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MoR 03 - Günstlinge der Götter

MoR 03 - Günstlinge der Götter

Titel: MoR 03 - Günstlinge der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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vergessen, daß es sich dabei um eine schwere Pflicht handelte. Denn wir hatten nur dreihundert Männer, um alle Geschworenengerichte zu besetzen, dagegen konnten die Ritter mit Staatspferd ihre Geschworenen immerhin aus fünfzehnhundert Mann auswählen. Dann hat uns Sulla unser geliebtes Privileg zurückgegeben, und obwohl er den Senat erweitert hatte, damit wir es erfüllen konnten, mußten wir schon bald feststellen, daß alle Senatoren, die in Rom weilten, andauernd durch irgendwelche Geschworenenpflichten in Anspruch genommen wurden. Denn durch die ständigen Gerichtshöfe hat sich der Bedarf an Geschworenen beträchtlich vermehrt. Sulla ging vermutlich davon aus, daß wir dank der kleineren Zahl der Geschworenen bei den einzelnen Gerichten und dank der größeren Zahl der Senatoren nicht dauernd als Geschworene gebraucht würden, aber er hat das Problem unterschätzt.
    Als ich meine Untersuchung begann«, fuhr Lucius Cotta fort, »war ich nur von der einen Sache felsenfest überzeugt, daß der Senat selbst in seiner erweiterten Form nicht groß genug ist, um für jeden Prozeß die Geschworenen zu stellen. Und doch, eingeschriebene Väter, widerstrebte es mir, die Gerichte wieder den Rittern aus den achtzehn Staatspferd-Zenturien zu überlassen. Dies hätte ich als einen doppelten Verrat empfunden, als einen Verrat an meinem eigenen senatorischen Stand und als einen Verrat an dem hervorragenden Rechtssystem, das Sulla mit den ständigen Gerichtshöfen geschaffen hat.«
    Alle Senatoren hatten sich gebannt vorgelehnt. Es war absolut einleuchtend, was Lucius Cotta sagte!
    »Aus diesem Grund dachte ich zuerst daran, die Geschworenenpflicht zwischen dem Senat und den achtzehn ersten Zenturien gleich zu verteilen, also jedes Gericht zu fünfzig Prozent mit Senatoren und zu fünfzig Prozent mit Rittern zu besetzen. Nach einigen Berechnungen stellte ich jedoch fest, daß die Last für die Senatoren auch dann noch zu schwer wäre.«
    Lucius Cotta streckte mit ernstem Gesicht und leuchtenden Augen beide Hände aus und gab seiner Rede eine etwas andere Richtung: »Wenn ein Mann über seine Mitmenschen zu Gericht sitzen muß«, sagte er ruhig, »dann sollte er, gleichgültig welchen Status er hat, frisch, wach und interessiert sein. Dies aber ist nicht möglich, wenn er zu häufig Geschworener sein muß. Er wird immer matter, müder, desinteressierter — und immer anfälliger für Bestechungen. Was, mag er sich fragen, soll mich sonst für die lästige Pflicht als Geschworener entschädigen außer einer ordentlichen Bestechungssumme. Der Staat bezahlt seine Geschworenen nicht. Deshalb sollte er auch nicht das Recht haben, riesige Mengen ihrer Zeit in Anspruch zu nehmen.«
    Viele Senatoren nickten oder murmelten zustimmend; es gefiel ihnen sehr, was Lucius Cotta zu sagen hatte.
    »Ich bin mir bewußt, daß viele von euch aus diesem Grund meinten, daß die Geschworenenpflicht an ein größeres Gremium übertragen werden sollte, als es der Senat darstellt. Auch bin ich mir natürlich bewußt, daß die Pflicht, die Geschworenen zu stellen, schon einmal für einen kurzen Zeitraum auf beide Stände verteilt war. Aber, wie ich schon sagte, ging keine der bisherigen Lösungen weit genug. Da die ersten achtzehn Zenturien achtzehnhundert Mitglieder abzüglich der Senatsmitglieder haben, verfügen die Ritter über ein ausreichendes Reservoir von Männern, die Geschworene werden können, und ein Ritter muß vielleicht einmal pro Jahr als Geschworener fungieren.«
    Lucius Cotta machte eine Pause und blickte befriedigt in die Runde. Dann fuhr er lebhaft fort: »Ein Mann aus der ersten Klasse ist genau, was der Name sagt: erstklassig. Er ist ein hervorragender Bürger, der über ein jährliches Einkommen von nicht weniger als dreihunderttausend Sesterzen verfügt. Aber Rom ist eine sehr alte Stadt. Manche Institutionen haben sich überhaupt nicht geändert, und andere hat man zwar weiterbestehen lassen, aber man hat ihnen zusätzliche Leute zugeteilt oder neue Funktionen aufgepfropft. So auch die erste Klasse. Ganz zu Anfang bestand sie nur aus den ersten achtzehn Zenturien. Weil wir jedoch eisern daran festhielten, daß jede Zenturie nur aus hundert Mann bestehen durfte, mußten wir die erste Klasse erweitern, indem wir ihr mehr Zenturien hinzufügten. Als wir dreiundsiebzig zusätzliche Zenturien hatten, beschlossen wir, die erste Klasse auf eine andere Art zu erweitern — indem wir mehr als hundert Männer in die zusätzlichen

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