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MoR 03 - Günstlinge der Götter

MoR 03 - Günstlinge der Götter

Titel: MoR 03 - Günstlinge der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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beginnen, findet das Fest des Herkules Invictus statt. Wie du dich vielleicht erinnerst, hat Sulla dem Gott ein Zehntel seines Vermögens geopfert, indem er das Volk von Rom an fünftausend Tischen bewirtete.«
    »Wie könnte ich das vergessen? Der schwarze Hund hat das Blut des ersten Opfertiers getrunken. Es war das einzige Mal, daß ich Sulla wirklich entsetzt gesehen habe. Seine Graskrone fiel in das entweihte Blut.«
    »Vergiß das Grauen von damals, Marcus«, sagte Caesar. »Ich garantiere dir, wenn du ein Zehntel deines Vermögens dem Herkules Invictus opferst, wird kein schwarzer Hund auch nur in der Nähe sein. Du gibst wie Sulla ein öffentliches Bankett, aber an zehntausend Tischen! All die Leute, die sonst vielleicht ans Meer gefahren wären, bleiben dieses Jahr in Rom, um sich ein Schauspiel nach dem anderen anzusehen — und nichts wird sie mehr beglücken als ein Fest, bei dem alles umsonst ist.«
    »Zehntausend Tische? Selbst wenn ich jeden einzelnen fußhoch mit Muränen, Austern, Flußaalen und Meeräschen belade, wird mich das keine zweihundert Talente kosten. Außerdem hat man, wenn man sich den Bauch vollgeschlagen hat, vielleicht wirklich das Gefühl, daß man nie mehr hungrig sein wird, aber trotzdem hat man schon am nächsten Tag wieder Hunger. Feste sind nach einem Tag vergangen und vergessen, Caesar.«
    »Richtig«, sagte Caesar. »Aber«, fuhr er träumerisch fort, »du hast ja von tausend Talenten erst zweihundert Talente ausgegeben. Nehmen wir an, daß sich zwischen Sextilis und November etwa dreihunderttausend römische Bürger in Rom aufhalten. Bei der normalen Getreidezuteilung hat jeder Bürger Anspruch auf fünf modii Getreide. Das ist ein medimnus pro Monat, zum Preis von fünfzig Sesterzen — ein niedriger Preis, aber natürlich nicht ganz so niedrig wie der Großeinkaufspreis. Also macht das Schatzamt selbst in mageren Jahren wenigstens einen kleinen Gewinn. Dieses Jahr wird jedoch nicht mager sein. Und zu deinem Glück war auch das letzte Jahr nicht mager. Du wirst nämlich dein Getreide aus der letztjährigen Ernte kaufen müssen.«
    »Kaufen?« fragte Crassus verwirrt.
    »Ich bin noch nicht zu Ende. Fünf Scheffel Getreide mal drei Monate... mal dreihunderttausend Bürger  Das sind viereinhalb Millionen Scheffel, und die kosten ungefähr achthundert Talente.
    Und genau diese achthundert Talente«, schloß Caesar triumphierend, »wirst du ausgeben, mein lieber Marcus. Du wirst nämlich drei Monate lang monatlich fünf Scheffel Getreide an alle römischen Bürger verteilen. Und zwar nicht verbilligt, sondern umsonst!«
    »Ungemein großzügig«, sagte Crassus mit ausdruckslosem Gesicht.
    »Genau! Und eine Maßnahme, die gegenüber allen Plänen des Pompeius einen entscheidenden Vorteil hat. Seine Spiele werden nämlich schon über zwei Monate zu Ende sein, wenn du deine letzte Ration Getreide verteilst. Und wenn das Gedächtnis so kurz ist, wie du meinst, dann beherrschst du zuletzt allein das Feld. Ganz Rom wird dank Marcus Licinius Crassus freies Getreide essen, von dem Monat an, in dem die Preise explodieren, bis zu dem Monat, in dem sie wegen der neuen Ernte wieder fallen. Du wirst ein Held! Und sie werden dich ewig lieben!«
    »Immerhin werden sie dann vielleicht aufhören, mich einen Brandstifter zu schimpfen«, grinste Crassus.
    »Da liegt der Unterschied zwischen deinem Reichtum und dem des Pompeius.« Caesar grinste ebenfalls. »Das Geld des Pompeius fliegt nämlich nicht als Asche durch die römische Luft. Es ist höchste Zeit, daß du dein Image etwas aufpolierst, Marcus Crassus!«

    Da Crassus die riesige Menge Weizen über Strohmänner einkaufte und nicht ein Sterbenswörtchen darüber verlauten ließ, daß er am Tag vor den Iden des Sextilis ein Zehntel seines Vermögens dem Herkules Invictus opfern wollte, konnte Pompeius völlig unbeschwert seine eigenen Pläne verfolgen, ohne die geringste Ahnung, daß er Gefahr lief, ausgestochen zu werden.
    Pompeius wollte ganz Rom — und ganz Italien — beweisen, daß die schlechten Zeiten vorüber waren, und wie hätte er das besser tun können, als indem er das ganze Land in einen Taumel von Festen und Feiertagen stürzte. Das Konsulat von Gnaeus Pompeius sollte der Bevölkerung als eine Zeit des Wohlstands und der Freiheit in Erinnerung bleiben, als eine Zeit ohne Angst, Hungersnot und Bürgerkrieg. Wenn man von einem starken Element der Selbstbeweihräucherung absah, hatte Pompeius wirklich lautere Absichten: Die

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