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MoR 03 - Günstlinge der Götter

MoR 03 - Günstlinge der Götter

Titel: MoR 03 - Günstlinge der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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Getreidegroßhändlern zu spekulieren, denn nur allzuoft werde das Getreide dann in Sizilien gehortet, wo es doch in Rom den Hunger der einfachen Leute stillen sollte. Ich könne dieses Horten, nur um einen höheren Gewinn zu erzielen, nicht billigen, wenn die Wohlfahrt eines Volkes, noch dazu eines so klugen, darunter leide. Marcus Cotta hörte mir aufmerksam zu und versprach, im kommenden Jahr entsprechende Schritte zu unternehmen. Da ich nicht im Getreidehandel spekuliere, kann ich mir diese patriotischen und altruistischen Gefühle leisten. Lach bitte nicht, Marcus Tullius.
    Quintus Hortensius, der wohl am meisten von sich selbst eingenommene plebejische Ädil unserer Generation, hat glänzende Spiele veranstaltet und es sich nicht nehmen lassen, kostenlos Getreide an das Volk auszuteilen. Wenn sein Jahr gekommen ist, möchte er Konsul werden. Seitdem Du fern von Rom bist, tut er sich bei den Gerichten sehr hervor, wenn ihm auch der junge Caesar manchen Schrecken einjagt und ihm oft den Lorbeer stiehlt. Das ist ihm gar nicht recht, und neulich soll er gesagt haben, er wünsche sich auch Caesar aus Rom fort. Doch diese Sottisen sind nichts im Vergleich zu dem Bankett, das er anläßlich seiner Einsetzung als Augur gegeben hat. Er ließ gebratenen Pfau servieren. Du hast richtig gelesen: gebratenen Pfau. Die Vögel — sechs sollen es gewesen sein — waren zuerst gebraten und vorgeschnitten worden, dann richteten die Köche die Federn wieder her und ließen das Geflügel mit wippendem Kopfschmuck und ausgestellten Schwanzfedern auf goldenen Platten auftragen. Der Eindruck aufdie Gäste war so ungeheuer, daß andere renommierte Feinschmecker wie Cethegus, Philippus und der designierte Konsul Lucullus schon mit dem Gedanken spielten, Selbstmord zu begehen. Allerdings sorgte der Genuß des Bratens dann für Ernüchterung, denn ein alter Soldatenstiefel hätte — gut gekaut — besser gemundet.
    Daß Appius Claudius Pulcher im letzten Jahr in Mazedonien gestorben ist, hat die Familie in eine wunderliche Lage gebracht. Sie waren noch nie vom Glück verfolgt. Zuerst nahm der Neffe Philippus als Zensor seinem Onkel Appius Claudius alles weg, dann hat dieser bei den Auktionen zur Zeit der Proskription nicht entschieden genug alles wieder aufgekauft. Darauf wurde er zu krank, um seine Provinz zu verwalten, und als er dann doch die Verwaltung seiner Provinz übernehmen konnte, hatte er zwar militärische Erfolge, aber starb zu früh, als daß er sein Vermögen hätte konsolidieren können.
    Die sechs Kinder, die er hinterlassen hat, sind schrecklich, vor allem die jüngeren! Der älteste Sohn Appius Claudius entpuppt sich als gescheiter und unternehmungslustiger Mann. Kaum daß sein Vater ihm den Rücken gekehrt hatte, gab er das älteste Mädchen Claudia dem Quintus Marcius Rex zur Frau, obwohl sie über keine Mitgift verfügte. Ich glaube, Rex hat für sie tief in die Tasche greifen müssen. Wie alle weiblichen Mitglieder der Familie Claudius Pulcher war sie eine hinreißende Schönheit, und das hat wohl den Ausschlag gegeben. Rex wird es als ihrem Ehemann recht wohl ergehen, zumal von ihr gesagt wird, sie habe von allen drei Mädchen die besten Anlagen.
    Die drei Jungen sind dagegen allesamt Sorgenkinder. Der jüngste, der sich selbst schlicht Publius Clodius nennt, ist so ungebärdig und abstoßend, daß ihn keiner adoptieren mag. Gaius Claudius, der mittlere, ist ein dummer Bursche, auch bei ihm verbietet sich eine Adoption. So muß der junge Appius Claudius, der gerade zwanzig geworden ist, nicht nur für seine eigene Karriere im Senat, sondern auch noch für die Laufbahn seiner beiden jüngeren Brüder aufkommen. Was Quintus Marcius Rex gezwungenermaßen zur Ausbildung der Söhne der Familie Claudius Pulcher beitragen mußte, dürfte kaum mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein gewesen sein.
    Allerdings stellte er sich erstaunlich geschickt an, lieber Marcus Tullius. Da er nur zu gutwußte, daß ihm jeder tata mit etwas Grips im Kopf einen Korb geben würde, schaute er sich nach einer reichen Braut um und hielt um wessen Hand an? — rate mal. Um keine andere als die trübselige alte Jungfer Servilia Gnaea! Du weißt, von wem ich spreche. Ohne Ironie kann man sagen, daß sie von Scaurus und Mamercus dazu angestellt worden war, Drusus’ sechs Waisen großzuziehen. Auch sie ohne Mitgift und die schrecklichste Mutter in Rom, eine Porcia Liciniana. .Scaurus und Mamercus sollen ihr eine Mitgift in Aussicht gestellt

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