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MoR 03 - Günstlinge der Götter

MoR 03 - Günstlinge der Götter

Titel: MoR 03 - Günstlinge der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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Gericht nicht schon vor Beginn des eigentlichen Verfahrens sein Urteil gefällt hätte und statt dessen meiner Darlegung des Falls aufmerksam gefolgt wäre, hätten die beiden verloren. Sie waren schlecht vorbereitet und machten keinen glänzenden Eindruck.«
    »Da muß ich dir recht geben. Gaius Cotta ist dein Onkel, nicht wahr?«
    »Ja, aber das spielt keine Rolle. Wir schätzen durchaus einen Schlagabtausch.«
    Sie hielten an und kauften Pasteten von einem Händler, der seine leckeren Happen schon seit Jahren vor dem Haus des Jupiterpriesters feilbot.
    »Ich glaube«, nahm Cicero das Gespräch wieder auf, während er seine Lieblingspastete gierig hinunterschlang, »daß du aus deiner früheren Stellung als Jupiterpriester noch beträchtliches Kapital schlagen könntest. Lockt es dich nicht, in das bequemere und schönere Haus dort hinter Gavius’ Verkaufsstand zu ziehen? Soweit ich weiß, hast du immer noch eine Wohnung in der Subura, und das dürfte nicht die passende Adresse für einen Anwalt deines Kalibers sein.«
    Caesar zuckte verblüfft zusammen, dann warf er den Rest seiner Pastete einem bettelnden Vogel hin. »Selbst wenn ich in dem letzten Loch auf dem Esquilin wohnte, Cicero, würde mich das nicht verlocken!«
    »Also ich bin froh darüber, auf dem Palatin zu wohnen«, sagte Cicero, der schon bei seiner zweiten Pastete war. »Mein Bruder Quintus lebt in dem alten Familienhaus in der Carinae«, bemerkte er großspurig, als wäre seine Familie schon seit Generationen dort ansässig, wo sie doch in Wahrheit das Haus erst gekauft hatte, als er noch ein kleiner Junge war. Dann kicherte er, weil ihm etwas eingefallen war. »Übrigens, was die Freisprüche in letzter Zeit betrifft: Weißt du schon, was Quintus Calidius gesagt hat, als er am Gerichtshof für Erpressungsfälle eine Niederlage einstecken mußte?«
    »Das muß an mir vorübergegangen sein, aber ich lasse es mir gern von dir berichten.«
    »Er sagte, die Niederlage sei für ihn nicht überraschend gekommen, denn die übliche Bestechungssumme an Sullas mit Senatoren besetzten Gerichten betrage neuerdings dreihunderttausend Sesterzen, und einen solchen Betrag könne er nicht aufbringen.«
    Auch Caesar nahm es von der humorigen Seite und lachte. »Dann sollte ich auch die Finger vom Gerichtshof für Erpressungsfälle lassen.«
    »Vor allem, wenn Lentulus Sura Vorsitzender ist.«
    Da Publius Cornelius Lentulus Sura den Vorsitz im Prozeß um den älteren Dolabella geführt hatte, wurde Caesar hellhörig. »Das ist gut zu wissen, Cicero.«
    »Mein Lieber, was unsere Gerichtshöfe betrifft, gibt es nichts, was ich dir nicht sagen könnte!« verkündete Cicero mit einer theatralischen Geste. »Frage mich nur, wenn du etwas wissen willst.«
    »Ich werde darauf zurückkommen«, sagte Caesar. Dann gab er Cicero zum Abschied die Hand und ging in Richtung Subura davon.
    Quintus Hortensius trat hinter einer Säule hervor und ging auf Cicero zu, der Caesars hochgewachsener Gestalt nachschaute, bis sie langsam in der Ferne verschwand.
    »Er war brillant«, sagte Hortensius. »Gib ihm noch ein paar Jahre Prozeßerfahrung, mein lieber Cicero, und du und ich, wir werden uns nach anderen Lorbeeren umsehen müssen.«
    »Hätte er unparteiische Geschworene gehabt, mein lieber Hortensius, hättest du schon heute morgen deinen Lorbeerkranz eingebüßt.«
    »Bist du aber unfreundlich!«
    »Lange wird es nicht mehr so bleiben.«
    »Was meinst du damit?«
    »Daß die Geschworenengerichte nur aus Senatoren zusammengesetzt sind.«
    »Von wegen. Der Senat hat wieder alles im Griff.«
    »Darin irrst du dich. Es melden sich immer mehr Stimmen, die den Volkstribunen ihre alten Rechte wiedergeben wollen. Wenn das geschieht, Quintus Hortensius, werden die Gerichte wieder aus Rittern bestehen.«
    Hortensius zuckte nur mit den Schultern. »Ich sehe da keinen Unterschied, Cicero. Ob Senatoren oder Ritter, gegebenenfalls läuft es immer mit einer Bestechung.«
    »Ich für meinen Teil besteche meine Geschworenen nicht«, stellte Cicero kühl fest.
    »Das weiß ich. Er übrigens auch nicht.« Dabei wies Hortensius mit der Hand in Richtung Subura. »Aber es ist nun einmal Brauch, mein Guter, zudem ein durchaus gängiger.«
    »Ein Brauch, der einen Anwalt nicht befriedigen kann. Wenn ich einen Prozeß gewinne, will ich die Gewißheit haben, daß ich es meinem Geschick verdanke und nicht der Summe, die mein Mandant zur Bestechung der Geschworenen einsetzt.«
    »Dann bist du ein Narr, der

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