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MoR 03 - Günstlinge der Götter

MoR 03 - Günstlinge der Götter

Titel: MoR 03 - Günstlinge der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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mit Crassus, das weiß ich«, sagte Pompeius dumpf. »Er hat letztes Jahr alle Verhandlungen geführt. Und er hat vorgeschlagen, daß wir den Volkstribunen ihre Macht zurückgeben.« Dies mit einem häßlichen Seitenblick auf Philippus, der keinen Vorschlag dieser Art gemacht hatte.
    »Ich habe gewaltigen Respekt vor Caesars Fähigkeiten«, sagte Varro.
    »Crassus auch — und mir geht es nicht anders.« Pompeius sah immer noch häßlich drein. »Nun ja, jetzt weiß ich wenigstens, zu welcher Partei Caesar gehört.«
    »Caesar gehört nur zu Caesars Partei«, sagte Philippus. »Das solltest du nie vergessen. Und du solltest dir Caesar warmhalten, wenn du klug bist. Auch wenn er Crassus geholfen hat. Einen Caesar wirst du immer brauchen, besonders, wenn ich tot bin — und das kann nicht mehr allzulange dauern. Ich bin zu fett, um siebzig zu werden. Lucullus fürchtet Caesar! Und das will was heißen. Es gibt nur einen Mann, den Lucullus ebenfalls fürchtete: Sulla! Sieh dir diesen Caesar scharf an, und denk an Sulla!«
    »Wenn du sagst, ich soll ihn mir warmhalten, dann werde ich das tun, Philippus«, sagte Pompeius großzügig. »Aber es wird lange dauern, bis ich vergessen habe, daß er mir mein Konsulat ruiniert hat!«

Zwischen den Spielen des Pompeius — die vor allem deshalb ein großer Erfolg waren, weil sich sein Geschmack in Zirkus und Theater mit dem der einfachen Leute deckte — und den ludi Romani lagen die Kalenden des September, und an den Kalenden des September fand traditionell eine Senatssitzung statt. Sie war schon immer eine wichtige Sitzung gewesen, und so auch in diesem Jahr: Lucius Aurelius Cotta trug sein Gutachten vor.
    »Ich habe den Auftrag erfüllt, den ihr mir zu Beginn des Jahres erteilt habt, eingeschriebene Väter«, sagte Lucius Cotta vom kurulischen Podium aus. »Und ich hoffe, ihr werdet mit meiner Arbeit zufrieden sein. Bevor ich ins Detail gehe, möchte ich kurz umreißen, was ich euch als Gesetz zu empfehlen rate.«
    Lucius Cotta hatte keine Schriftrollen oder Papiere in Händen, und auch der Assistent des Stadtprätors schien keine Dokumente dabeizuhaben. Da der Tag extrem heiß war — es war immer noch Hochsommer —, ließ das Haus einen schwachen Seufzer der Erleichterung hören; Lucius Cotta würde ihre Geduld nicht allzulange strapazieren. Schließlich neigte er ohnehin nicht zur Weitschweifigkeit; von den drei Cottas war er der jüngste und bei weitem der hellste Kopf.
    »Offen gesagt, Kollegen Senatoren«, sagte er mit seiner klaren lauten Stimme, »ich war weder von den Rittern noch von den Senatoren sonderlich beeindruckt, was ihre Tätigkeit als Geschworene betrifft. Wenn die Geschworenen ausschließlich aus Senatoren bestehen, bevorzugen sie den Senatorenstand. Und wenn sie ausschließlich Ritter sind, die ein Staatspferd besitzen, bevorzugen sie den Ritterstand. In beiden Fällen neigen die Geschworenen dazu, bestechlich zu sein, und zwar vor allem deshalb, weil sie alle aus dem gleichen Stand kommen — sei es nun aus dem der Senatoren oder aus dem der Ritter. Deshalb mache ich den Vorschlag, das Amt der Geschworenen gleichmäßiger als je zuvor auf die Stände zu verteilen. Gaius Gracchus entzog dem Senat das Recht, die Geschworenen zu stellen, und übergab es den achtzehn Zenturien der ersten Klasse, deren Mitglieder ein Staatspferd und ein Einkommen von mindestens vierhunderttausend Sesterzen pro Jahr haben. Nun stammen unbestreitbar fast alle Senatoren aus Familien, die zu den achtzehn Zenturien an der Spitze der ersten Klasse gehören. Ich will damit sagen, daß Gaius Gracchus nicht weit genug ging. Deshalb schlage ich vor, jedes Geschworenengericht zu gleichen Teilen mit drei Gruppen zu besetzen, nämlich mit Senatoren, mit Rittern, die ein Staatspferd besitzen, und mit Zahlmeistern — den Rittern, aus denen der größte Teil der ersten Klasse besteht und deren Jahreseinkommen sich auf mindestens dreihunderttausend Sesterzen pro Jahr beläuft.«
    Ein Murmeln erhob sich, aber kein zorniges; die Gesichter wandten sich Lucius Cotta zu wie die Blumen der Sonne. Sie wirkten erstaunt, aber nachdenklich.
    Lucius Cotta ließ seine Überzeugungskraft spielen. »Wie mir scheint, waren wir Senatoren in den vielen Jahren, die zwischen Gaius Gracchus und der Diktatur von Lucius Cornelius Sulla verstrichen, sentimental geworden. Wir dachten damals sehnsüchtig an die Zeit zurück, als wir über das Privileg verfügten, die Geschworenen zu stellen, und hatten ganz

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