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MoR 03 - Günstlinge der Götter

MoR 03 - Günstlinge der Götter

Titel: MoR 03 - Günstlinge der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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selbständigen Mission auf die Nase gefallen waren. Solchen Leuten mußte man aufhelfen, ihnen den Staub von den Kleidern klopfen und sie wieder aufs Pferd setzen.
    Doch diese Haltung machte es immerhin möglich, daß die beiden freundschaftlich zusammensitzen konnten. Vor seinen Niederlagen gegen Sertorius hätte Pompeius bei einem solchen Kriegsrat sofort das Gespräch bestimmt, nun aber saß er einfach da und wartete darauf, daß Metellus Pius einen Plan entwickelte.
    »Diesmal«, sagte Metellus, »werden wir zusammen losmarschieren und Sertorius am Sucro stellen. Keiner von uns hat ein Heer, das groß genug wäre, diese Aufgabe allein zu bewältigen. Ich kann allerdings nicht über Laminium marschieren, weil dort Hirtuleius mit der spanischen Armee auf mich wartet. Also werde ich einen recht großen Umweg machen müssen, und zwar so heimlich wie möglich. Nicht, daß wir verhindern könnten, daß Sertorius und mit ihm Hirtuleius von meinem Anmarsch erfährt. Aber Hirtuleius wird Laminium verlassen müssen, um mich aufzuhalten, und er wird das erst tun, wenn Sertorius es befiehlt. Sertorius ist ein absoluter Autokrat, was militärische Angelegenheiten betrifft.«
    »Auf welchem Weg willst du denn marschieren?« fragte Pompeius.
    »Er wird mich weit nach Westen führen, durch Lusitanien. Ich werde schließlich in Segovia herauskommen.«
    »Segovia! Aber das ist ja am Ende der Welt!«
    »Stimmt. Aber ich werde Sertorius Sand in die Augen streuen, und ich werde Hirtuleius umgehen. Sertorius wird glauben, daß ich in das Gebiet am Oberlauf des Ebro einmarschieren und es ihm abnehmen will, während er mit dir beschäftigt ist. Er wird Hirtuleius losschicken, um mich aufzuhalten, weil Laminium über hundert Meilen näher bei Segovia liegt als der Ort, wo er selbst sich aufhält.«
    »Was genau soll ich dabei tun?« fragte Pompeius demütig.
    »Bleibe bis Mai in deinem Lager in Emporiae. Ich werde zwei Monate brauchen, um Segovia zu erreichen, also muß ich mich lange vor dir auf den Weg machen. Wenn du selbst losmarschierst, mußt du äußerste Vorsicht walten lassen. Der wichtigste Teil unseres Plans besteht darin, daß es so aussehen muß, als ob du dich mit einem bestimmten Ziel und völlig unabhängig von mir bewegst. Aber du darfst Valentia keinesfalls vor Ende Juni erreichen.«
    »Wird Sertorius versuchen, mich bei Saguntum oder Lauro zu stellen?«
    »Das glaube ich kaum. Er kämpft nicht zweimal auf dem gleichen Territorium. Und die Gegend um Saguntum und Lauro kennst du ja inzwischen gut.«
    Pompeius wurde dunkelrot im Gesicht, aber er sagte nichts.
    Metellus das Ferkel sprach weiter, als ob er den Wechsel von Pompeius’ Gesichtsfarbe nicht bemerkt hätte. »Nein, er wird dich diesmal bis Valentia durchkommen lassen. Das Gebiet ist neu für dich, verstehst du? Herennius und der Verräter Perperna halten Valentia noch immer besetzt, aber ich glaube nicht, daß sie dort warten werden, bis du sie belagerst — Sertorius stellt sich nicht gerne in Küstenstädten, er kämpft lieber in seinen Bergfesten — die sind uneinnehmbar.«
    Metellus Pius machte eine Pause und blickte Pompeius forschend ins Gesicht, das wieder seine alte gramvolle Blässe angenommen hatte. Aber er registrierte ehrlich erfreut, daß ihn die Augen wach und interessiert anblickten. Gut! Er war also voll bei der Sache.
    »Von Segovia aus werde ich an den Sucro marschieren. Denn ich glaube, daß dich Sertorius dort zur Schlacht zwingen wird.«
    Pompeius ließ sich die Sache mit gerunzelter Stirn durch den Kopf gehen, der, wie Metellus sogleich merken würde, noch immer gut funktionierte. Pompeius hatte lediglich nicht mehr das Selbstvertrauen, eigene Pläne zu machen. Aber ein paar Siege würden genügen, um sein Selbstvertrauen wiederherzustellen. Pompeius’ Charakter war bereits gebildet. Er konnte nicht mehr völlig umgeformt werden. Nur erschüttert.
    »Aber ein Marsch von Segovia an den Sucro wird dich mitten durch das trockenste Gebiet in ganz Spanien führen!« protestierte Pompeius. »Es ist eine absolute Wüste! Und bis du den Sucro erreichst, mußt du einen Gebirgszug nach dem andern überqueren, anstatt im Tal zu marschieren. Ein fürchterlicher Marsch!«
    »Genau darum will ich ihn machen«, sagte Metellus Pius. »Niemand hat diese Route je freiwillig gewählt, und Sertorius wird gewiß nicht damit rechnen, daß sie ausgerechnet von mir genommen wird. Ich hoffe, daß ich den Sucro erreiche, bevor seine Kundschafter herausfinden, daß

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