MoR 03 - Günstlinge der Götter
Ehren meiner Ahnin, der Göttin Aphrodite, verwendet wird.«
Lysander blinzelte. »Das ist mehr als großzügig, Caesar! Warum behältst du nicht die ganze Truhe mit Perlen für dich? Damit wärst du mit einem Schlag für den Rest deines Lebens von allen Geldsorgen befreit.«
»Nein, Lysander, ich nehme nur eine Handvoll. Wohlstand ist mir, wie jedem anderen auch, sehr angenehm, aber zuviel davon würde mich zum Geizhals machen.« Caesar beugte sich über die Truhe und griff mit der Hand hierhin und dorthin: zwanzig von den dunklen Perlen, die wunderschön schimmerten; eine Perle von der Größe und der Farbe einer Erdbeere; ein Dutzend in der Farbe des Erntemonds; eine übergroße purpurrote Perle und sechs, die silbern glitzerten. »Schau! Ich kann sie sowieso nicht verkaufen, ohne daß sich ganz Rom fragte, woher ich sie wohl habe. Aber ich kann Frauen damit beschenken, wenn mir der Sinn danach steht.«
»Dir wird der Ruf vorauseilen, gar nicht geizig zu sein.«
»Ich will nicht, daß irgend etwas davon bekannt wird, Lysander, das ist mein voller Ernst! Meine Zurückhaltung hat nichts mit fehlendem Geiz zu tun. Mir geht es um meinen Ruf in Rom. Ich habe mir geschworen, mich nie dem Vorwurf auszusetzen, Provinzen erpreßt oder römisches Eigentum veruntreut zu haben.« Er zuckte die Schultern. »Außerdem, je mehr Geld ich habe, desto rascher gebe ich es aus.«
»Und Patara und Xanthos?«
»Erhalten die Frauen und Kinder, die sie in die Sklaverei verkaufen können, sowie alle Nahrungsvorräte. Aus dem Verkauf der Sklaven erhalten sie mehr, als sie für die Lösegeldsumme aufbringen mußten; die Vorräte stellen eine Zugabe dar. Doch wenn du erlaubst, nehme ich noch zehn Talente für den Kapitän meines Schiffes, denn auch er hatte ein Lösegeld zu zahlen.« Die eine Hand auf Lysanders Schulter, führte er ihn aus dem Gebäude. »Die Schiffe aus Xanthos und Patara treffen bei Einbruch der Dunkelheit hier ein. Ich rate dir, Rhodos’ Anteil an Bord deiner Schiffe zu schaffen, ehe die anderen kommen. Meine Schreiber werden über alles Buch führen. Schicke dann das Geld für Rom mit einer Eskorte nach Rom.«
»Was soll mit den Piraten geschehen?«
»Laß sie an Bord der Schiffe aus Patara und Xanthos schaffen, dann übergib mir das Kommando, damit ich sie nach Pergamon bringe. Da ich kein kurulischer Magistrat bin, habe ich nicht die Befugnis, Hinrichtungen in den Provinzen anzuordnen. Deshalb muß ich die Gefangenen vor den Statthalter in Pergamon bringen und ihn um seine Erlaubnis bitten, das zu tun, was ich ihnen angedroht habe: sie zu kreuzigen.«
»Dann lasse ich Roms Anteil auf meine Galeeren bringen, die Fracht ist nicht zu groß. Zur Zeit sind die Gewässer sicher, ich schicke dann von Rhodos aus das Geld nach Rom.« Lysander hatte noch einen Vorschlag zu machen. »Ich gebe dir vier meiner Schiffe als Geleit nach Pergamon mit. Du hast Rhodos soviel Reichtum gebracht, daß es dir mit Freuden einen Dienst erweist.«
»Ja, vergeßt es nicht!« sagte Caesar. »Wer weiß? Vielleicht werde ich euch eines Tages ebenfalls um einen Gefallen bitten müssen.«
Die Piraten wurden zum Strand geführt; als letzter in der langen Reihe winkte Polygonus Caesar ernst zum Abschied.
»Wie verwöhnt diese Burschen doch waren«, sagte Caesar mit einem Kopfschütteln. »Ich dachte immer, Piraten seien schmutzig, ungebildet und rauflustig. Aber diese Männer waren weich.«
»Natürlich«, sagte Lysander. »Ihre Wildheit wird weit überschätzt. Wie oft müssen sie sich zum Kampf stellen, um an ihre Beute zu kommen? Höchst selten. Wenn sie tatsächlich kämpfen müssen, tun sie es unter dem Befehl ihrer Admirale, die erstaunlich gut ausgebildete Männer sind. Kleinere Piratenanführer wie Polygonus greifen nicht Geleitzüge an, sondern halten sich an ungeschützte Handelsschiffe. Piraten, die im Verband kämpfen, finden sich in den Gewässern um Kreta. Aber wer wie Polygonus hinter den hohen Bergen der Solyma lebt, glaubt sich am Ende vollkommen sicher und gebärdet sich wie ein König in seinem eigenen Reich.«
»Rhodos könnte mehr tun, um der Piratenplage ein Ende zu setzen«, bemerkte Caesar.
Aber Lysander lachte nur verhalten und war anderer Meinung. »Schuld daran ist Rom! Schließlich war es Rom, das uns gedrängt hat, unsere Flotte zu verkleinern, als es sich anschickte, die Herrschaft über den östlichen Teil unseres Meeres zu übernehmen. Rom glaubte, überall für Sicherheit sorgen zu können, auch auf den
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