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MoR 03 - Günstlinge der Götter

MoR 03 - Günstlinge der Götter

Titel: MoR 03 - Günstlinge der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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Gesicht zu bekommen, in welch erbärmlichem Zustand sie auch sein mögen.«
    Mummius schaute seinen Militärtribun verblüfft an. »Du bist ein denkender Kopf, Caesar. Dein Vorschlag trifft ins Schwarze. Wir sammeln die armen Teufel ein und nehmen sie mit. Andernfalls kennt der Zorn unseres Feldherrn keine Grenzen.«

    Fünf Kohorten lagen tot in den Trümmern des Lagers, darunter auch die meisten Zenturionen. Fünfzehn Kohorten hatten überlebt. Mummius brauchte elf Tage, um die Legionäre aufzustöbern und zu mustern. Die Aufgabe gestaltete sich nicht so schwierig, wie er befürchtet hatte, denn die verstörten Krieger waren mehr oder weniger in der Gegend geblieben.
    Nur in Tuniken gekleidet und mit Sandalen an den Füßen, marschierten die fünfzehn Kohorten in Crassus’ Lager, das er außerhalb von Bovianum aufgeschlagen hatte. Ihm war in der Zwischenzeit eine Abteilung der Rebellenarmee, die sich vom Gros gelöst und nach Westen geschlagen hatte, in die Hände gefallen; sechstausend Rebellen fanden den Tod. Spartacus selbst war auf dem Weg nach Venusia. Crassus hatte es nicht für klug gehalten, ihm in eine Gegend zu folgen, die für seine zahlenmäßig unterlegene Truppe ein ungünstiges Terrain bot. Mittlerweile war es Anfang Dezember, doch da der Kalender um vierzig Tage voraus war, hatte der Winter noch nicht Einzug gehalten.
    Crassus hörte sich Mummius’ Bericht in vielsagendem Schweigen an. »Ich will dich nicht tadeln, Marcus Mummius«, sagte er schließlich, »aber was soll ich mit fünfzehn Kohorten von Legionären anfangen, auf die kein Verlaß ist und denen der Mut zum Kämpfen fehlt?«
    Keiner wagte eine Antwort. Trotz seiner Frage wußte Crassus genau, was er tun würde. Langsam wanderte sein Blick von einem Gesicht zum anderen, verweilte auf Caesars und ging dann weiter.
    »Wie viele sind es?« fragte er.
    »Siebentausendfünfhundert Mann, Marcus Crassus. Fünfhundert Legionäre pro Kohorte.«
    »Ich verhänge die decimatio über sie«, verkündete Crassus. Es wurde totenstill; keiner der Anwesenden regte sich.
    »Laßt das ganze Heer morgen bei Sonnenaufgang antreten und bereitet alles vor. Caesar, du bist Pontifex und wirst deines Amtes walten. Bestimme die Gabe für das Opfer. Soll sie dem Jupiter Optimus Maximus oder einem anderen Gott dargebracht werden?«
    »Wir sollten sie dem Jupiter Stator darbringen, Marcus Crassus. Er ist der Gott, der die Soldaten auf der Flucht aufhält. Und dem Sol Indiges und der Bellona. Die Gabe soll ein schwarzes Stierkalb sein.«
    »Mummius, deine Militärtribunen sollen alles für die Verteilung der Lose herrichten. Caesar ausgenommen.«
    Damit entließ Crassus seine Stabsoffiziere. Keiner von ihnen sagte ein Wort, als sie das Feldherrenzelt verließen.
    Bei Sonnenaufgang waren Crassus’ Legionen in langen Reihen angetreten; ihnen gegenüber standen in zehn Reihen zu je siebenhundertfünfzig Mann die Soldaten, an denen das Exempel statuiert werden sollte. Die wichtigste zahlenmäßige Einteilung bei der decimatio war die Dekurie, also zehn Mann. Mummius hatte fieberhaft an einem Verfahren gearbeitet, wie am einfachsten und schnellsten vorgegangen werden könnte. Selbstverständlich war ihm Crassus dabei eine große Hilfe.
    Die fünf Kohorten standen so da, wie sie Mummius und seine Militärtribunen aufgegriffen hatten, nur in Tunika und Sandalen, aber jeder Mann mit einem Knüppel versehen. Außerdem waren alle von eins bis zehn durchgezählt worden. Sie, die als Feiglinge gebrandmarkt waren, hatten auch alle das Aussehen von Feiglingen, denn es gab keinen, der nicht zitterte, dessen Gesicht nicht von der Angst entstellt war und der nicht trotz der Morgenkühle vor Aufregung schwitzte.
    »Arme Kerle«, sagte Caesar zu seinem Kollegen, dem Militärtribun Gaius Popillius. »Ich frage mich, was sie mehr entsetzt, der Gedanke, derjenige zu sein, den das Los zum Sterben bestimmt, oder einer von den neun zu sein, die ihn töten müssen. Sie haben keine soldatische Haltung.«
    »Sie sind noch zu jung«, gab Popillius zu bedenken.
    »Das ist gewöhnlich ein Vorzug«, entgegnete Caesar, der an diesem Tag die ganz aus breiten scharlach- und purpurroten Streifen bestehende Toga eines Pontifex trug. »Was weiß man schon mit siebzehn oder achtzehn? Man hat weder Frau noch Kinder daheim, für die man sorgen müßte. Die Jungen sind stürmisch und suchen nach Gelegenheiten, sich die Hörner abzustoßen. Da ist es besser, sie bewähren sich auf dem Schlachtfeld, als wenn

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