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MoR 03 - Günstlinge der Götter

MoR 03 - Günstlinge der Götter

Titel: MoR 03 - Günstlinge der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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eine Armee von Eunuchen besser geführt hätte. Doch er hatte darauf verzichtet; es machte wenig Sinn, Männer gegen sich aufzubringen, für die er einen hohen Preis bezahlt hatte.
    Zwei weitere Nachrichten, die er erst in Narbo erfahren hatte, waren ihm noch unglaublicher erschienen. Die erste erfuhr er durch Briefe von Gellius und Clodianus: Der Senat hatte die Konsuln ihres Kommandos im Krieg gegen Spartacus enthoben. Die zweite Nachricht kam von Philippus: Marcus Licinius Crassus hatte den Senat dazu erpreßt, die Volksversammlung ein Gesetz verabschieden zu lassen, das ihm das Kommando im Krieg gegen Spartacus übertrug, und nachdem man ihm acht Legionen und eine ordentliche Reiterei versprochen hatte, hatte er es gnädig angenommen. Pompeius hatte mit Crassus im Feld gestanden. Er hielt ihn für einen absolut mittelmäßigen Feldherrn, und auch seine Truppen waren mittelmäßig. Aus diesem Grund hatte er über die Nachricht des Philippus nur den Kopf schütteln können. Auch Crassus würde Spartacus nicht schlagen.
    Just als er Narbo verlassen wollte, erreichte ihn eine letzte Nachricht, die seinen Eindruck vom Krieg gegen Spartacus vollauf bestätigte: So miserabel waren Crassus’ Truppen, daß er sie dezimiert hatte! Und das war, wie jeder Feldherr aus der Geschichte und aus den militärischen Handbüchern wußte, eine letzte Verzweiflungsmaßnahme, die zum Scheitern verurteilt war, weil sie die Moral vollends zerstörte. Es gab absolut nichts, das Männern noch das Rückgrat hätte stärken können, die solche Feiglinge waren, daß sie eine decimatio verdient hatten. Und doch war es typisch für den großen, schwerfälligen Crassus, zu glauben, daß er die Schwächen seiner Armee ausgerechnet durch eine decimatio werde beseitigen können.
    Pompeius hatte mit dem Gedanken gespielt, rechtzeitig in Italien einzutreffen, um mit Spartacus aufzuräumen, und aus diesem Gedanken wurde wie ein Donnerschlag DIE IDEE geboren: Natürlich würde ihn der Senat auf Knien bitten, ein weiteres Spezialkommando zu übernehmen — die Vernichtung des Spartacus und seiner Anhänger. Diesmal jedoch würde er darauf bestehen, daß man ihn zum Konsul wählte, bevor er die Aufgabe übernahm. Wenn Crassus von den eingeschriebenen Vätern ein Kommando erpressen konnte, das durch die Volksversammlung beschlossen wurde, dann hatten die eingeschriebenen Väter nicht die geringste Chance, sich den Wünschen von Gnaeus Pompeius Magnus zu widersetzen. Prokonsul, non pro consule sed pro consulibus, das war einfach nicht mehr gut genug! Er würde nicht auf ewig für den Senat die Dreckarbeit machen und sich dafür mit Imperien abspeisen lassen, welche die wahre senatorische Machtvollkommenheit nicht beinhalteten. Nein! Nie wieder! Er hatte überhaupt nichts dagegen, in den Senat einzutreten, wenn er dies als Konsul tun konnte. Soweit er sich erinnerte, hatte das vor ihm noch keiner geschafft. Es würde eine echte Premiere sein, eine absolute Sensation, und sie würde der ganzen Welt beweisen, daß er der Erste Mann in Rom war.
    Auf dem ganzen Weg die Via Domitia hinunter hatte er in Träumen geschwelgt, die so glücklich und angenehm waren, daß Varro und viele andere sich fragten, was wohl in seinem Kopf vorging. Manchmal war er in Versuchung geraten, etwas zu verraten, hatte jedoch immer davor zurückgescheut und seine Pläne lieber für sich behalten. Varro und die anderen würden bald genug merken, was er vorhatte.
    Als Pompeius die neue Paßstraße vermessen und gepflastert hatte und mit seinem Heer durch das Tal der Salasser nach Gallia Cisalpina hinunterstieg, war er noch immer von freudiger Erwartung erfüllt. Auch als das Heer die Via Aemilia hinuntermarschierte, pfiff Pompeius noch immer vergnügt vor sich hin. Doch dann, bei der kleinen Stadt Forum Popilii, die schon ein gutes Stück in Italien lag, traf ihn ein furchtbarer Schlag. Er rannte mit seinen sechs Legionen im wahrsten Sinne des Wortes in einen wilden Mob schmutzbedeckter Männer hinein, die an ihrer miserablen Bewaffnung als Anhänger des Spartacus zu erkennen waren. Es war kein Problem, sie zusammenzutreiben und alle zu töten. Nein, das Problem bestand darin, daß Marcus Crassus die Armee des Spartacus schon vor einem knappen Monat vernichtet hatte. Der Krieg gegen Spartacus war zu Ende!
    Kein Legat des Pompeius wunderte sich über den Verdruß ihres Feldherrn, denn sie hatten alle angenommen, daß er deshalb so vergnügt die Via Aemilia hinuntergeritten war, weil er

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