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MoR 03 - Günstlinge der Götter

MoR 03 - Günstlinge der Götter

Titel: MoR 03 - Günstlinge der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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eine Villa auf dem Pincius mieten, die mindestens so teuer ist wie die des Pompeius, und du wirst Tertulla und deine Jungen sofort dort einziehen lassen. Du kannst es dir leisten. Betrachte die Sache als eine notwendige Investition. Denn das ist sie auch! Du und Pompeius, ihr müßt für die nächsten sechs Monate wie erbitterte Feinde wirken.«
    »Und was wirst du selber tun?«
    »Ich werde mir einen Volkstribun suchen. Am besten einen picentischen. Ich weiß nicht warum, aber die Männer aus Picenum fühlen sich zum Volkstribunat hingezogen, und sie sind gute Volkstribunen. Es sollte nicht schwierig sein, einen zu finden.«
    »Warum ausgerechnet einen Picenter?«
    »Erstens wird er sich wahrscheinlich für Pompeius einsetzen. Sie halten wie Pech und Schwefel zusammen, diese Picenter. Und zweitens wird er ein Feuerfresser sein. Das liegt den Picentern im Blut.«
    »Sei vorsichtig, daß du dir an deinem Feuerfresser nicht die Finger verbrennst«, sagte Crassus. Er dachte bereits darüber nach, welcher seiner Freigelassenen mit den Agenten, welche die Villen auf dem Pincius vermieteten, das beste Geschäft abschließen könnte. Wie schade, daß er nie darauf gekommen war, dort in Immobilien zu investieren! Ein hervorragendes Viertel! All die ausländischen Könige und Königinnen, die dort einen Palast suchten. Nein! Er würde nicht mieten! Er würde kaufen! Mieten war reine Verschwendung; es brachte nicht einen einzigen Sesterz ein.

Im November gab der Senat seinen Widerstand auf. Marcus Licinius Crassus erhielt die Mitteilung, daß er in absentia für das Konsulat kandidieren dürfe. Gnaeus Pompeius Magnus erhielt die Mitteilung, daß der Senat die Volksversammlung per Beschluß aufgefordert habe, in seinem Fall die üblichen Bedingungen für eine Konsulkandidatur — Mitgliedschaft im Senat, Quästorat und Prätorat — auszusetzen. Als die Volksversammlung das entsprechende Gesetz verabschiedet hatte, freute sich der Senat, Pompeius mitteilen zu dürfen, daß er in absentia für das Konsulat kandidieren könne et cetera, et cetera.
    Wenn ein Kandidat in Abwesenheit kandidierte, erschwerte das normalerweise seinen Wahlkampf. Er durfte das pomerium nicht überschreiten, um wichtige Wähler zu treffen, mit den Leuten auf dem Forum zu plaudern, bescheiden in der Nähe herumzustehen, wenn ein Volkstribun eine contio einberief, um auf dieser Versammlung die Verdienste seines bevorzugten Kandidaten herauszustreichen und seine Rivalen herunterzuputzen. Da die Kandidatur in absentia der besonderen Erlaubnis des Senats bedurfte, war sie sehr selten. Es war noch nie vorgekommen, daß zwei Kandidaten gleichzeitig in absentia zur Wahl gestanden hatten. Es stellte sich jedoch heraus, daß die üblichen Nachteile dieses Mal keinerlei Rolle spielten. Die Debatte im Senat hatte sich lange hingezogen und war sehr hitzig geführt worden, obwohl beide Kandidaten mit ihrer nicht entlassenen Armee gedroht hatten; als der Senat schließlich nachgab, hatten alle anderen Kandidaten ihre Bewerbung zurückgezogen, um gegen den krassen Rechtsbruch zu protestieren, den die Kandidatur des Pompeius darstellte. Durch den Rücktritt aller anderen Bewerber waren Pompeius und Crassus als die verkappten Diktatoren entlarvt worden, die sie tatsächlich waren.
    Pompeius und Crassus bekamen zahlreiche Drohungen zu hören, die sich zumeist auf eine Anklage wegen Hochverrats nach dem Verlust ihrer Imperien bezogen. Als daher der Volkstribun Marcus Lollius Palicanus, ein Picenter, eine besondere Versammlung der Plebs im Circus Flaminius auf dem Marsfeld einberief, wußten die Senatoren, die sich von Pompeius und Crassus losgesagt hatten, sofort, was sich da zusammenbraute. Pompeius und Crassus würden den Kopf aus der Schlinge ziehen, indem sie das Volkstribunat wieder mit den alten Vollmachten ausstatteten und zehn dankbare Volkstribunen anschließend ein Gesetz durchbringen ließen, das sie gegen die verdiente Strafe für ihre Handlungen immunisierte.
    Viele Bürger Roms hätten es gerne gesehen, wenn das alte Volkstribunat wiederhergestellt worden wäre. Die meisten, weil es sich um eine altehrwürdige Institution handelte, die dem mos maiorum entsprach. Nicht wenige jedoch, weil sie die aufregenden alten Zeiten wieder herbeisehnten, in denen ein radikaler Demagoge die Massen auf dem unteren Forum Romanum hatte aufhetzen können, bis die Fäuste flogen und sich gemietete ExGladiatoren in den Kampf stürzten. Es war daher abzusehen, daß die

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