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MoR 03 - Günstlinge der Götter

MoR 03 - Günstlinge der Götter

Titel: MoR 03 - Günstlinge der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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Salzsprotte. Selbst wenn sie sich die Salzsprotte gar nicht leisten können, fragen sie auf dem Markt, was sie kostet. Sie wissen auch ganz genau, wieviel Crassus für den Weizen bezahlt hat und wie viele Scheffel er kaufen mußte. Uns werden die Ohren weh tun vom Klicken der Rechenbretter.«
    »Darf ich dich so verstehen, daß sie zu dem Ergebnis kommen werden, daß Crassus mehr für sie ausgegeben hat als ich?« fragte Pompeius mit einem Glitzern in den Augen.
    »Ich fürchte ja.«
    »Dann muß ich meine Agenten verbreiten lassen, wie teuer Spiele sind. Wieviel wird Crassus ausgeben? Was meinst du?«
    »Etwa tausend Talente.«
    »Crassus? Tausend Talente?«
    »Mindestens.«
    »Dafür ist er doch viel zu geizig!«
    »Nicht dieses Jahr, Magnus. Deine Großzügigkeit und dein schauspielerisches Talent haben unseren großen Ochsen offensichtlich dazu gebracht, mit beiden Hörnern zuzustoßen.«
    »Was kann ich tun?«
    »So gut wie nichts, außer absolut traumhafte Spiele abzuhalten.«
    »Du hast mir nicht alles gesagt, Philippus!«
    Die fetten Kinnbacken wabbelten, die dunklen Augen flackerten. Dann seufzte Philippus, zuckte die Achseln und sagte: »Nun ja, besser du hörst es von mir als von einem deiner Feinde. Es ist das freie Getreide, mit dem Crassus dich ausstechen wird.«
    »Meinst du, weil er ihnen die leeren Bäuche füllt? Es gibt dieses Jahr keine leeren Bäuche in Rom!«
    »Er wird im September, Oktober und November jeweils fünf Scheffel freies Getreide an jeden römischen Bürger verteilen. Das sind neunzig Tage lang täglich zwei Ein-Pfund-Laibe Brot. Und der größte Teil dieser neunzig Tage fällt in die Zeit, wo deine ganze Serie von Spielen vorbei ist. Alle werden dich und deine Taten vergessen haben. Dagegen wird bis Ende November jeder Römer, der in ein Brot beißt, dankbar an Marcus Licinius Crassus denken. Er kann einfach nicht verlieren, Magnus!«
    Es war lange her, daß Pompeius zum letzten Mal einen Wutanfall bekommen hatte, aber derjenige, den er jetzt zur alleinigen Erbauung von Lucius Marcius Philippus bekam, war einer seiner besten. Er riß sich die Haare büschelweise aus, kratzte sich die Wangen und den Hals blutig und holte sich am ganzen Körper blaue Flecken, als er in seiner Wut gegen die Wand rannte und sich auf den Boden warf. Er vergoß eine wahre Flut von Tränen, zerbrach Möbel und Kunstwerke in tausend Stücke, und sein Geheul drohte das Dach vom Haus zu blasen. Mucia Tertia kam erschrocken herbeigerannt, warf einen kurzen Blick auf die Szene und ergriff entsetzt die Flucht. Die Sklaven taten das gleiche. Nur Philippus blieb sitzen und sah Pompeius fasziniert zu, bis Varro den Raum betrat.
    »Großer Gott!« flüsterte Varro.
    »Eindrucksvoll, nicht?« sagte Philippus. »Er ist jetzt schon viel ruhiger. Du hättest sehen sollen, wie er noch vor ein paar Minuten tobte. Schrecklich!«
    »Ich habe es früher schon gesehen«, sagte Varro, als er vorsichtig um die hingestreckte Gestalt auf den schwarz-weißen Marmorfliesen herumgeschlichen war und sich neben Philippus auf die Liege setzte. »Er hat bestimmt von Crassus’ Schachzug erfahren!«
    »Genau. Wann hast du ihn in diesem Zustand gesehen?«
    »Als seine Elefanten nicht durch die Porta Triumphalis paßten«, sagte Varro so leise, daß ihn der auf dem Rücken liegende Pompeius nicht hören konnte; er wußte nie genau, wieviel bei einem solchen Wutanfall Schauspielerei war und wieviel echte Pein, die wirklich jede Wahrnehmung der Außenwelt ausgelöscht hätte. »Auch als Carrinas ihm bei der Belagerung von Spoletium entschlüpfte. Er kann es einfach nicht ertragen, wenn ihm jemand einen Strich durch die Rechnung macht.«
    »Der Ochse hat mit beiden Hörnern zugestoßen«, sagte Philippus nachdenklich.
    »Der Ochse«, sagte Varro sarkastisch, »hat zur Zeit drei Hörner. Und das dritte soll — wenn man dem Klatsch der Weiber glauben darf — bei weitem das größte sein.«
    »Dann hat es sicher einen Namen.«
    »Gaius Julius Caesar.«
    Pompeius richtete sich sofort auf. Seine Kleider waren zerrissen, Gesicht und Kopfhaut bluteten. »Was ist mit Caesar?« rief er.
    »Nur daß er Crassus beraten hat, wie er sich beliebt machen kann«, sagte Varro.
    »Wer hat dir das erzählt?« Pompeius sprang auf die Füße und nahm das Taschentuch, das Philippus ihm reichte.
    »Palicanus.«
    »Er muß es wissen«, sagte Philippus und stöhnte angeekelt, als Pompeius die Nase lautstark in sein Taschentuch leerte.
    »Caesar versteht sich gut

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