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MoR 03 - Günstlinge der Götter

MoR 03 - Günstlinge der Götter

Titel: MoR 03 - Günstlinge der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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seiner Armee, dem springenden Fisch aus Email, der den Helm eines Galliers zierte, erhob beide Hände mit geballter Faust und ließ sich dann aus dem Sattel gleiten. Mit der Rechten zog er seinen Säbel, den Krummsäbel eines thrakischen Gladiators, schloß die Augen, hob die Waffe und stieß sie in Batiatus’ Hals. Blut schoß in dickem Strahl hervor, doch das edle Roß wehrte sich nicht. Wie ein Opfertier ging es auf die Knie, kippte auf die Seite und starb.
    Hier also sollte alles enden. Wozu noch Worte? Indem Spartacus vor aller Augen sein geliebtes Pferd tötete, machte er seinen treuen Soldaten deutlich, daß er das Schlachtfeld nicht lebend verlassen wollte. Er hatte sich seine letzte Möglichkeit zur Flucht genommen.
    Wie erwartet wurde die Schlacht hart und unerbittlich, und das Blut floß in Strömen. Die meisten Rebellen folgten dem Beispiel ihres Anführers und kämpften, bis sie tödlich getroffen oder aus Erschöpfung niedersanken. Spartacus selbst erschlug zwei Zenturionen, ehe ihm ein Unbekannter im Getümmel die Sehnen eines Beines durchtrennte. Er sank auf die Knie, focht aber hartnäckig weiter, bis er unter einem Berg von Leichen begraben wurde.
    Fünfzehntausend Spartacani kamen mit dem Leben davon und flohen; sechstausend wandten sich nach Apulia, die übrigen schlugen sich zu den Lucaner Bergen durch.

    »Ein Feldzug, noch dazu im Winter, in knapp sechs Monaten beendet«, sagte Crassus zu Caesar. »Alles in allem habe ich wenig Soldaten verloren, und Spartacus ist tot. Rom hat seine Feldzeichen und fasces wieder, außerdem wird man für einen großen Teil der Kriegsbeute der Spartacani die Besitzer nicht mehr ausfindig machen können. Wir haben also gute Arbeit geleistet.«
    »Da ist allerdings noch eine Kleinigkeit, Marcus Crassus«, bemerkte Caesar, der den Befehl erhalten hatte, das Schlachtfeld nach Überlebenden abzuschreiten.
    »Nämlich?«
    »Spartacus. Er ist nirgends zu finden.«
    »Unfug!« sagte Crassus unwirsch. »Ich habe doch selbst gesehen, wie er gefallen ist!«
    »Ich auch. Ich habe sogar die Stelle noch genau in Erinnerung. Ich könnte dich geradewegs dorthin führen. Komm mit, und ich zeige es dir. Aber er ist nicht da, Marcus Crassus.«
    »Seltsam!« Der Feldherr zog eine ärgerliche Miene, schürzte die Lippen und überlegte einen Augenblick. Dann sagte er mit einem Schulterzucken: »Nun, was macht das schon? Seine Armee hat das Weite gesucht, das ist das Entscheidende. Ich darf sowieso keinen Triumph über einen Gegner feiern, der als Sklave gilt. Der Senat wird mir nur eine ovatio gewähren, aber das ist nicht das gleiche wie ein Triumph.« Er seufzte. »Und was ist mit seiner Frau, der thrakischen Hexe?«
    »Auch sie haben wir nicht gefunden. Allerdings haben wir einige Zivilisten aus dem Troß aufgegriffen, die sich in die Büsche geschlagen hatten. Ich fragte sie über diese Frau aus und fand heraus, daß ihr Name Aluso sei. Sie schworen mir, sie sei in einen von furchterregenden Schlangen gezogenen, rotglühenden Wagen gestiegen und dann zischend himmelwärts davongefahren.«
    »Schatten der Medea! Vermutlich wollen sie aus Spartacus einen Jason machen!« Crassus schritt mit Caesar zu dem Leichenberg, unter dem Spartacus begraben liegen sollte. »Mir scheint, daß sich alle beide davongestohlen haben. Meinst du nicht auch?«
    »Ganz bestimmt«, sagte Caesar.
    »Wir müssen sowieso das ganze Gebiet nach versprengten Spartacani durchkämmen. Irgendwo stöbern wir sie schon auf.«
    Caesar erwiderte nichts. Seiner Meinnung nach würden sie nie wieder auftauchen. Dieser Gladiator war nicht dumm. Er würde kein zweitesmal eine Armee aufstellen, sondern lieber in der Namenlosigkeit verschwinden.
    Den ganzen Mai hindurch machte die römische Armee Jagd auf Spartacani, die sich in den Bergen Lucaniens und Bruttiums versteckt hatten. Die Gegend bot ideale Schlupfwinkel für Räuber, daher war es unbedingt nötig, alle überlebenden Spartacani aufzuspüren. Caesar hatte den Teil der Rebellenarmee, der nach Süden entkommen war, auf neun- bis zehntausend Mann geschätzt, doch alle Flüchtigen, die seine Truppen aufgespürt und gestellt hatten, betrugen zusammengenommen gerade sechstausendsechshundert. Die übrigen würden wahrscheinlich Räuber werden und allen Reisenden, die ohne Begleitschutz auf der Via Popillia nach Rhegium unterwegs waren, das Leben schwermachen.
    »Ich kann die Jagd allein weiterführen«, sagte Caesar an den Kalenden des Juni. »Allerdings werden wir mit

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