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MoR 03 - Günstlinge der Götter

MoR 03 - Günstlinge der Götter

Titel: MoR 03 - Günstlinge der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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Erwartung der tausend Talente, die bald hereinkommen.«
    »Wieviel?«
    »Neunmal fünfzigtausend Sesterzen, das macht insgesamt vierhundertfünfzigtausend. Geht das?«
    »Ich kann es versuchen. Ich frage meinen Bruder, der möchte keinen Skandal in der Familie. Außerdem habe ich noch andere Quellen. Ja, Staienus, ich glaube, daß es geht.«
    Damit war die Sache abgemacht. Gaius Aelius Staienus hatte an diesem Abend viel zu tun. Er hastete vom Haus eines Volkstribuns zum anderen: Marcus Atilius Bulbus, Manius Aquillius, Quintus Curius, Publius Popillius, bis er mit neun von ihnen einig geworden war. Zum Haus des zehnten, Gnaeus Sicinius, ging er nicht.
    Die Fortsetzung des Prozesses war auf zwei Stunden nach Tagesanbruch festgesetzt. Schon vorher hatten sich dramatische Szenen abgespielt, so daß das begeisterte Publikum auf dem Forum Romanum an diesem Tag voll auf seine Kosten kommen sollte. In der Morgendämmerung rotteten sich die neun übrigen Volkstribunen zusammen und schleppten Gnaeus Sicinius gewaltsam auf den Kapitolhügel. Dort schlugen sie ihn grün und blau, hielten ihn über den steilabfallenden Tarpejischen Felsen und ließen ihn in den Abgrund blicken. Sie schärften ihm ein, seine Kampagne für die alten Rechte der Volkstribunen einzustellen, und nötigten ihm einen Eid ab, daß er sich fortan so verhalten werde, wie es seine Kollegen von ihm verlangten. Am Ende hatte man Sicinius auf einer Bahre heimgetragen.
    Kaum hatte Cethegus den zweiten Sitzungstag des Prozesses gegen Hybrida eröffnet, da drängten neun Volkstribunen in Varro Lucullus’ Gerichtshof und empörten sich laut darüber, daß ein Angehöriger der Plebs gegen seinen Willen von einem Magistrat festgehalten werde.
    »Ich appelliere an den Vorsitzenden, das ius auxilii ferendi anzuwenden!« rief Hybrida händeringend. «
    »Marcus Terentius Varro Lucullus, wir sind von einem Vertreter der Plebs gebeten worden, das ius auxilii ferendi einzuklagen«, sagte Manius Aquillius. »Ich gebe dir hiermit kund, daß wir dem Gesuch entsprechen.«
    Varro Lucullus sprang auf. »Das ist ein offenkundiger Mißbrauch!« entrüstete er sich. »Ich weigere mich, euch die Anwendung dieses Rechts zu erlauben. Wo ist der zehnte Volkstribun?«
    »Er liegt schwerkrank daheim im Bett«, höhnte Manius Aquillius, »aber du kannst ihn gern holen lassen. Er wird nicht gegen uns stimmen.«
    »Ihr brecht das Recht!« schrie Cethegus. »Ein schändlicher Frevel, ein unerhörter Skandal ist das! Wieviel hat euch Hybrida dafür gezahlt?«
    »Laß Gaius Antonius Hybrida frei!« schrie Manius Aquillius ebenso laut, »oder wir ergreifen jeden, der sich unserem Recht widersetzt, und stürzen ihn vom Tarpejischen Felsen hinab!«
    »Ihr behindert die Rechtsprechung!« sagte Varro Lucullus.
    »Der Fall kann nicht in einem Magistratsgerichtshof entschieden werden, das weißt du genau, Varro Lucullus«, sagte Quintus Curius. »Ein Mann allein ist kein Gericht! Wenn du gegen Gaius Antonius vorgehen willst, mußt du seinen Fall vor dem Gerichtshof für Strafverfahren verhandeln, an dem das ius auxilii ferendi nicht gilt!«
    Caesar stand die ganze Zeit bewegungslos da und versuchte gar nicht, Einspruch zu erheben. Seine Mandanten hatten zitternd hinter ihm Zuflucht gesucht. Mit versteinertem Gesicht sagte er ihnen leise: »Ich bin ein Patrizier, kein Magistrat. Wir müssen das weitere Verfahren dem praetor peregrinus überlassen. Erhebt also keine Einwände.«
    »Nun gut, dann nehmt euren Angehörigen der Plebs mit!« beschied Varro Lucullus, eine Hand auf Cethegus’ Arm, um ihn zurückzuhalten.
    Da meldete sich Gaius Antonius Hybrida aus der Mitte der neun streitsüchtigen Volkstribunen zu Wort. »Da ich den Prozeß gewonnen habe, will ich auch die sponsio, die Caesars warme griechische Freunde hinterlegt haben.«
    Der Hinweis auf die warmen griechischen Freunde war eine bewußte Verleumdung, die Caesar schlagartig wieder den Schmerz ins Bewußtsein rief, den er über die Verdächtigungen wegen seiner Zeit bei König Nikomedes empfunden hatte. Ohne zu zögern stürmte er durch die Reihen der Volkstribunen und fuhr Hybrida mit beiden Händen an die Gurgel. Hybrida, der sich immer für einen Herkules gehalten hatte, konnte sich weder aus dem eisernen Griff befreien noch seines Angreifers habhaft werden. Nie hätte er solche Kräfte bei Caesar vermutet, hätte er sie nicht am eigenen Leib spüren müssen. Erst Varro Lucullus und seinen sechs Liktoren gelang es, Caesar von seinem

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