiter marschierten sie, durch herrliche Mischwälder aus Eichen, Buchen, Ulmen und Birken vor der zunehmenden Sonnenhitze geschützt. Der Sieg über Hirtuleius hatte die Männer mit ungeheurer Zuversicht erfüllt. Und er hatte bei ihrem Feldherrn zu einer neuen Einstellung geführt, was ihr Wohlergehen betraf. Metellus Pius war fest entschlossen, sie nicht mehr leiden zu lassen als unbedingt nötig, und da er außerdem wußte, daß er gut in der Zeit war, achtete er darauf, das Marschtempo so zu halten, daß ein gutes Mahl und eine ordentliche Nachtruhe immer genügten, die Kräfte seiner Männer wiederherzustellen.
Die römischen Kolonnen schlängelten sich zwischen zwei Gebirgszügen hindurch, und schließlich lag das Tal des Duero vor ihnen, den die Römer von allen spanischen Strömen am wenigsten kannten. Wäre Metellus Pius in der gleichen Richtung weitermarschiert, hätte er die große und wohlhabende Stadt Salamantica erreicht. Er wandte sich jedoch nach Nordosten und marschierte hart an den Berghängen zu seiner Rechten vorbei. Denn er hatte keine Lust, den Stamm der Vetioner zu provozieren, deren Goldgruben hundertfünfundvierzig Jahre zuvor Hannibal veranlaßt hatten, Salamantica zu plündern. Und so hatte Metellus das Ferkel sein Heer pünktlich an den Kalenden des Juni nach Segovia gebracht.
Trotzdem hatte es Hirtuleius vor ihm geschafft, Segovia zu erreichen, was nicht weiter verwunderlich war. Laminium lag nur zweihundert Meilen von Segovia entfernt, während Metellus Pius sechshundert Meilen hatte zurücklegen müssen. Vermutlich hatte man aus Turmuli eine Meldung an Sertorius geschickt, daß eine römische Armee durchgekommen, aber nicht den Tagus hinaufmarschiert sei. Sertorius hatte, wie von Metellus geplant, angenommen, daß das römische Heer zum Oberlauf des Ebro unterwegs war, und zwar entweder, um ihn von der Ostküste und Pompeius wegzulocken oder um in seine Kernlande vorzustoßen.
Eines aber wußte Metellus Pius genau: Sertorius hatte nicht erraten, wohin er wirklich wollte. Um dies zu erraten, hätte er dem alten Weib wesentlich mehr Verstand — und Gerissenheit — zutrauen müssen.
Zunächst mußte Metellus Pius sein Heer in einem stark befestigten Lager unterbringen. Vorsichtig wie immer ließ er seine Soldaten in voller Rüstung graben und bauen — eine zusätzliche Belastung, die keinem Legionär willkommen war. Die Männer fanden sich jedoch damit ab, als ihre Zenturionen verkündeten, daß Hirtuleius in der Nähe sei. Sie arbeiteten wie die Ameisen und schütteten einen Wall nach dem anderen auf. Die Wagen, Ochsen, Maultiere und Pferde waren schon auf den Lagerplatz gebracht worden, als er noch vermessen und mit roten Fähnchen abgesteckt wurde. Sie blieben unter minimaler Bewachung stehen, denn auch Nicht-Kombattanten wurden zur Arbeit herangezogen. Fünfund- dreißigtausend Mann arbeiteten so diszipliniert und gut organisiert zusammen, daß das Lager nach einem Tag stand, und das, obwohl jede seiner Seiten eine Meile lang war, obwohl die holzverstärkten Wälle eine Höhe von fünfundzwanzig Fuß aufwiesen, obwohl sich alle zweihundert Schritt ein Turm erhob und obwohl der Graben vor den Wällen eine Tiefe von fünfundzwanzig Fuß hatte. Als sich die vier Tore aus massiven Baumstämmen
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