MoR 03 - Günstlinge der Götter
steigendem Aufwand immer weniger fangen.«
»Nein«, entschied Crassus. »Ich will bis nächste Woche mit meinem Heer in Capua sein, die konsularischen Legionen eingeschlossen. Nächsten Monat finden die Wahlen zu den kurulischen Ämtern statt, und ich will für meine Konsulatskandidätur rechtzeitig in Rom sein.«
Daran war nichts Überraschendes. Caesar verlor kein Wort darüber. Statt dessen erkundigte er sich nach den sechstausend Spartacani, die nordöstlich nach Apulia geflohen waren.
»Sie sind bis an die Grenze des italischen Galliens gekommen«, wußte Crassus zu berichten. »Dort trafen sie auf Pompeius Magnus, der mit seinen Legionen aus Spanien zurückkam. Du kennst Magnus. Er hat sie alle erschlagen.«
»Dann bleiben uns also nur noch unsere Gefangenen hier. Was hast du mit ihnen vor?«
»Sie gehen mit uns bis Capua.« Crassus schaute seinen Militärtribun mit seiner üblichen phlegmatischen Miene an, doch in seinen Augen lag eisige Kälte. »Rom kann keine weiteren Sklavenkriege gebrauchen, Caesar. Sie verursachen dem Schatzamt nur unnötige Kosten. Hätten wir weniger Glück gehabt, wären fünf Feldzeichen und fünfundzwanzig fasces für immer verlorengegangen, ein Makel für Roms Ehre, den ich persönlich für unerträglich gehalten hätte. Roms Feinde könnten später Männern wie Spartacus zu einer falschen Größe verhelfen. Andere könnten darin einen Ansporn sehen, ihm nachzueifern, ohne je die triste Wahrheit zu kennen. Du und ich, wir wissen, daß Spartacus aus der römischen Legion hervorgegangen ist, insofern ähnelte er einem Quintus Sertorius sehr viel mehr als einem mißhandelten Sklaven. Hätte er in der Legion nicht das Kriegshandwerk gelernt, wäre er nie so erfolgreich gewesen. Er soll nicht zu einem Freiheitshelden werden. Deshalb will ich Spartacus dazu benutzen, dem ganzen Spuk der Sklavenaufstände ein für allemal ein Ende zu setzen.«
»Es war eher ein Samniter- als ein Sklavenaufstand.«
»Richtig. Aber die Samniter bleiben eine Plage, mit der Rom weiterhin leben muß. Die Sklaven hingegen müssen lernen, wo ihr Platz ist. Ich habe die Machtmittel, ihnen diese Lektion zu erteilen, und ich tue es auch. Wenn ich mit den Resten der Spartacani fertig bin, wird es keine Sklavenaufstände mehr in der römischen Welt geben.«
Caesar dachte gewöhnlich schnell und durchschaute die Menschen, mit denen er zu tun hatte, auf den ersten Blick, so daß er die Antwort vor den anderen wußte. Diesmal aber erriet er nicht, was Crassus vorhatte.
»Wie willst du das erreichen?« fragte er ihn.
»Die Tatsache, daß wir gerade sechstausendsechshundert Gefangene gemacht haben, hat mich auf eine Idee gebracht. Die Entfernung zwischen Capua und Rom beträgt einhundertzweiunddreißig Meilen, jede zu fünftausend Fuß. Das macht insgesamt sechshundertsechzigtausend Fuß. Ich habe vor, alle hundert Fuß zwischen Capua und Rom einen Rebellen ans Kreuz schlagen zu lassen. Und sie sollen dort solange hängen bleiben, bis von ihnen nur noch blanke Knochen übrig sind.«
Caesar holte Luft. »Ein schauderhafter Anblick.«
»Eine Frage habe ich an dich«, sagte Crassus und legte seine Stirn in Falten. »Soll ich alle Kreuze auf einer Seite der Straße errichten lassen, oder soll ich zwischen beiden Seiten wechseln?«
»Nur auf einer Seite der Straße«, antwortete Caesar ohne Zögern. »Unbedingt nur auf einer Seite. Vorausgesetzt, du meinst die Via Appia und nicht die Via Latina.«
»Ja, natürlich die Via Appia. Die zieht sich über Meilen schnurgerade hin und hat wenig Hügel.«
»Dann nur auf einer Seite. Das Auge kann das Ganze dann besser in den Blick nehmen.« Caesar lächelte. »Ich habe einige Erfahrung im Kreuzigen.«
»Ich habe davon gehört«, sagte Crassus ernst. »Dennoch kann ich dich nicht mit dieser Aufgabe betrauen. Sie schickt sich nicht für einen Militärtribun, der zu den gewählten Magistraten gehört. Das hier ist die Aufgabe des praefectus fabrum.«
Da der praefectus fabrum — der Offizier im Heer, der sich um alle Fragen der Technik und des Nachschubs kümmerte — einer von Crassus’ Freigelassenen war und als Meister seines Fachs galt, zweifelten weder Caesar noch Crassus, daß das Unternehmen reibungslos ablaufen werde.
Und wirklich, als Crassus Ende Juni gemeinsam mit seinen Legaten, den gewählten und ernannten Militärtribunen und nur von einer Reiterschwadron begleitet die Via Appia von Capua nach Rom hinaufzog, war die linke Seite der alten prächtigen
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