MoR 03 - Günstlinge der Götter
daher hatte Spartacus seine Rebellenarmee in drei Teile mit jeweils eigenem Troß aufgeteilt. Die stärkste und am besten ausgebildete Truppe befehligte er selbst, die beiden anderen Teile hatte er Castus und Gannicus anvertraut.
Auf die Nachricht, daß zwei Piratenadmirale ihren Besuch angekündigt hatten, rief Spartacus Aluso, Castus und Gannicus zu sich.
»Allem Anschein nach kann ich genügend Schiffe bekommen, um in Kürze zwanzigtausend Mann nach Pelorus überzusetzen«, teilte er ihnen mit. »Was mir indessen Sorge macht, ist die große Volksmasse, die ich hier zurücklassen muß. Es wird womöglich Monate dauern, bis ich sie nach Sizilien bringen kann. Was meint ihr, kann ich sie hier in Scyllaeum lassen? Haben wir genügend Vorräte? Oder soll ich alle, die nicht gleich mit mir nach Sizilien übersetzen, zurück in die fruchtbare Gegend am Golf von Tarent- um schicken? Die hier ansässigen Bauern und Fischer sagen, der kommende Winter werde sehr streng.«
Castus, der älter und erfahrener war als Gannicus, äußerte sich in überlegten Worten zu Spartacus’ Vorschlag.
»Gegenwärtig können wir uns gut aus dieser Gegend hier verpflegen, Spartacus. Westlich des Hafens liegen die fruchtbaren Hänge eines Vorgebirges. Nach meinen Schätzungen könnte der ganze Haufen, Soldaten und Zivilisten, etwa zwei Monate lang hier lagern, ohne unsere Vorräte allzusehr anzugreifen. Und wenn zwanzigtausend der stärksten Esser nach Sizilien übersetzen, dann reicht es für drei Monate.«
Spartacus hatte sich entschieden. »Dann bleiben alle vorerst hier. Legt im Westen der Stadt ein neues Lager an, und sagt den Frauen und Kindern, sie sollen Getreide und Gemüse anbauen. Sogar Kohl und Rüben wären uns nun von Nutzen.«
Die beiden Samniter waren kaum gegangen, da schaute Aluso mit den wilden Augen einer Wölfin auf ihren Gatten und knurrte mit heiserer Stimme. Spartacus liefjedesmal ein Schauer über den Rücken, wenn er an ihr diese animalischen Regungen beobachtete. Sie waren ein sicheres Zeichen dafür, daß der Geist der Prophetie wieder über sie kam.
»Sei auf der Hut, Spartacus!« flüsterte sie.
»Wovor soll ich auf der Hut sein?«
Sie schüttelte den Kopf und knurrte wieder. »Ich weiß es nicht. Vor etwas, das aus dem Schnee kommt.«
»Es wird noch lange nicht schneien, wenigstens einen Monat, vielleicht noch länger«, entgegnete er sanft. »Bis dahin bin ich mit meinen besten Soldaten in Sizilien, und ich glaube nicht, daß uns der Krieg dort drüben übermäßig anstrengen wird. Sollen vielleicht die hier Zurückbleibenden besonders auf der Hut sein?«
»Nein«, sagte sie mit fester Stimme, »es gilt dir allein.«
»Sizilien ist ein mildes, gesegnetes Land ohne starke militärische Befestigungen. Von Milizen und reichen Großgrundbesitzern habe ich nichts zu fürchten.«
Aber Aluso ließ sich nicht beschwichtigen, im Gegenteil, ein Beben überkam sie. »Du wirst deinen Fuß nie auf diese Insel setzen, Spartacus.«
Doch der folgende Morgen schien ihre Prophezeiung Lügen zu strafen, denn zwei Piratenadmirale landeten in Scyllaeum, und beide waren so berühmt, daß sogar Spartacus ihre Namen kannte: Pharnaces und Megadates. Sie hatten ihre Piratenkarriere weit im Osten in den Gewässern des Schwarzen Meers begonnen, aber seit etwa zehn Jahren beherrschten sie die Seewege zwischen Sizilien und der Provinz Africa und machten auf alles Jagd, was nicht wie die großen römischen Getreidetransporte durch Geleitzüge gesichert wurde. Wenn ihnen der Sinn danach stand, erlaubten sie sich sogar einen Vorstoß in den Hafen von Syracus und stahlen dort, direkt vor der Nase des Statthalters, Vorräte und Fässer des edelsten Weins.
Spartacus stellte verblüfft fest, daß beide eher wie aalglatte, erfolgreiche Geschäftsleute als wie Piraten aussahen. Ihre Gesichtsfarbe war blaß, beide hatten Bäuche, und ihr Betragen war geziert.
»Wißt ihr, wer ich bin?« fragte er sie geradeheraus. »Wollt ihr mit mir ins Geschäft kommen trotz der Drohung der Römer?«
Die beiden wechselten untereinander schlaue Blicke.
»Wir machen überall und mit jedem Geschäfte trotz der Drohung der Römer«, antwortete Pharnaces.
»Ich will zwanzigtausend Soldaten von hier nach Pelorus übersetzen und brauche dazu Schiffe.«
»Die Überfahrt ist nur kurz, aber im Winter voller Gefahren«, sagte Pharnaces, der als der Wortführer anzusehen war.
»Die Fischer in Scyllaeum sagen aber, das Ganze sei durchaus
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