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MoR 03 - Günstlinge der Götter

MoR 03 - Günstlinge der Götter

Titel: MoR 03 - Günstlinge der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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Versammlung des Lollius Palicanus, von der allgemein bekannt war, daß auf ihr die Wiederherstellung des alten Volks- tribunats diskutiert werden sollte, eine große Menschenmenge anziehen würde. Als sich jedoch die Nachricht verbreitete, daß Pompeius und Crassus für Palicanus sprechen würden, erreichte die Begeisterung ein Ausmaß, das nicht mehr dagewesen war, seit Sulla die Versammlung der Plebs zu einem weitgehend bedeutungslosen Stelldichein degradiert hatte.
    Im Circus Flaminius fanden normalerweise die weniger aufwendigen Spiele statt. Er faßte nur fünfzigtausend Zuschauer, und als Palicanus seine Versammlung abhielt, war er bis zur letzten Tribüne besetzt. Da man kein Wort verstand, wenn man das Pech hatte, mehr als wenige hundert Fuß vom Redner entfernt zu sein, waren die meisten Leute nur ans Tiberufer geströmt, damit sie ihren Enkeln einst erzählen konnten, daß sie an dem historischen Ereignis persönlich teilgenommen hatten, bei dem zwei Konsulkandidaten und militärische Helden versprachen, das Volkstribunat wiederherzustellen. Denn genau das würden sie tun! Mit Sicherheit!
    Palicanus eröffnete die Versammlung mit einer mitreißenden Rede, die darauf abzielte, bei den kurulischen Wahlen möglichst viele Stimmen für Pompeius und Crassus zu gewinnen; wer nahe genug bei ihm stand, um ihn verstehen zu können, gehörte den höheren Klassen an, und seine Stimme hatte Gewicht. Alle neun Kollegen des Palicanus waren anwesend; sie alle sprachen für Pompeius und Crassus. Als Crassus erschien, erhob sich donnernder Applaus, und auch seine Rede war von Beifallsstürmen begleitet. Sie bildete eine gute Einstimmung auf das wirkliche Ereignis des Tages. Denn nach ihm betrat der eigentliche Star die Bühne: Pompeius der Große! Er trug eine Rüstung aus gleißendem Gold, so hell wie die Sonne, und er sah absolut göttlich aus.
    Er brauchte keine große Rede zu halten; denn die Masse war einzig gekommen, um Pompeius den Großen zu sehen, nicht, um ihn zu hören, und sie ging in einem Taumel der Begeisterung nach Hause.
    So war es kein Wunder, daß Pompeius aus den kurulischen Wahlen, die am Tag vor den Nonen des Dezember stattfanden, als erster Konsul hervorging und Crassus als zweiter. Rom würde einen Konsul haben, der nie im Senat gesessen hatte — und Rom hatte ihn seinem älteren und orthodoxeren Kollegen vorgezogen.

    »Nun hat Rom also zum ersten Mal einen Konsul, der nie Senator gewesen ist«, sagte Caesar, nachdem sich die Wahlversammlung zerstreut hatte. Er saß mit Crassus auf der Loggia derselben Villa, auf der einst Jugurtha von Numidien seine finsteren Pläne geschmiedet hatte. Crassus hatte die Villa auf dem Pincius gekauft, nachdem er die lange Liste erlauchter Ausländer gesehen hatte, die sie im Lauf der Jahre gemietet hatten. Er und sein Gast sahen den Staatssklaven zu, wie sie die Umzäunungen, Stege und Wahlplattformen auf der Saepta abbauten.
    »Und dies allein deshalb, weil er unbedingt Konsul werden wollte«, antwortete Crassus, wobei er den weinerlichen Ton nachahmte, der in Pompeius’ Stimme lag, wann immer ihm etwas verweigert wurde. »Er ist ein großes Kind.«
    »In mancher Hinsicht schon.« Caesar warf einen Blick in Crassus’ Gesicht, das wie immer völlig ausdruckslos war. »Du wirst das Regieren besorgen müssen. Er versteht nichts davon.«
    »Als ob ich das nicht wüßte! Obwohl er inzwischen Varros kleines Benimm-Handbuch für Senatoren und Konsuln studiert haben muß.« Crassus grunzte verächtlich. »Stell dir das vor! Ein erster Konsul, der ein Benimm-Handbuch zu Rate zieht! Es macht mir großen Spaß, wenn ich mir vorstelle, was Cato der Zensor dazu sagen würde.«
    »Er hat mich gebeten, das Gesetz zu verfassen, das dem Volks- tribunat wieder die alten Vollmachten verleiht. Hat er dir davon erzählt?«
    »Wann erzählt er mir schon was?«
    »Ich habe abgelehnt.«
    »Warum?«
    »Erstens, weil er annahm, daß er der erste Konsul sein würde.«
    »Er wußte, daß er der erste Konsul sein würde!«
    »Und zweitens, weil du absolut in der Lage bist, jedes Gesetz zu entwerfen, das ihr beide vorschlagen wollt — schließlich bist du Stadtprätor gewesen!«
    Crassus schüttelte den Kopf und legte eine Hand auf Caesars Arm. »Mach es, Caesar, mach es! Es wird ihn bei Laune halten. Wie alle verwöhnten Babys hat auch er die Gabe, die richtigen Leute für seine Ziele einzuspannen. Wenn du ablehnst, weil du dich nicht benutzen lassen willst, habe ich nichts dagegen. Aber

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