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MoR 03 - Günstlinge der Götter

MoR 03 - Günstlinge der Götter

Titel: MoR 03 - Günstlinge der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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kann Juncus keine Einsicht in dein hinterlegtes Vermögen nehmen oder gar die Hand danach ausstrecken. Du sagst ihm auch, daß die Möbel in deinem Haus ebenfalls dir gehören und aus deiner Mitgift stammen. Dann darf er nichts beschlagnahmen. Laß deshalb nichts von dem auf die Liste schreiben, was du behalten willst! Wenn überhaupt jemand etwas für seinen eigenen Gebrauch mitnehmen darf, dann du.«
    »Ich denke aber auch an Nysa«, sagte die alte Dame bekümmert. »Wer weiß? Vielleicht kann ich sie doch noch vor meinem Tod in die Arme schließen.«
    Ein Bote brachte die Nachricht, Juncus sei auf dem Weg durch den Hellespont und werde in einigen Tagen in Nikomedeia ankommen. Er wolle dazwischen noch Prusa anlaufen und die Stadt besichtigen. Caesar ließ die Königin in ihrem Landhaus unterbringen, sorgte dafür, daß das Schatzamt sie mit einem ausreichenden Vermögen für ein standesgemäßes Leben ausstattete, und deponierte Oradaltis’ Geldmittel und die Liste mit den Wertgegenständen bei ihren Bankiers in Byzanz. Von dort aus stach er dann mit seinem Gefolge in See. Er wollte der thrakischen Küste des Propontis bis zum Hellespont folgen und so Marcus Junius Juncus, dem Statthalter der Provinz Asia und bald auch Bithyniens, aus dem Weg gehen.
    Caesar wollte nicht nach Rom zurückkehren, sondern plante, nach Rhodos zu reisen und dort für ein oder zwei Jahre bei Apollonius Molon Rhetorik zu studieren. Bei ihm, so hatte ihn Cicero überzeugt, werde seine Redekunst den letzten Schliff erhalten. Caesar wußte allerdings, daß sein rhetorisches Geschick schon jetzt beträchtlich war. Anders als Cicero vermißte er Rom nicht, genausowenig wie seine Familie. Zwar schätzte er durchaus das beruhigende Gefühl, eine Familie zu besitzen, setzte aber voraus, daß Frau und Kind ebenso wie seine Mutter immer für ihn dazusein hatten. Sie würden einfach bis zu seiner Rückkehr auf ihn warten. Ihm wäre nicht im Traum eingefallen, daß der Tod eine seiner Lieben oder gar alle während seiner Abwesenheit hinwegraffen könnte.
    Die Reise wurde sehr kostspielig, wie er bald feststellen mußte. Er hatte es Nikomedes und Oradaltis abgeschlagen, ihn mit Geld auszustatten, und statt dessen nur um ein Andenken gebeten. Daraufhin hatten sie ihm einen echten Smaragd aus Skythien geschenkt, der mit den viel blasseren, trüberen Steinen vom Roten Meer nicht zu vergleichen war. Dieser flachgeschliffene Cabochon von der Größe eines Hühnereis zeigte das Profil des Königs und der Königin von Bithynien. Ein solches Kleinod würde man um keinen Preis und auch in großer Not nicht verkaufen. Aber Caesar machte sich um Geld keine Sorgen. Vorerst hatte er genug, und die Zukunft würde schon Rat schaffen. Mit dieser Haltung hatte er schon seine stets besorgte Mutter zur Weißglut gebracht. Aber verglichen mit seinen früheren Reisen erhöhten ein zwanzigköpfiges Gefolge und gemietete Schiffe die Kosten um das Zwanzigfache.
    In Smyrna traf er wieder mit Publius Rutilius Rufus zusammen. Der alte Mann amüsierte ihn köstlich mit seinen Geschichten über Cicero, der ihn auf seiner Reise von Rhodos nach Rom besucht hatte.
    »Ein erstaunliches Gewächs!« lautete Rutilius Rufus’ Urteil über Cicero. »Er wird in Rom nicht glücklich werden, obwohl er diese Stadt über alles liebt. Ich stehe nicht an, ihn das Salz der Erde zu nennen — so anständig, warmherzig und urwüchsig ist dieser Mann.«
    »Ich verstehe, was du meinst«, sagte Caesar. »Nur, lieber Onkel Publius, er besitzt auch einen scharfen Verstand und sehr viel Ehrgeiz.«
    »Wie Gaius Marius.«
    »Nein«, widersprach Caesar, »nicht wie Gaius Marius.«

    In Milet klagte man ihm, wie Verres der Stadt die feinsten Wollstoffe, Gobelins und Teppiche geraubt und dann dem Ethnarchen höhnisch empfohlen hatte, beim Senat in Rom Beschwerde einzulegen.
    »Dann könnt ihr euch noch glücklich schätzen«, sagte Caesar, während er sich schon auf seine Weiterfahrt nach Halikarnassos vorbereitete. »Er hätte auch eure Kunstschätze mitnehmen und eure Tempel plündern können, wie er es anderswo getan hat.«
    Das Schiff, das er in Byzanz gemietet hatte, war ein schmuckes Handelsschiff mit vierzig Ruderern, hohem Heck nebst zwei Steuerrudern und mittschiffs einer Kabine für ihn. Dreißig ausgesuchte Pferde und Maultiere, darunter auch der riesige Neseaner und sein eigener geliebter Paarzeh, waren in Verschlägen zwischen seiner Kabine und dem Heck untergebracht. Sie segelten nie mehr als

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