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MoR 03 - Günstlinge der Götter

MoR 03 - Günstlinge der Götter

Titel: MoR 03 - Günstlinge der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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müssen. Noch am gleichen Tag, an dem er Oradaltis’ Brief erhalten hatte, machte er sich reisefertig.
    Burgundus würde ihn wie immer begleiten; auch Demetrius, der sein Körperhaar auszupfte, war mit von der Partie, und der Spartaner Brasidas, der seine Bürgerkronen aus Eichenlaub flocht. Caesar reiste diesmal mit größerem Gefolge als früher, denn seiner bedeutenderen Stellung gemäß hatte er nun einen Sekretär, mehrere Schreiber, Leibdiener und eine kleine Schar Freigelassener bei sich. So leistete er sich das teure Vergnügen, mit einem zwanzigköpfigen Gefolge in den Osten aufzubrechen. Er war nun fünfundzwanzig Jahre alt und seit fünf Jahren Senator.
    »Glaubt ja nicht«, sagte Burgundus zu denen, die zum erstenmal dabeiwaren, »daß eine Reise mit Caesar das reine Vergnügen ist. Wenn Gaius Julius unterwegs ist, kennt er weder Rast noch Ruhe!«

Nikomedes war noch am Leben, als Caesar in Bithynien ankam, aber es bestand für ihn keine Hoffnung mehr auf Heilung.
    »Es ist schlicht das hohe Alter, das ihn dahinsiechen läßt«, sagte Königin Oradaltis mit Tränen in den Augen. »Ach, wie werde ich ihn vermissen! Ich bin mit ihm verheiratet, seit ich fünfzehn bin. Wie soll ich ohne ihn leben?«
    »Du wirst es schaffen, denn du mußt«, sagte Caesar und trocknete ihr die Tränen. »Wie ich sehe, ist dein Hund Sulla noch munter; an ihm hast du also einen treuen Gefährten. Nach dem, was du mir erzählt hast, muß Nikomedes froh sein, diese Welt zu verlassen. Mir wäre die Vorstellung unerträglich, dahinzusiechen, ohne noch zu irgend etwas nützlich zu sein.«
    »Vor etwa zehn Tagen hat er sich hingelegt«, sagte Oradaltis. »Die Ärzte meinen, er könne jede Stunde von uns gehen — heute, morgen oder nächsten Monat, keiner vermag das genau zu sagen.«
    Als Caesar dann das eingefallene Gesicht des Königs auf dem großen holzgeschnitzten Bett sah, schien es ihm, als werde der Todkranke den Tag nicht überleben. Er war nur noch Haut und Knochen, nichts erinnerte mehr an die einstigen königlichen Züge; er sah aus wie ein vertrockneter, runzliger Winterapfel. Kaum hatte Caesar aber seinen Namen genannt, öffnete er die Augen, streckte die Hände aus und lächelte, während ihm Tränen über die Wangen liefen.
    »Du bist gekommen!« sagte er mit erstaunlich kräftiger Stimme.
    »Wie hätte ich nicht kommen können?« fragte Caesar, der sich auf das Bett gesetzt hatte und die abgemagerten Hände des Kranken fest in die seinen nahm. »Ein Wort von dir genügt, und ich komme.«
    Nikomedes lebte noch einmal richtig auf, als Caesar ihn vom Bett zum Sofa trug und von dort nach draußen auf einen Stuhl an einem windgeschützten, sonnigen Platz. Allerdings hatte er die Kraft, sich auf den Beinen zu halten, für immer verloren. Von Zeit zu Zeit fiel er mitten im Satz in einen Halbschlaf, aus dem er nach einem langen Augenblick wieder erwachte, ohne sich erinnern zu können, was er zuvor gesagt hatte. Er konnte nichts Festes mehr essen, sondern lebte nur noch von einer Mischung aus Ziegenmilch mit stärkendem Wein und Honig, die er schluckweise trank.
    Es ist erstaunlich, dachte Caesar, der sonst so wählerisch und auf peinliche Sauberkeit bedacht war, daß dann, wenn einem geliebten Menschen Derartiges passiert, der gewöhnlich sich einstellende Ekel ausbleibt. Weder fühle ich mich abgestoßen, noch rufe ich gleich nach einem Diener, der den Kranken waschen soll. Vielmehr macht es mich glücklich, mich um ihn zu kümmern. Ich würde mit Freuden seinen Nachttopf fortschaffen.
    »Hast du Nachricht von deiner Tochter?« fragte Caesar den König an einem Tag, an dem es ihm besser ging.
    »Nein, nicht von ihr selbst. Aber sie soll immer noch wohlauf in Kabeira sein.«
    »Kannst du mit Mithridates nicht über ihre Heimkehr verhandeln?«
    »Nur um den Preis meines Königreichs, wie du weißt, Caesar.«
    »Aber wenn sie nicht heimkehrt, wird es sowieso keinen Thronerben geben.«
    »Bithynien hat hier bereits einen Thronerben.«
    »In Nikomedeia? Wen denn?«
    »Ich habe daran gedacht, Bithynien dir zu überlassen.«
    »Mir?«
    »Ja, dir. Du sollst König werden.«
    »Nein, mein guter alter Freund, das ist unmöglich.«
    »Du würdest ein großer König werden, Caesar. Gefällt dir der Gedanke nicht, über dein eigenes Land zu herrschen?«
    »Mein Land ist Rom, Nikomedes, und wie alle Römer bin ich mit dem Glauben an die Republik groß geworden.
    Die Unterlippe des Königs zitterte. »Kann dich mein Angebot gar nicht

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