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MoR 03 - Günstlinge der Götter

MoR 03 - Günstlinge der Götter

Titel: MoR 03 - Günstlinge der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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ich nicht mehr verlange. Allein der Rat, den ich dir gerade gegeben habe, ist mehr wert. Meine Sphinx, Verres. Sofort!«
    Die Sphinx war so klein, daß Hortensius sie unter den Arm nehmen und in den Falten seiner Toga verstecken konnte, ein exquisites Kunstwerk, das bis ins kleinste Detail perfekt gearbeitet war; selbst die Federn der Schwingen waren mit höchster Sorgfalt gestaltet.
    »Ganz schön frech«, sagte Marcus das Zicklein, als Hortensius gegangen war.
    »Unverschämt!« knurrte Verres.
    Doch der designierte Konsul Metellus das Zicklein sagte mit gerunzelter Stirn: »Er hat recht, Gaius. Du mußt spätestens morgen nacht aus Rom verschwinden. Cicero wird das Gericht dazu veranlassen, dein Haus zu versiegeln, sobald er erfährt, daß du Gegenstände abtransportierst. Wie bist du bloß auf die Idee gekommen, alles hier aufzubewahren?«
    »Es ist nicht alles hier, Quintus, nur die Stücke, die ich jeden Tag sehen muß. Den größten Teil habe ich auf meinem Grundstück bei Cortona gelagert.«
    »Du meinst, du hast noch mehr? Bei den Göttern, Gaius! Ich kenne dich nun schon seit Jahren, aber du bist immer für eine Überraschung gut. Kein Wunder, beschwert sich unsere arme Schwester, daß du sie vernachlässigst. Hier ist nur das Zeug, das du jeden Tag sehen mußt?«
    Verres schnaubte verächtlich. »Deine Schwester hat sich also beschwert! Und das obwohl ihr Caesar schon seit Monaten den Hof macht! Sie muß mich für einen Idioten halten! Oder für so blind, daß ich eine Bronze von Myron nicht von einem Besenstiel unterscheiden kann.« Er sprang auf. »Ich hätte Hortensius sagen sollen, wo der größte Teil meines Geldes geblieben ist, dann wärt ihr ganz schön rot geworden. Die drei Zicklein sind schon teure Schwäger, und du bist der teuerste, Quintus! Die Kunstwerke sind mir geblieben, aber wer hat das Geld aus den Getreideverkäufen eingesteckt? Immerhin, damit ist es jetzt vorbei! Ich befolge den Rat meines Advokaten und gehe ins freiwillige Exil, wo ich mit etwas Glück behalten kann, was ich mitnehme. Kein Geld mehr für die Zicklein — auch für Metella Capraria nicht! Soll Caesar ihr den Lebensstil bieten, den sie gewöhnt ist! Und euch wünsche ich viel Glück, wenn ihr aus ihm Geld herauspressen wollt. Und glaubt bloß nicht, daß ich die Mitgift eurer Schwester zurückerstatte. Ich reiche heute noch die Scheidung ein — wegen Ehebruchs mit Caesar.«
    Nach dieser Rede suchten die beiden Schwäger wutentbrannt das Weite. Verres blieb noch einen Moment hinter seinem Schreibtisch stehen und ließ geistesabwesend die Finger über die glatten, bemalten Wangen einer Hera von Polykleitos gleiten. Dann brüllte er nach seinen Sklaven. Normalerweise hätte er es nicht ertragen können, sich auch nur von einem einzigen Gegenstand in diesem Haus zu trennen. Nur weil er seine Haut retten mußte und weil ihm klar war, daß er alles verlieren würde, wenn er nicht auf einen Teil verzichtete, hatte er die Kraft, mit seinem Hausverwalter von einem Kunstwerk zum anderen zu gehen und zu bestimmen: »Mitnehmen, hierlassen, mitnehmen, mitnehmen, hierlassen. . .«
    »Du wirst Wagen mieten und sie morgen um Mitternacht in die Gasse hinter dem Haus bestellen. Wenn du etwas ausplauderst, lasse ich dich kreuzigen! Und achte darauf, daß alles gut verpackt wird, verstanden?«

Wie von Hortensius vorausgesagt, versiegelte Glabrio am Morgen nach Verres’ heimlicher Abreise das Haus und untersagte Verres’ Bank, Geldmittel für ihn zu transferieren — zu spät natürlich; Geld war von allen Wertgegenständen am leichtesten zu transportieren. Man brauchte nur ein Stück Papier, das man am Ende der Reise irgendwo vorlegte.
    »Glabrio stellt ein Komitee zusammen, das die Entschädigung regeln soll«, sagte Cicero zu Hiero von Lilybaeum. »Ich fürchte jedoch, sie wird nicht allzu üppig ausfallen. Verres hat all sein Geld aus Rom fortgeschafft. Allerdings sieht es so aus, als hätte er die Kunstschätze aus Siziliens Tempeln zum größten Teil hiergelassen. Leider gilt das nicht für die Juwelen und das kostbare Geschirr, das er Privatleuten gestohlen hat. Auch davon konnte er allerdings nicht alles verschwinden lassen, es war einfach zuviel. Die Sklaven, die er zurückließ, sind ein erbärmlicher Haufen, aber wir haben von ihrem Haß auf Verres profitiert, denn sie haben uns mit Vergnügen mitgeteilt, daß er den größten Teil der Beute auf seinem Grundstück bei Cortona lagert. Bestimmt sind die Brüder Metellus auf

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