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MoR 03 - Günstlinge der Götter

MoR 03 - Günstlinge der Götter

Titel: MoR 03 - Günstlinge der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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Holztäfelchen in zehn kleinere Körbe zu zählen, die er dann an die zehn übrigen Tribunen zum Verteilen ausgab.
    Das war der Grund, weshalb man die zu maßregelnden Kohorten in zehn Reihen zu jeweils 75 Dekurien, wovon jede in einigem Abstand zur nächsten stand, hatte antreten lassen. Ein Militärtribun ging nun von einem Ende der Reihe zum anderen, hielt vor jeder Dekurie und zog ein Täfelchen aus seinem Korb. Er rief die Nummer aus, der Legionär mit der betreffenden Nummer trat vor, dann ging der Tribun zur nächsten Dekurie.
    Hinter ihm begann das Töten. Selbst das ging nach strenger Vorschrift vonstatten. Zenturionen aus Crassus’ eigenen sechs Legionen, die keinen der Männer aus den fünf Kohorten kannten, waren dazu abgestellt worden, die Durchführung der Hinrichtung zu überwachen. Nur wenige der Zenturionen aus den fünf Kohorten hatten überlebt, aber diejenigen, die noch am Leben waren, hatte man von der Strafe nicht ausgenommen. Sie standen nun wie die einfachen Legionäre in der Reihe und hofften, vom Los verschont zu werden. Der Mann, der die tödliche Nummer besaß, wurde von den neun übrigen Männern seiner Dekurie zu Tode geknüppelt. So entging keiner der Pein der Strafe, ob er nun überlebte oder Opfer wurde.
    Die überwachenden Zenturionen kannten das Verfahren genau und gaben entsprechende Anordnungen. »Du, knie nieder und rühr dich nicht«, geboten sie dem vom Los Verurteilten. »Du, schlag ihm auf den Kopf, daß er stirbt«, sagten sie zu dem am weitesten links Stehenden. »Du, schlag genauso zu«, zum nächsten und immer so fort zu den neun Männern, die alle mit ihren dicken Knüppeln auf den ungeschützten Hinterkopf des Knienden schlagen mußten. Da nicht jeder die Kraft zum Töten hatte, war nicht jeder Schlag tödlich, und manche verfehlten ihr Opfer ganz. Doch die dabeistehenden Zenturionen fuhren die Männer andauernd an, hart und gezielt zuzuschlagen. Je weiter die Hinrichtungen in der Reihe der Dekurien vorankamen, desto schneller und präziser gingen sie vonstatten.
    Binnen dreizehn Stunden war die decimatio vollzogen; die Letzten wurden nach Einbruch der Dunkelheit im Schein von Fackeln hingerichtet. Danach entließ Crassus seine müden Legionäre, die dem grausamen Schauspiel stehend hatten beiwohnen müssen. Die siebenhundertfünfzig Leichen wurden auf dreißig Scheiterhaufen verteilt und verbrannt. Die Asche wurde nicht den Verwandten nach Hause geschickt, sondern in die Gräben der Lagerlatrinen geschüttet. Der letzte Wille der Opfer, sofern sie ein Testament hinterlassen hatten, wurde nicht respektiert. Geld und Wertgegenstände gingen ausnahmslos in den Besitz des Staates über. Damit sollte ein Teil der auf dem Schlachtfeld zurückgelassenen Waffen und Rüstungen bezahlt werden.
    Keiner, der diese nach langen Jahren erstmals wieder verhängte Bestrafung mit eigenen Augen gesehen hatte, blieb davon ungerührt; die Mehrheit der Soldaten war tief beeindruckt. Die Überlebenden der nunmehr vierzehn Kohorten schluckten ihre Furcht hinunter und setzten nun alles daran, solche Legionäre zu werden, wie sie Crassus erwartete. Aus Capua kamen noch sieben weitere Kohorten gutausgebildeter Rekruten, die den vierzehn Kohorten zugeschlagen wurden. Zusammen erreichten sie nun die Sollstärke zweier Legionen. Da sie immer noch als die konsularischen Legionen galten, ernannte Crassus die zwölf Militärtribunen zu ihren Kommandanten, mit Caesar, dem Dienstältesten der Tribunen, an der Spitze der Legion I.

    Während Marcus Crassus ein Exempel an den Männern statuierte, die nicht den Mut aufgebracht hatten, gegen die Rebellenarmee zu kämpfen, hielt Spartacus vor der Stadt Venusia Leichenspiele für den gefallenen Crixus ab. Gewöhnlich machte er keine Gefangenen, aber aus dem Lager bei Firmum Picenum hatte er dreihundert Soldaten der konsularischen Legionen ausgewählt. Den ganzen Weg über bis nach Venusia lehrte er sie die Anfangsgründe des Gladiatorenhandwerks und bestimmte die eine Hälfte zu Galliern und die andere zu Thrakern. Vor Venusia steckte er die Soldaten dann in prachtvolle Monturen und zwang sie zu Ehren von Crixus, gegeneinander auf Leben und Tod zu kämpfen. Dem Mann schließlich, der aus allen Kämpfen als Sieger hervorging, bestimmte Spartacus einen Tod nach römischer Art: Er ließ ihn erst auspeitschen und dann enthaupten. Dieses Blutopfer von dreihundert Feinden sollte Crixus’ Seele tiefe Genugtuung geben.
    Die Leichenspiele für Crixus hatten noch

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